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Pov Julien

Ich saß da, kerzengerade in der Finsternis die nur durch das gedämmte Licht meines Handys durchbrochen wurde.
Ich hatte keine Angst mehr, ich hatte keinen Willen mehr, ich verspürte nur den drang loszulassen.
Zitternt tippe ich die letzten zwei Wörter der Nachricht ein, setzte meinen Namen drunter und blicke dem kreisenden Symbol des speicherns hinterher, wie es Kreise zog und die Notiz verfertigte.
Langsam öffnete ich die Einstellungen meines Twitter Profils.
'Löschen' ich bestätigte.
Ein seltsames Gefühl übernahm die Kontrolle über die Leere Hülle meiner selbst.
Ja das war es, Leere.
Die innere Leere die seit eh und je mit mir kam, das alles war mein Traum, ja ich hatte ein doch alles was ich mir wünschte nur eines fehlte; Glück.
Das Gefühl aufzuwachen aus einem langen Traum der Leere, als wäre man gefangen und müsste versuchen sich zu befreien, doch bei jedem versuch würden sich die Gitter näher heran bewegen.
Man hatte keine Chance zu entkommen, das einzige was helfe wäre fliegen, Engels gleich in den Tod, nur so ist man frei von allem.
Der Druck, die Leere, Das Arbeiten.
Was ich brauche ist Freiheit, ich kann nicht mehr und ich will auch nicht mehr, 29 volle jahre hatte ich jetzt schon auf dem Rücken tragen müssen, wie eine Last die von Jahr zu Jahr schwerer wird, irgendwann kracht man zusammen.
Man kämpft um das wieder aufstehn, doch nein.
Man bleibt liegen, man ergibt sich der Leere, der Last, man ist des Lebens leid.
Es gibt keinen Ausweg aus dem Traum ausser das Aufwachen, das Aufwachen aus dem zynischen Zyklus des Lebens.
Aufwachen, Mut fassen nur für wenige Sekunden dann ist es schon vorbei, es wird nicht wehtun und wenn nur ganz kurz.
Es heißt nicht aufgeben, es heißt befreien.
Auswege hast du genug im Leben darum wird es Zeit, ich sollte gehen bevor etwas passiert, ich sollte endlich das alles hinter mir lassen und gehen, für immer.

Pov Rezo

Ich öffnete müde die Augen, helle Sonnenstrahlen schienen mir freudig entgegen.
Licht tantzte froh lockent, in vielen verschiedenen Farben über die Tapete.
Ich stand auf, streckte mich einmal und latschte genießend langsam zu Jus Zimmer.
Ein Spalt weit öffnete sich die knarzende Tür als ich sie leicht mit dem Fuß berüherte.

Ju blickte mich an, ich erschrak.
Seine Augen spiegelten Leere, pure Leere.
Gedankenlos und völlig geistesabwesend blickte er zu mir ohne sich auch nur ein Zentimeter zu bewegen.
Ich ging zu ihm, setzte mich in leichtem Abstand und sah ihm direkt in die wieder zu mir gewandten Augen.
"Ich kann nicht mehr"
Formte er lautlos mit seinen rissigen Lippen.
Seine Worte erschütterten mich, ich wusste es stand nicht gut um ihn aber mit diesen Worten waren wir wieder in 2016, das Jahr in dem er mit einem Schlag alles verlor was er liebte, er verlor mehr und mehr sein lachen, sein Glück, sein Selbstbewusstsein.
Damals glich er einem Wrack das tief unten im Ozean ruhte um nie wieder auf der Oberfläche schwimmen zu müssen.
Dann am Dienstag des siebten Februars 2016 stand er bei meinem kommen auf dem Balkon, weit über das Geländer gelehnt mit ausgebreiteten Armen, er flüsterte etwas und löste seine füße vom schützenden Geländer.
Er wäre Tod gewesen, doch ich war da, ich zog ihn mit einem Ruck am T-Shirt zurück.
Er knallte auf den Rücken, lag da und sah mir in die Augen.
Ich beugte mich über ihn, fasste nicht was er hätte getan wäre ich nich gekommen.
Ohne ein Wort half ich ihm hoch und nahm ihn in die Arme.
Dann saßen wir da, mit den Rücken an die Gitter des Ballons gelehnt, wir taten nichts ausser Reden, Reden und Reden bis tief in die Nacht.
Er schüttete sein Herz aus, alles was er all die Jahre in sich gefressen, erzählte er nun mir.
Ich hörte still zu.
Helfen tat ich ihm ab da bei allem, egal ob es nun schneiden, drehen oder im Haushalt war.
Ich tat es gern, wir wurden Freunde, klar waren wir das schon davor aber mit jedem Tag wurde unsere freundschaft fester.
Wie Stein, fast unzerstörbar, aber wie gesagt nur fast unzerstörbar.
Den die Zeit kam, wir stritten, ich ließ ihm viel Zeit und drängte nicht mit phsychologe und co, doch irgendwann musste ich ihn dort hin Schleppen.
Er verneinte, wehrte sich, warf mir Sachen vor, dann ich ihm.
Alles flog in Sekunden aus dem Ruder.
Erst knapp 3 Monate später am 18. Julie 2016 nährten wir uns wieder an.
Ich dachte es würde ihm langsam besser gehn, ich war so blind.
Ich hatte es nicht wahr haben wollen, die Nächte die er durchmachte, die Tage die zu Wochen wurden in denen er kein einziges mal das Haus verließ, sich kommplett isolierte unter der Begründung er habe eine Erkältung.
Ich glaubte es ihm, warum sollte ich es auch nicht tun?
Ich hätte ihm nicht glauben sollen, ich hätte früher etwas tuen solln.
Dieser Urlaub...ich habe gehofft er würde helfen das Ju mir endlich die Worte verzeiht, doch ich hatte ihn wieder ihm stich gelassen.
Ich hätte da sein sollen, doch ich war es nicht.
"Ju du kannst, nur brauchst du-"

"Nein verdammt! Ich kann nicht mehr, ich schaff es nicht!"

Er schrie, seine Adern traten leicht hervor, seine geröteten Augen sahen mich fixiert an.

"Nun lass mich doch zuende reden, ich wollte dir nahe legen dir Hilfe zu holen, solltest du das nicht wollen, biete ich dir meine Hilfe an"

Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter und schwieg, mur gingen die Worte aus. Ich weiß doch genau so wenig wie er wie es weiter gehen soll.
Ich rückte näher zu ju und drückte ihn an mich.
"Du schiebst Youtube vor deine Gesundheit...was du brauchst ist eine Auszeit, versuch diesen Urlaub zu genießen, wir sind jetzt schon 2 Tage hier und waren nicht einmal am Strand un-"
Ich soppte.
Er löste sich von mir.
"Dann lass uns zum Strand"
Verdutzt schaute ich ihn an, er sollte sich schonen, andrerseits wäre es nicht übel wenn er mal an due frische Luft kommt.

"Wenn es für dich körperlich nicht zu anstrengend ist und du mir sagst wenn was nicht stimmt oder es dir schlechter geht können wir gern eine Runde zum Strand"

Er lächelte leicht und drückte mich noch einmal leicht an sich.
Ich setzte mich auf jus Bett und folgte seinem tuen mit meinen Augen.
Pulli aus Tanktop an.
Badehose an und Jogginghose aus.
"Spanner"
Lachte ju als er bemerkte das ich ihn durchgehend beobachtete.
Ich musste auch leicht grinsen, doch verging mir dies als ich die blauen Flecken an Armen und Bauch bemerkte.
Ich stand auf und ging zu ju.

"Wie ist das den passiert?"
Er schien leicht panisch, doch überspielte es wie so oft mit läppischen ausreden die mir schon zum Halse raushangen.
"Vom Sport, nichts ernstes"
Ich grummelte ein leises 'wenn du meinst' und begab mich wieder zum Bett.

"Können wir?"

Ich nickte schnell und ging mit ihm zur Haustür.
"Hast du den Schlüssel?"
Wieder nickte ich und schloß die Tür hinter mir ab.

"Hm?"
Ju hielt mir eine Zigarre hin, die ich mit verzogenem Gesicht ablehnte.

"Seit wann machst du den scheiß wieder?"

"Nicht lang"

Ich schüttelte nur den Kopf und ging still schweigent neben ju Richtung Strand.

Pov Aly

Wütend knallte ich die Tür zu, Emmas schreie hinter mir juckten mich ein scheiß, die konnte mich mal.
Dieser ganze Urlaub verlief schon scheiße genug aber mich bei ihren Eltern verpetzen? Ehrlich wie alt sind wir 6?
Sie wirkte eh schon seltsam und jetzt das noch? Nein ganz ehrlich jetzt reichts!

"Pass doch auf du schlampe!"

Ich sprang erschrocken zurück, ein Auto rasste hupend an mir vorbei, penner!
Nagut ich hätte vielleicht gucken solln bevor ich über die Straße ging.
Was solls, ne Runde schwimm würd jetzt gut tun und da es hier nur einen Strand gab, so gesagt der der Hotel reihe von Emmas Eltern, musste ich nicht lang laufen.

Pov Vince

Ich laß mir nochmal rezo's Nachricht durch und rief dann Jas an.
Das ganze würde Ju nicht gefallen das war mir klar aber es ist zu seinem besten.
Ich fasste Jas alles zusammen, atmete einmal tief durch und nickte Annika und dem rest der Crew zu.
Wir setzten hiermit zwar nicht nur unsere Jobs sondern auch die Freundschaft zu Ju aufs spieln aber lieber das als den Jungen weiter so sehn zu müssen.

"Er fliegt zu Ju"
Ich sah Annika an, jetzt war es wohl zu spät, Jas war auf dem Weg zu Ju und mit Jas auch die Nachricht an Ju.

Irgendwann wird er uns vielleicht dafür danken...

Hate At First Sight Where stories live. Discover now