Als Sirius' Tod eintrat, fühlte Remus eine Leere in sich aufsteigen, die ihm unbekannt war. Es war im Ministerium und er hatte kaum Zeit zu gucken, als Sirius' Lachen verstarb. Gerade sah er noch, wie sein Freund durch den Bogen fiel. Im nächsten Moment hielt er schon Harry davon ab, ihm zu folgen. Die Schreie, die der junge Potter und vielleicht auch er selbst, er wusste es nicht, ausstieß, hörte er nicht. Es verlief alles wie in einem schlechten Film.
Erst Tage später hatte er realisiert, dass sein Freund, der einzige, der ihm wirklich etwas bedeutet hat, tot war. Tot. Einfach nicht mehr am Leben.
Er schrie sich die Seele aus dem Leib und weinte bis tief in die Nacht. Niemand bekam etwas davon mit. Eigentlich hatte er vorgehabt, Harry von ihrer Beziehung zu erzählen, aber er konnte es nicht. Seine Probleme wollte er dem Jungen nicht auch noch zur Last geben. Harry litt genug unter seinem eigenen Verlust.
Seine Aufträge führte Remus nicht mehr aus. Nichts war mehr so wie vorher. Sein Herz hatte sich verschlossen, ein dumpfes Gefühl in seinem Magen und sein gesamter Körper bewegte sich nur noch wie eine ungeölte Maschine.
Gerade lag er bei sich Zuhause auf dem Bett und starrte stumpf an die Decke, ohne wirklich irgendwas zu denken. Er hatte nur Sirius' Augen im Kopf, mehr nicht. Er konnte es nicht glauben, dass er sie nie wieder sehen würde.
Plötzlich klopfte es an die Tür. Einen Moment überlegte er, einfach nicht aufzumachen, aber dann entschloss er sich anders. Schwerfällig erhob er sich und öffnete die Tür. Die grellen pinken Haare, die ihm in den Augen weh tan, hätte er überall auf der Welt wiedererkannt. Auf sie hatte er überhaupt keine Lust.
"Was willst du, Tonks?", fragte er emotionslos dachte gar nicht daran, sie herein zu bitten.
"Dich hier raus holen", erwiderte sie und griff nach seinem Arm, den er ihr schnell wieder entzog.
"Das halte ich für keine gute Idee."
"Remus, es ist was passiert und auch wenn du nicht dringend gebraucht wirst, wäre es nett, wenn du mitkommen würdest."
Der Werwolf schüttelte nur den Kopf.
"Komm schon, was tust du denn hier? Trübsal blasen, mehr nicht. Was ist denn so schlimm daran, einfach mal zu helfen?", versuchte die Metamorphmagin ihn zu überreden, während sie ihn mit großen Augen ansah.
Seufzend zückte er seinen Zauberstab und rief seinen Mantel mit einem unausgesprochenen Accio zu sich. Dann trat er aus der Wohnung und verschloss die Tür hinter sich, bevor er sich an Tonks Arm festhielt. Kaum eine Sekunde später waren sie an einem anderen Ort und Remus blickte sich um. Es sah aus wie ein Schlachtfeld und wahrscheinlich war es das auch. Auf dem Boden lagen Frauen und Männer, von denen er nicht sagen konnte, wie viele noch atmeten. Ein paar Ordensmitglieder waren verteilt und kümmerten sich um die Verletzten. Gesteinsbrocken lagen überall verteilt und der eine viereckige Fläche ließ vermuten, dass es mal der Grundriss eines etwas älteren Hauses gewesen war. Für einen Moment wunderte sich der Werwolf, warum man das Gebäude nicht wieder aufbaute - für Zauberer brauchte es ja nicht mehr als einen Wink mit dem Zauberstab.
Dann erst fiel ihm auf, dass die Menschen am Boden wahrscheinlich Muggel waren. Ein Wimmern nicht weit von ihm entfernt brachte ihn dazu, sich dahin zu bewegen.
Auf dem Boden lag ein Junge, nicht älter als elf. Eine große Wunde klaffte in seinem Bauch. Vorsicht beugte sich Remus zu dem Jungen nach unten und legte eine Hand auf seine Schulter, um ihm mitzuteilen, dass er nicht allein war. Dann nahm er seinen Zauberstab wieder zur Hand und machte sich daran, die Wunde zu heilen. Ein wenig unsicher war er schon, solche Zauber waren nicht sein Spezialgebiet, aber als das Kind wieder anfing, regelmäßiger zu atmen, breitete sich Erleichterung in ihm aus. Remus blieb noch bei ihm, bis er sich sicher war, dass er über den Berg war, dann wollte er sich abwenden. Eine kleine Hand hielt ihn auf.
"Wie hast du das gemacht?", fragte der Junge mit kratziger Stimme. In diesem Augenblick fiel Remus wieder ein, dass es ja ein Muggel war, mit dem er es zu tun hatte. Das bedeutete, er würde ihn obliviieren müssen.
"Mit Magie", antwortete er und lächelte schwach, als sich die Augen des Jungen überrascht weiteten und anfingen zu glitzern. Da wurde ihm bewusst, dass er es nicht über sich bringen würde, sein Gedächtnis zu löschen. Nicht gut, dachte der Werwolf, als er auch schon eine Stimme neben ihm "Obliviate" flüstern hörte, woraufhin die Augen des Jungen glasig wurden.
Remus drehte sich um und sah, wie Tonks ihn mitfühlend anlächelte. Dankbar nickte er ihr zu, bevor er sich der nächsten verletzten Person zuwandte.
***
Erschöpft ließ sich Remus auf sein Bett fallen, als er spät in der Nacht Zuhause ankam. Der Tag war anstrengend und er fühlte sich ausgelaugt. Er hatte so vielen Menschen wie möglich geholfen und zusammen mit Tonks dafür gesorgt, dass sie sich an nichts erinnerten. Selbst mit der Hilfe von weiteren Ordensmitgliedern, die auch schon im Kampf dabei gewesen waren, hatte es lange gedauert. Auch der Wiederaufbau des Hauses bzw. der Häuser, hat viel Zeit gekostet. Na ja, viel Zeit für einen Zauberer. Muggel bräuchten dafür bestimmt länger.
Müde schloss er die Augen, nur um seinem schlimmsten Alptraum zu begegnen. Sirius, der durch den Bogen fiel, und für immer aus seinem Leben verschwand.
***
A/N
Mit 902 Wörtern mein kürzestes Kapitel. Ausrede ist das übliche. Stress und Schreibblockade. Hoffe, es hat euch trotzdem gefallen... Was ich bezweifle. Dennoch würde ich euch bitten, bis zum Ende der Geschichte zu bleiben, auch wenn sie jetzt eine Wendung genommen hat, die euch nicht so gut gefällt.

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Neumond ~ Wolfstar
FanfictionDas ist die Fortsetzung meiner Geschichte "Mondlicht ~ Wolfstar". Inhaltsangabe bleibt so kurz wie eh und je: Remus Lupin. Sirius Black. Die wirklich wahre Geschichte. Die Rechte für diese immer noch fantastische Welt gehören J. K. Rowling.