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Wochen vergingen und Remus fielen nach und nach ein paar Sachen auf. Er fand sich besser in seinem Leben zurecht. Harry ging es den Umständen entsprechend gut. Tonks mochte ihn.

Ob sie sich selbst ihren Gefühlen ihm gegenüber im Klaren war, wusste er nicht. Aber er konnte die Zeichen genau sehen.
Sein erster Instinkt war es, den Kontakt abzubrechen. Beim nächsten Mal würde er einfach ein bisschen distanzierter sein.

Als es eines Morgens an der Tür klopfte, war er nicht überrascht, Nymphadora Tonks zu sehen. Er hatte sich Worte im Kopf zurecht gelegt und war fest davon überzeugt, sie auch loszuwerden.

"Ich weiß, ich weiß, ich hab gesagt, ich kann heute nicht. Aber ich dachte, wir können noch zusammen frühstücken? Alleine essen ist langweilig und ich will mir nicht vorstellen, wie es für dich sein musste, jahrelang ohne Gesellschaft zu essen. Alleinsein ab und zu ist ja ok, solange man sich nicht komplett einem fühlt, aber die ganze Zeit? Ich versteh echt nicht, wie du das ausgehalten hast. Ups!"

Tonks war gerade gegen einen Türrahmen gelaufen es rieb sich die Stirn. Dann zuckte sie mit den Schultern und meinte: "Passiert mir ständig. Aber was ich eigentlich sagen wollte war, dass ich Croissants mitgebracht habe. Ist französisch, keine Ahnung, ob du es kennst. So ein Muggel-Ding. Schmeckt dafür ausgezeichnet!"

Je länger sie redete, umso schwieriger fiel es Remus, ein Schmunzeln zu unterdrücken. Sie war so tollpatschig und aufgeweckt, das sah man nicht oft dieser Tage. Und Tonks schien gute Laune zu haben, welche er ihr nicht vermiesen wollte. Heute, dachte er, heute lass ich es noch.

Aus diesem 'Heute' wurden mehrere Wochen. Irgendwann konnte er nicht mehr leugnen, dass er sie mochte. So lange hatte er getan, als wäre sie nur eine von vielen, aber für ihn war sie etwas ganz Besonderes. Die Schuldgefühle, die in ihm aufstiegen, konnte er nicht verdrängen. Zwei Personen spukten ihm abwechselnd im Kopf herum und er konnte nicht anders, als jedes Mal, wenn er an Tonks dachte, sich schuldig zu fühlen. Sirius war doch sein Partner.
Am schlimmsten war es, als er mitten in der Nacht mit rasendem Herz aufwachte und an die Decke starrte. Seine Erektion drückte leicht schmerzhaft gegen die ausnahmsweise enge Boxershorts, die er normalerweise nicht so gerne trug.

Schwer atmend stand er auf und begab sich unter die Dusche. Schlafen konnte er sowieso nicht mehr. Zu viele Gedanken waren in seinem Kopf. Mit Sirius hatte es auch so angefangen. Blicke, die an seinem Körper oder Augen hängen geblieben waren, galten nun Tonks. Die Träume, die Sirius sonst immer heimgesucht hatte, handelten nun von Tonks. Jedesmal, wenn er an sie dachte, wurde ihm heiß. Kein Wunder, dass er bei einem Traum, in dem sowohl er als auch sie nicht mehr als Unterwäsche angehabt hatten, hart wurde.

Uffffff, dachte Remus und lehnte seine Stirn an die kühlen Kacheln in der Dusche. Da waren zu viele Gedanken in seinem Kopf.

Ändern konnte er daran nichts.

Aber Tonks konnte es.

Indem sie wieder bei ihm auftauchte und sie gemeinsam frühstückten. Mit ihrer unbefangenen Art und ihrem Lachen brachte sie ihn dazu, nicht an Sirius und seine Schuldgefühle ihm gegenüber zu denken.

"Ich hab gehört, es gibt so ein Treffen. Irgendwie unterirdisch, wo die Leute hingehen, um mal ein paar Stunden abzuschalten und nicht an den kommenden Krieg zu denken. Willst du da mit mir heute Abend hingehen? Ein bisschen Ablenkung könnten wir beide gebrauchen."

Remus zögerte eine Sekunde. Dann stimmte er zu.

Er brauchte tatsächlich Ablenkung.

***

Am Abend gelangten sie in eine dunkle Gasse. Er zweifelte daran, dass sie hier richtig waren, aber Tonks schien sich ihrer Sache relativ sicher. So sicher, wie jemand eben aussehen kann, wenn er über einen Pflasterstein stolperte und im nächsten Moment hielt Remus sie am Ellenbogen fest, um sie zu sichern. Zum Glück hatte er schnelle Reflexe.

Neumond ~ WolfstarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt