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Sofort apparierte Remus an einen Ort, von dem er wusste, dass niemand dahin kommen würde. Dann sendete er eine Nachricht an Sirius, der gleich darauf neben ihm erschien. Für einen Augenblick sahen sie sich an, bevor sich Sirius umdrehte. Kurz war Remus verunsichert. Dachte er etwa, Remus würde ihn in eine Falle gelockt haben? Doch Sirius Haltung gab nichts über seine Gedanken preis, lediglich die Tatsache, dass er mit dem Rücken zu ihm stand und sich an die Brüstung lehnte, die Ellbogen als Stütze gedacht, verrieten, dass er sich nicht vollkommen wohl fühlte.
Schweigend trat Remus neben ihn und versuchte, die Aussicht zu genießen. Dieser Ort war für die beiden immer etwas Besonderes. Hier hatten sie zu zweit ein Wochenende verbracht, direkt nachdem sie unter sich beschlossen hatten, verheiratet zu sein, in einer herunter gekommenen Hütte auf einem hohen Felsen am Meer. Es war perfekt für sie gewesen, hier hatten sie ihre Ruhe gehabt und mussten keine Angst haben, von Personen erwischt zu werden, die etwas gegen ihre Sexualität hatten.

Gespannt wartete Remus darauf, dass der Schwarzhaarige anfing zu reden. Er wollte doch reden, oder nicht? War das nicht der Grund, weshalb er ihn treffen wollte?

Irgendwann sprach er auch wirklich, aber erst, als die Sonne schon langsam im Meer versank.

"Du hast dein Leben weiter gelebt. Bist vorangeschritten. Und eigentlich sollte es mich freuen. Aber das tut es nicht. Es schmerzt, wenn du glücklich ohne mich bist. Wenn dein Leben voran geht, während ich immer nur daran denken kann, wie sehr ich dich in meinem brauche. Ich will nicht, dass du glücklich bist mit deinem Leben, ich will, dass du bei mir glücklich bist. Und - oh gott - das ist alles so egoistisch! Ich habe wirklich versucht, darüber hinweg zu kommen. Ich habe mir gesagt, wenn ich dich wieder sehen sollte und du mir deine Frau vorstellst, würde ich mich für dich freuen. Aber ich kann es einfach nicht. Tut mir leid."

Sirius blickte nur ganz kurz zu Remus, der ihn unverwandt ansah, bevor er sich wieder der schönen Aussicht zu wandte. Das war leichter zu ertragen, als Remus' unergründliche, intensive Augen.

"Es tut mir leid, dass ich so egoistisch bin. Dass ich dir damals nicht vertraut habe. Es tut mir so unendlich leid."

Nach ein paar Minuten des Schweigens legte Remus seine Hand auf Sirius' Schulter und zwang ihn, sich zu ihm umzudrehen.

"Glaubst du wirklich, ich wusste nicht, worauf ich mich mit dir einlasse?", fragte er, erwartete aber keine Antwort. "Ich wusste, du bist in gewisser Weise egoistisch, ich wusste, du vertraust nicht leicht und bei meinem Verhalten damals kam es eigentlich nicht überraschend. Ich wusste es, ich kannte dich und deshalb war es wie ein Schlag ins Gesicht, als alle sagten, du hättest Lily und James verraten. Glauben wollte ich es nicht, aber es gab für mich keine andere Erklärung. Worauf ich hinaus will, ist, dass ich dich kannte. Immer noch kenne. Als wir angefangen haben, miteinander auszugehen, wusste ich, worauf ich mich einlasse. Aber das hat mich nicht abgehalten. Du bist nicht perfekt, niemand ist das. Aber trotz all deine Macken hab ich dich geliebt. Gerade wegen ihnen, habe ich dich geliebt. Und das hat sich in all den Jahren nicht geändert."

Sprachlos blickte der Schwarzhaarige ihn an. Stimmte das, was Remus von sich gab? Konnte er ihm wirklich verzeihen, was er alles getan hatte?

Alle seine Zweifel waren verschwunden, als Remus' Lippen seine berührten. Wie er es in Erinnerung hatte, waren seine Lippen rau, aber der Kuss war anders. So sanft und voller Angst, etwas falsch zu machen. Als sie sich voneinander lösten, schlug Sirius seine Augen auf. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er sie überhaupt geschlossenen hatte. Das seichte Lächeln auf Remus' Gesicht wurde breiter, neckischer.

"Du dachtest wirklich, ich hätte eine Frau gefunden?"

"Halt die Klappe", murrte Sirius gespielt eingeschnappt und schlug gegen Remus' Brust. Da waren Muskeln wie eh und je. Seine eigenen hatten sich im Laufe der Jahre abgebaut. Hager war er, das wusste er, aber er glaubte nicht, dass es Remus etwas ausmachen würde. Die Intensität, mit der er angestarrt wurde, bestätigte seine Gedanken.

Neumond ~ WolfstarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt