20. Dezember 2018

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Liebes Tagebuch,

Ich bin es; schon wieder; Hermine. Manchmal denke ich, ich nerve dich vielleicht, aber dann fällt mir wieder ein, dass du nur ein Buch bist und ich dich gar nicht nerven kann. Und genau deswegen musst du jeden Abend ertragen, was ich so gemacht habe, nicht gemacht habe oder was ich vorhabe. Heute etwas neues und langsam mache ich mir Hoffnungen mit Draco. Ob ich das lieber lassen sollte? Was denkst du? Nein halt... Du bist ein Buch, aber danke trotzdem. Und Moment, habe ich gerade Draco geschrieben? Merlin! Was bin ich für ein Trottel...?

Überall hingen Kerzen und Tannenzweige. Ein leichter Duft von Zimt und Orangen strömte durch meine Nase. Der mysteriöse Raum war in ein einladendes Licht getaucht und ich betrat ihn, darauf achtend, keine Tannenzweige von der Decke zu reißen. ,,Hermine", sagte eine dumpfe Stimme. Sie kam mir bekannt vor, aber ich konnte sie keinem Gesicht zuordnen. Außerdem klang dir Stimme als wäre sie weit weg. Ich trat weiter in den Raum, um der Stimme auf den Grund zu gehen. Plötzlich hörte ich ein monotones hektisches Klopfen. Fast als würde jemand an eine Tür klopfen. Das Klopfen wurde lauter und auf einmal schreckte ich von meinem Bett auf und schmiss vor Schreck meine Bettdecke runter. Es klopfte tatsächlich an meiner Wohnungstür. Ich tastete den Nachtschrank nach meinem Zauberstab ab und machte Licht. Ich warf einen flüchtigen Blick auf meine Uhr. Na toll... halb fünf!
Nicht sonderlich gut gelaunt schwang ich meine Beine aus dem Bett und schlurfte zur Haustür. Ich löste die Sicherheitskette (alte Gewohnheit aus meinen Kindertagen in denen ich nichts von Magie wusste) und machte die Tür auf. Ich war noch sehr vom Schlaf benommen, meine Sinne waren zum Glück nicht benebelt genug, um der klopfenden Faust nicht ausweichen zu können. Der Herr der Faust stürmte jetzt aufgeregt meine Wohnung. Er hatte immer noch seine Tasche in der Hand und trug den braunen Ledermantel, den Auroren im Außendienst tragen mussten. Aufgeregt rief er:,, Granger, keine Sorge! Versteck dich einfach und ich überwältigt ihn allein. Lauf einfach weg und warte nicht auf mich!" Noch verwirrter als vorher stand ich jetzt im Flur und versuchte, Klarheit zu schaffem:,, Malfoy, was ist los? Hier ist niemand. Und warum klopfst... Moment, warst du bis jetzt noch an deinem Fall drann?" Er ließ seinen Zauberstab sinken. Er lugte vorsichtig an mir vorbei in die Küche. Er stellte seine Tasche auf den Boden und raufte sich die Haare. ,,Aber Herm... Granger, ich dachte Weasley... er war in London und ich... wollte er dir nichts tun?" Ich bekam das Gefühl, dass mein verwirrter Gesichtsausdruck fest gefroren war. Dich plötzlich brach ich in schallendes Gelächter aus. Hatte Malfoy wirklich gedacht, dass Ronald meine Wohnung gestürmt hatte und mir etwas antun wollte? Irgendwie süß...
Ich nahm dem völlig verwirrten Malfoy den Mantel ab und lotste ihn in die Küche. Während ich das Wasser für den Tee mit Hilfe von ein wenig Magie zum kochen brachte, beantwortet ich die tausend unausgesprochenen Fragen, die in Malfoys Kopf gerade Hoola tanzten:,, Also ja, Ronald war hier in London. Aber wir haben uns scheiden lassen und er wird hoffentlich jetzt für immer in den USA bleiben. Außerdem hätte ich eine Frage: wenn du angenommen hast, dass er mir irgendwas antun will, warum hast du dann nicht einfach die Tür geöffnet? Du bist ein Zauberer oder nicht?" Ich schmunzelte und er schaute ungläubig zwischen seinem Zauberstab und mir hin und her und blieb schließlich an seinem schwarzen Zauberstab hängen und schlug sich die Hand vor die Stirn und rieb sich die Augen. ,,Ich bin müde; es waren anstrengende Tage. Ich denke, ich sollte lieber hoch gehen. Danke für den Tee." Paradoxer Weise hatte er den Tee, den ich ihm hingestellt hatte, nicht einmal angefasst geschweige denn auch nur einen Schluck getrunken. Er nahm sich seinen Mantel und schloss die Tür hinter sich. Ich hörte noch, wie er die Treppe hoch ging und seine Tür aufschloss. Ich ging zurück in die Küche. Das heißt ich wollte in die Küche gehen, aber ich stolperte über Malfoys Tasche und verteilte sämtliche Besitztümer des Blonden auf meinem Fußboden. Schnell sammelte ich alles wieder zusammen und stopfte es willkürlich in die Tasche. Ich leuchtete mit meinem Zauberstab auch noch unter die kleine Komode und fand eine einzelne Galleone. Ich holte sie hervor und merkte sofort, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Ich eilte ins Schlafzimmer und öffnete die Schublade meines Nachtschränkchens. Ich wühlte kurz darin und schließlich umschloss meine Hand den kleinen, runden Gegenstand, den ich gesucht hatte. Im Flur hielt ich meine Münze neben die, die ich unter meiner Komode gefunden hatte. Es war die selbe wie die, die alle DA Mitglieder im fünften Schuljahr bekommen hatten. Aber Malfoy war nie in der DA sondern in Umbrigdes Inquisitorenteam. Ich überlegte fieberhaft, kam aber nicht darauf, wie er an diese Münze gekommen sein konnte.
Ich schloss die Tasche und rannte noch im Schlafanzug die Treppe zu Malfoys Wohnung hoch. Ich klingelte kurz und wartete auf ihn.
Kurze Zeit später öffnete ein mürrischer Malfoy die Tür, doch als er mich entdeckte rang er sich ein Lächeln ab. ,,Hab ich etwa meinen Kopf bei dir vergessen?", fragte er scherzhaft aber sehr verschlafen und müde. Ich lächelte wegen seinem wunderschönen Lachen und stotterte:,, Ne...Nein... Nur... Nur deine Tasche. Schlaf gut, Malfoy." Er machte einen genervten Laut und verdrehte gespielt empört die Augen. Dann passierte etwas, womit ich niemals gerechnet hatte. Er hauchte mir einen Kuss auf die Wange und flüsterte:
,, Danke, Hermine..."
Vor Scham gepeinigt stand ich wie eine Salzsäule vor Malfoys geschlossener Tür. Wie in Trance ging ich wieder runter zu meiner Haustür. Hatte er mich gerade wirklich bei meinem Vornamen genannt? Und viel wichtiger: hatte er mich gerade wirklich geküsst?

Es war schon spät als ich Baker-Street runter ging und vor einem kleinen Café hielt. Der Angestellte war gerade dabei, die letzten Tische abzuwischen. Doch es war nicht geschlossen und es lagen noch belegte Brote im Schaufenster der Theke. Ich öffnete die Tür und dir kleine Glocke klingelte. Der Kellner schaute erstaunt hoch, hatte er wahrscheinlich nicht mehr mit Kundschaft gerechnet. ,,Guten Abend, Miss. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?", fragte er höflich. Ich faltete meinen Regenschirm zusammen und lächelte:,, Verkaufen Sie mir noch ein frisches Sandwich zum mitnehmen?" Er stammelte kurz ein lang gezogenes äh, doch dann antworte er schnell:,, Ja, klar. Mit Schinken oder Salami? Oder bevorzugen Sie es veggy? Wir haben auch Tofuwurst." Ich überlegte kurz und bestellte ein ganz einfaches Käse-Schinken Sandwich. Der Kellner, auf dessen Schild Dean stand, wie ich später fest gestellt hatte, brachte mir gerade mein Sandwich, als die Türglocke erneut läutete. Blonde Haare streiften den Türrahmen und schlanke Finger fuhren durch die Haare, um die Regentropfen aus ihnen zu befördern. ,,Malfoy?", fragte ich ungläubisch, ,,Was machst du denn hier?"
Er streckte seine Hand aus, nahm meine und zog mich aus dem Café.
,,Granger, ich habe ein Problem... Ich habe meiner Mutter gesagt, ich bringe an Weihnachten meine Freundin mit, weil sie es nicht wahrhaben will, dass ich noch Single bin. Nach der Trennung von Astoria hat mir keine Frau mehr so wirklich gefallen und sie scheint Scorpius sehr zu vermissen. Naja und da ich keine Freundin habe... Könntest du mir den Gefallen tun und an Weihnachten mit spielen?" Den letzten Teil sagte er ganz schnell, sodass ich ihn kaum verstand. Ich hatte ihn aber verstanden und atmete jetzt ruckartig aus. ,,Du willst was!?", fragte ich sehr ungläubisch. Er schaute sich verlegen seine Schuhe an. Ich machte ein komisches Geräusch, das wie eine Mischung aus Lachen und empörtem Schnauben war. Es war lange still und erst als ich vor meiner Wohnungstür stand, sagte er wieder etwas:,, Es tut mir leid, wenn dich das jetzt verärgert hat. Aber ich dachte, fragen kostet ja nichts. Also gute Nacht, Her... Granger." Ich atmete tief ein und antwortete:,, Nagut... Ich werde an Weihnachten für dich die Freundin spielen. Aber meine Kinder dürfen mitkommen und du kommst an Heiligabend zu unserer besinnlichen Vorweihnachtsrunde. Ohne Wiederrede oder ich komme doch nicht mit!" Sein vor Enttäuschung verzogenes Gesicht verwandelte sich in ein überglücklichen Ausdruck der Freude und er umarmte mich stürmisch, wirbelte mich durchs Treppenhaus. Dann stellte er mich abrupt wieder ab, räusperte sich und nuschelte etwas, das wie gute Nacht klang. Ich schloss kopfschüttelnd die Tür zu meiner Wohnung auf. Dieser Mann wurde immer mysteriöser...

Coffee, Granger?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt