Mit trüben Augen starrte Teddy Lupin auf das Grab seiner Eltern. Es war unmöglich zu sagen, wie oft er in den letzten Wochen hier her gekommen war, aber es interessierte ihn auch nicht. Er wollte ihnen nur so nah wie möglich sein.
Es war sechzehn Jahre her, seit sie gestorben waren. Seitdem hatte er bei seinen Großeltern mütterlicherseits gelebt, aber auch sehr viel Zeit bei seinem Paten und dessen Freunden verbracht. Seine eigene, kleine (große) Familie, auch wenn sie gar nicht näher verwandt waren. Aber er liebte sie und konnte nicht dankbar genug sein für das, was sie für ihn getan haben. Alle akzeptierten ihn als Teil von ihnen und er, der immer ein bisschen das Gefühl hatte, nicht ganz dazuzugehören, wusste das zu schätzen.
Das erste Mal als er an diesem Grab war, zumindest das erste Mal, an das er sich erinnern konnte, war schwierig für ihn gewesen. Er wusste noch, wie er sich an Harrys Hand geklammert und sich die Augen aus dem Kopf geheult hatte. Dann hatte er nach der Geschichte seiner Eltern gefragt. Und Harry hatte erzählt.
"Harry?", fragte der kleine Junge und blickte zu ihm hoch. Seine Augen waren rot und verquollen und Harry spürte den Stich in seinem Herzen. Teddy hatte es nicht verdient ohne Eltern aufzuwachsen.
"Ja, Kleiner?"
Harry wusste, wie sehr der Junge es hasste, so genannt zu werden, und hoffte, seine Stimmung damit ein bisschen zu heben. Doch im Gegensatz zu sonst ging er gar nicht darauf ein."Erzählst du mir, wie meine Eltern zusammen gekommen sind?"
Harry seufzte. "Natürlich", sagte er und setzte sich auf den Boden. Sein Patensohn tat es ihm gleich und sah ihn erwartungsvoll an.
"Es fing alles mit dem Orden des Phönix an", begann Harry zu erzählen. Über den Orden wusste Teddy schon Bescheid, darüber redeten die Erwachsenen oft. "Deine Mutter und dein Vater hatten sich dort kennengelernt. Sie haben zusammen gekämpft und sich ineinander verliebt. Das alles kam nicht plötzlich, es hat Zeit gedauert, bis sich die beiden ihre Liebe eingestanden hatten. Remus wurde verletzt, deine Mutter wurde verletzt und sie haben sich um einander gekümmert. Deine Mutter wusste anscheinend schon früh von ihren Gefühlen, bei deinem Vater hat es länger gedauert. Und als er es dann doch wusste, hat er einen Rückzieher gemacht."
"Warum?",wollte Teddy wissen. Er verstand es nicht. Wenn man verliebt war, bzw. wenn die Gefühle auf beiden Seiten vorhanden waren, dann gab es doch keinen Grund, nicht zusammen zu sein.
"Dein Vater war ein gewissenhafter Mann, weißt du", fuhr Harry fort mit der Geschichte und beantwortete gleichzeitig die Frage. "Er wusste, viele würden gegen die Beziehung sein. Deine eigenen Großeltern waren nicht begeistert, dass ihre Tochter Remus gewählt hatte. Er war zwölf Jahre älter als Tonks und zudem ein Werwolf. Das war nichts, was man sich für seine Tochter wünscht. Und Remus sah es ähnlich. Er dachte, er würde ihr nicht das geben können, was sie wollte."
"Und was wäre das?", unterbrach ihn Teddy mit einer weiteren Frage.
"Eine Familie", antwortete Harry und legte einen Arm um seinen Patensohn. "Remus hatte nie vorgehabt, Kinder zu bekommen. Es war ein zu großes Risiko."
"Risiko?"
"Dass du seine Werwolfgene geerbt hast", erklärte Harry weiter. "Es gibt zwei Möglichkeiten, wie Werwölfe entstehen. Man wird gebissen oder man bekommt es vererbt. Und Remus konnte nicht mit dem Gewissen leben, seine Gene an seine Kinder zu vererben."
"Aber ich bin kein Werwolf."
"Nein. Und du kannst dir gar nicht vorstellen, wie erleichtert er war. Jedenfalls", kam Harry wieder zurück zur eigentlichen Geschichte, "hatte er beschlossen, sich von deiner Mutter fernzuhalten. Aber Tonks war eine sture Frau, musst du wissen. Es war kein Wunder, dass sie nicht aufgegeben hat. Sie hat ihn überredet, seine Sorgen beiseite zu legen und sein Leben mit ihr zu genießen."
"Und dann haben sie geheiratet und mich bekommen?"
"Genau", stimmte Harry zu. Er schien tief in Gedanken versunken zu sein. "Ich habe dich und deine Eltern nur einmal besucht. Es war damals gefährlich, sich in meiner Nähe aufzuhalten und ich bin nie lange an einem Ort geblieben. Aber als ich dich und Remus gesehen habe, schien er so glücklich. Ich hatte ihn vorher noch nie so gesehen. Nicht mal, als er seinen besten Freund wieder gesehen hatte, nachdem sich herausgestellt hat, dass er für zwölf Jahre unschuldig in Askaban saß. Du hast ihn glücklich gemacht, Teddy."
Ein kleines Lächeln bildete sich auf dem Gesicht des Jungen, welches Harry erwiderte.
"Und dieses Glück wollte er mit mir teilen. Er hat mich gefragt, ob ich dein Pate sein möchte. Und natürlich hab ich 'Ja' gesagt. Das hat ihn noch glücklicher gemacht."
Harry schwelgte kurz in der Erinnerung, bis sich sein Gesicht verdüsterte. "Das war das letzte Mal, das ich mit ihn gesprochen hatte. Danach hatte der Krieg richtig angefangen und für Unterhaltungen blieb keine Zeit. Aber ich weiß, dass deine Eltern sich und erst recht dich geliebt hatten, auch wenn sie ihr Leben bereitwillig aufs Spiel gesetzt hatten. Sie wollten eine bessere Welt, in der du Leben kannst. Sie wollten dir zeigen, dass es sich lohnt, für das richtige zu kämpfen. Auch wenn sie dabei ihr Leben verloren haben."
Eine Weile war es still, in der Teddy die Tränen aus den Augen liefen. Dann fragte er leise: "Stimmt es, was meine Großeltern erzählt haben? Dass Mama und Papa Hand in Hand gestorben sind?"
"Ja", antwortete sein Pate und lächelte ihn traurig an. "Das stimmt."
Es waren Jahre seit dieser Unterhaltung vergangen. Viele Jahre. Und er hatte die Geschichte oft gehört. Von vielen verschiedenen Personen.
Aber irgendetwas erschien ihm komisch. Als ob es nur die halbe Geschichte wäre. Als ob ein Teil fehlen würde.
Vielleicht lag es daran, dass es nicht seine Eltern waren, die ihre Geschichte erzählen. Vielleicht lag es daran, dass die meisten die Geschichte auch nur aus Erzählungen erfahren haben und sich deshalb ein paar Fehler eingeschlichen haben. Das glaubte er aber nicht. Es ging um etwas komplett anderes. Teddy konnte nicht sagen, wieso er sich bei der Sache so sicher war.
Irgendwas stimmte nicht mit dieser Geschichte. Aber er würde wohl nie herausfinden, was.
A/N
Das war es schon wieder mit dem Kapitel.overthinkingpsycho hat sich das Kapitel gewünscht, bzw. sie hat mich auf diese Idee gebracht. Wahrscheinlich ist es nicht so geworden, wie du es dir vorgestellt hast, aber ich hoffe, es gefällt dir und allen anderen trotzdem.
Ich sage denke nicht, dass ich in absehbarer Zeit irgendwelche neuen Harry Potter geschweige denn Wolfstar FanFiction schreiben werde. Wer aber Interesse hat an boyxboy-Geschichten, kann gerne mal in Kaffee? rein schauen. Sie ist seeeehr komisch, aber ich mag die beiden Jungs trotzdem xD
Genug Eigenwerbung, schönen Tag noch!
1111 Wörter.
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Neumond ~ Wolfstar
FanfictionDas ist die Fortsetzung meiner Geschichte "Mondlicht ~ Wolfstar". Inhaltsangabe bleibt so kurz wie eh und je: Remus Lupin. Sirius Black. Die wirklich wahre Geschichte. Die Rechte für diese immer noch fantastische Welt gehören J. K. Rowling.