8. Dezember 2018

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Liebes Tagebuch,

ich bin es schon wieder. Ja, mittlerweile hänge ich drei Tage hinterher. Ich hoffe, du verzeihst es mir, aber ich denke, nach alldem, was passiert ist, kannst du es nachvollziehen. Nun gut, ich versuche, mich zu erinnern, was passiert ist.

Vogelgezwitscher holte mich sanft aus dem Schlaf. Wie erwartet war es noch dunkel und ich tastete den kleinen Nachttisch nach meinem Zauberstab ab. Diesen fand ich nicht, jedoch stach mir plötzlich etwas scharfes in den Finger. Obwohl es dunkel war, sah ich, dass Blut meinen Finger runter floss. Sofort war ich hellwach, sprang wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett und suchte im noch dunkleren Flur die Badezimmertür. Als ich sie gefunden hatte, drückte ich die Klinke runter, schaltete das Licht an und suchte hektisch in dem kleinen Schrank hinter dem Spiegel nach Pflastern und Desinfektionsmittel. Ja, ich bin eine Hexe und ja, ich kenne mindestens fünf Zaubersprüche, die eine einfache Schnittwunde in weniger als drei Sekunden geheilt hätten, aber in meiner Kindheit und der Zeit vor Hogwarts hat mir meine Mutter auf blutende Wunden ein buntes Pflaster geklebt und mir zur Beruhigung einen Zuckerfreien Kaugummi aus der Küche geholt. Und auch jetzt, 30 Jahre später, beruhigte mich diese einfache Geste. Als ich bereits begann, nervös zu werden, umschlossen meine Finger eine kleine, kalte Dose und ich atmete erleichtert aus. Ich desinfizierte die Schnittwunde, klebte ein Pflaster drauf und schob mir einen frischen Pfefferminz in den Mund.                                                                                                    Ich schaute in den Spiegel und dachte mir, wenn schonmal im Bad war, konnte ich mich auch gleich fertig machen.

Als ich, in ein Handtuch eingewickelt, wieder ins Schlafzimmer kam, fiel mein Blick direkt auf meinen Nachttisch oder besser gesagt auf die Spiegelscherben, an denen angetrocknetes Blut glitzerte. Es war der zerbrochene Rest von dem vergoldeten Taschenspiegel, den ich von Ronald zum Geburtstag geschenkt bekommen habe. Erschrocken hielt ich mir die Hand vor den Mund und ließ dabei fast mein Handtuch fallen.                                                                                                                  Liebes Tagebuch, ich bin nicht abergläubisch, aber vielleicht ist dieser zerbrochene Spiegel der Grund für die schlimmen Dinge, die passiert sind. Mir fiel wieder ein, dass ich den Spiegel letzten Freitag hab fallen lassen, wegen des orientierungslosen Finks, der gegen das Fenster geflogen ist.                                                                                                                                                                                                   Wie hypnotisiert ging ich auf den kleinen Tisch zu und nahm die Scherben in die Hand. Ich speigelte mich an die dreißig mal und dieser Haufen an Spiegelstücken ergaben ein sehr verzerrtes Bild meiner selbst. In einer Scherbe sah ich meine geröteten Augen und in einer anderen kräuselten sich meine braunen Locken. Eine einsame Träne tropfte auf die Scherben und verwischte meine Sicht.                                                                                                                                              Ich weiß bis jetzt nicht, warum ich mich für diesen Weg entschieden habe (vielleicht, um mit dieser Woche abzuschließen) aber in diesem Moment kam es mir einfach richtig vor.                          Ich ging in die Küche, öffnete den Mülleimer und schmiss die verbliebenen Teile des ehemals schönen Spiegels dort hinein.

Ich galt immer noch als entschuldigt und hatte es mir deswegen mit einem meiner Lieblingsbücher und einer Tasse schwarzen Tees vor dem Kamin gemütlich gemacht.                        Gegen Mittag, als ich fast eingeschlafen war, klingelte es auf einmal an der Haustür. Etwas verwirrt ging ich zur Wohnungstür und drückte den Knopf der Gegensprechanlage. ,,Hermine? Ich bin es, Molly. Schätzchen, darf ich kurz rein kommen?"  Kurz stockte mir der Atem. Ich hatte mit vielem Gerechnet, nur mit ihr nicht und doch drückte ich einen weiteren Knopf und zwar den, der die Tür öffnete. Ich öffnete die Wohnungstür und hörte langsame aber feste Schritte im Treppenhaus näher kommen. Kurze Zeit später stand meine Schwiegermutter vor mir. Die grauen Haare, die früher einmal in Scharlachrot geleuchtet haben, waren unter einen roten Filzmütze versteckt und auch der bunte Mantel, den sie trug, sah ziemlich selbstgemacht aus. Eigentlich war die kleine, rundliche Person immer gut gelaunt, doch heute sah sie mich ein wenig traurig und entschuldigend an jedoch streckte sie die Arme aus; eine Geste, die ich seit Jahren besonders gut von ihr kannte und erwiderte ihre herzliche Umarmung sofort.                          Leicht unbeholfen stammelte ich:,, Soll ich dir den Mantel abnehmen? Setz dich am besten schon mal ins Wohnzimmer. Ich hol dir Hausschuhe." Sie folgte meiner Aufforderung du ging ins Wohnzimmer, während ich den Mantel auf hing und aus der Abstellkammer ein paar Filzpantoffeln holte. 

Wir saßen lange beisammen und redeten über vieles. Das Thema Ron sprach niemand an, obwohl wir beide wussten, dass der andere die Zeitung gelesen hatte. Nach einiger Zeit, als es anfing, zu dämmern, herrschte plötzlich eine unangenehme Stille. Ich räusperte mich und sagte etwas wie:,, Ich... geh mir noch eine Tasse Tee machen." Sie hielt meinen Arm fest und begann vorsichtig:,, Hermine... setz dich doch nochmal." Sie klopfte auf das Sofa neben sich und bedeutete mir somit, mich zu setzten. Sie atmete einmal tief durch und setzte ihr Entschuldigungsrede fort:,, Ich denke, du hasst die Zeitung gelesen und wenn nicht, hat es dir sicher Ginny bereits erzählt. Du musst uns glauben, wie wussten alle nichts von seiner Affäre mit dieser miss Chang! Und..." Ich unterbrach sie kurz mit verbittertem Ton:,, Weasley... Sie heißt Weasley." Sie hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund und fing an, zu weinen. Sie zog mich in eine lange Umarmung und flüsterte ein ersticktes:,, Es tut mir so leid..." Ich wollte ihr das eigentlich nicht antun, aber ich musste ihr einfach was gestehen. ,,Molly, es tut mir leid, dir das erzählen zu müssen, aber wie du weißt hab ich darauf bestanden, auf Muggelweise zu heiraten - standesamtlich. Und ich würde gerne die Scheidung einreichen. Molly, hör mir zu. Ich habe ihn sehr geliebt, aber diese Sache mit Cho hat mich unfassbar wütend gemacht, dass ich ihn gerne nie wieder sehen würde. Außerdem muss ich andauernd an Rosy und Hugo denken. Sie lesen doch auch die Zeitung und vor allem Rose ist nicht auf den Kopf gefallen. Molly, verstehst du mich? Ich würde mich gerne Scheiden lassen und wenn er will, kann er mit seinem Kind und seiner Frau in den USA bleiben."  Molly nickte langsam und nachdem sie alles verarbeitet hatte, sah sie mich verständnisvoll an. Einmal mehr hatte sie Tränen in den Augen. Doch sie verstand mich voll und ganz und verabschiedete sich weinend. Mein Tag war gelaufen und ich ging noch einmal in das Café, in dem Malfoy und ich vor ein paar Tagen gesessen hatten.                                               Aus irgendeinem paranoiden Grund, hatte ich gehofft, ihn hier vorzufinden, doch welche Überraschung - er war nicht dort. Ich weiß nicht wieso, aber ich war irgendwie enttäuscht.





1070 Wörter

Coffee, Granger?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt