Kapitel 8

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Cayden POV

Liam. Evans. Dieser Name. Die schwarzen Augen. Die schwarzen Haare. Die gerade Nase. Die vollen Lippen. Der eher dunklere Teint. Die kleine Körpergrösse. Die Körperhaltung. Diese Aggressivität und die darauffolgende Blindheit.

Ich hatte doch gewusst, dass er mir bekannt vorkam, aber dennoch hatte ich einfach nicht glauben können, dass es Liam war. Nun aber konnte ich mir sicher sein. Ich hatte Liam, meinen alten Klassenkameraden, in meiner Gewalt. Ein hämisches Grinsen zog sich über meine Lippen. Die Angst, die sich nun in seinen Augen spiegelte, befriedigte mich. Ich wollte ihm noch mehr wehtun, ihn bestrafen. Ihm die Hölle auf Erden bereiten. Er hatte für mich diesen Gefallen getan, endlich konnte ich ihn erwidern. Aber auf eine andere Art und Weise. Viele Wege führten nach Rom. Und jeder hatte seinen eigenen.

„Schön, Liam", sagte ich verächtlich, seinen Namen spie ich regelrecht aus. Während ich ihn in meinem Blick gefangen hielt, zog ich sein Handy, welches ich vorher im Bad mal eingesteckt hatte, aus meiner Hosentasche und hielt es ihm dann vor die Nase. „Wie lautet der Code?", verlangte ich zu wissen. Wie erhofft, antwortete er nicht und presste seine Kiefer aufeinander. Er war wohl wirklich wütend. Die Angst und der Schmerz standen ihm aber trotzdem ins Gesicht geschrieben. Ich setzte die Zange nun einfach am nächsten Nagel an und beobachtete seine Reaktion. Ein flehender Ausdruck war in seinen Augen und er murmelte ein leises: „Nein..." Gerade als ich mich daran machte, den Nagel zu entfernen, begann er damit, den Code zu sagen. Obwohl der letzte Teil in einem qualvollen Schrei endete, verstand ich ihn. Zufrieden lächelte ich und riss ihm aber auch noch den letzten Fingernagel weg. Wieder schrie er und verkrampfte sich. Tränen benetzten sein Gesicht. Dieser Anblick, so schön. Ich konnte nicht anders, streckte eine Hand aus und wischte ihm eine Träne von der Wange. Er wich nicht aus, sah mich nur zitternd und angsterfüllt an, da war aber auch noch was anderes in seinem Blick, brennender Hass. Ich zog die Hand wieder zwischen den Stäben zurück, wohlbedacht dass die Träne nicht runterkullerte und leckte diese dann ab.

Ich stand auf und streckte mich kurz. „W... warum tust du das?", stotterte er und ich grinste leicht. „Das wirst du schon noch rausfinden", meinte ich und fügte dann hinzu: „Wenn du es ohne meine Hilfe tust, bekommst du eine Belohnung."

Er erwiderte nichts mehr und ich tauschte die Zange in meiner Hand gegen sein Handy ein und legte mich damit auf das Bett. Ich konnte es kaum glauben. So etwas musste man wohl Schicksal nennen, es war zwar ohnehin nur eine Aneinanderreihung von Zufällen, welche wiederum von der Umgebung und den Lebewesen hier ganz unbewusst erschaffen worden waren, aber ich war froh darüber. Es war ein schönes, befriedigendes Gefühl, Liam so leiden sehen zu können, ihn voll und ganz in meiner Gewalt zu haben, mit ihm tun und lassen zu können, was ich wollte.

Ich lag auf dem Bett und dachte noch eine ganze Weile einfach nach. Nicht nur über Liam, sondern auch über meine Vergangenheit an und für sich und das Leben. Ich sah eigentlich keinen Sinn darin, aber wenn ich schon lebte, dann so, wie ich wollte. Und ich wollte, dass Liam seine gerechte Strafe bekam. Er hatte es verdient.

Ich stand wieder auf und schaute kurz, ob der Code überhaupt funktionierte oder ob er mich da angelogen hatte. Das hatte er offenbar nicht, gut für ihn. Ich steckte das Ding vorerst wieder in meine Hosentasche und ging nach unten, würdigte ihn keines Blickes mehr. Meine Hündin, die den Kopf hob und mich ansah, lächelte ich hingegen an. Ja, Tiere waren keine Monster. Menschen hingegen schon. Ich tat ihr ihr Essen in den Napf und überlegte kurz, aber Liam würde das schon aushalten. Wenn er etwas zu essen bekommen würde, dann nur als Belohnung. Ich wollte ihn nicht nur bestrafen, indem ich ihm wehtat, nein, ich wollte ihn brechen.

Nachdem ich gegessen hatte, schaute ich mir noch einen Film an und ging anschliessend mit einem Glas Whiskey hoch, Leyla folgte mir. Vor Liams Käfig blieb ich stehen und kauerte mich hin. Bei seinem hasserfüllten Blick musste ich mir ein Grinsen wirklich verkneifen, aber ich hatte genug Kontrolle, um stattdessen dafür zu sorgen, dass ich einfach nur kalt wirkte. „Darf ich dir einen Schluck anbieten?", fragte ich ihn dann ernst und er spannte sich nur an, starrte mir weiterhin in die Augen und sagte kein Wort. „Wenn ich mit dir rede, so erwarte ich eine Antwort, verstanden?", warnte ich ihn vor, aber er nickte nicht einmal, sondern tat so, als hätte er es nicht gehört. Gut für mich. Ich brauchte zwar keinen Grund, um ihm wehzutun, aber wenn es so leicht war, einen zu erschaffen, so konnte ich es ja eigentlich auch tun. Ich kippte das Glas und liess einen Teil der Flüssigkeit über seine Finger laufen, was ihm ein Zischen entlockte. Aber das war nicht nur gut, weil es brannte, sondern auch, weil es desinfizierte.

Naja, auch egal. Ich trank den Rest selbst aus und machte mich dann bettfertig. Als ich neben Leyla im Bett lag und diese mit einer Hand streichelte, nahm ich sein Handy hervor und guckte mir seine Chats an. Dass er mir den Code gesagt hatte, war ein grosser Fehler von ihm gewesen, aber ich hätte ihn nicht in Ruhe gelassen, ehe er es dann doch getan hätte, also hatte er es sich im Prinzip doch leichter gemacht.

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