Kapitel 34

2.8K 97 24
                                    

Liam POV

Ohne ein weiteres Wort machte ich mich ans Kochen und hing meinen Gedanken nach, widerstand der Versuchung, jetzt schon was zu essen. Ich wusste, dass das nicht gut enden würde. Mit etwas Mühe beherrschte ich mich und als ich fertig war, sah ich einfach abwartend zu Blondie. Nur der schien das nicht zu bemerken, war offenbar anderweitig beschäftigt. "Und jetzt?", machte ich mich nach einem Räuspern bemerkbar. 

Cayden sah hoch und meinte nach einigen Sekunden: "Du kannst den Tisch decken, den Tisch im Wohnzimmer." Ich machte gerade den Mund auf, um ihm zu sagen, dass ich ja nicht wusste, wo das Zeugs war, Aber er kam mir zuvor und zeigte mir wo. Also tat ich brav wie geheissen und tischte für uns zwei auf, was offenbar aber auch nicht recht war. "Du, Liam, isst nicht am Tisch", korrigierte er mich.

Daraufhin verzog ich das Gesicht und tat aber das Zeugs für mich auf den Boden. Den Kommentar "so ist's brav" ignorierte ich einfach. Stattdessen holte ich nun das Essen und stellte es auf Caydens Befehl hin einfach auf den kleinen Tisch. Er schöpfte erst sich selbst, ehe er dann auch mir was in den Teller tat, deutlich weniger. Ich beklagte mich nicht und sah ihm zu, wie er nochmals in die Küche ging und zwei Gläser holte, diese mit Wasser füllte und zurückkam. Eines davon reichte er mir und meinte gleichzeitig: "Setz dich und iss."

Ich seufzte tonlos, nickte aber und setzte mich neben neben dem Sofa hin, auf dem er nun sass. Hauptsache, ich konnte essen. Das tat ich dann auch gleich. Gierig schlang ich es runter und war leider bald damit fertig. Ich wollte mehr. Ich leckte mir über die Lippen und stellte den Teller neben mir ab, ehe ich zu Cayden hochsah. Aber dieser war so auf den Film konzentriert, dass er mich gar nicht wahrnahm. Würde er es wohl merken, wenn ich mich etwas entfernen würde? Gerade als ich diesen Gedanken hatte, guckte er zu mir. Dann halt doch nicht.

"Kann ich nicht noch mehr haben, bitte?", fügte ich hinzu und sah ihn bittend an. Er hatte fast doppelt so viel und hatte heute schon zu Essen gehabt. Ich aber hatte hungern müssen und das wenige, das ich eben bekommen hatte, hatte es sogar verschlimmert.

"Und womit sollst du dir das verdient haben?", kam die Antwort und ich biss mir auf die Lippen. Ich musste ruhig bleiben. Denn verdient hatte ich es mehr als. Schliesslich hatte ich heute viel arbeiten müssen. Und ich hatte mich sogar angestrengt.

Ich atmete tief durch und antwortete: "Ich war doch heute ganz brav und habe alles getan, was du wolltest. Und du selbst hast vorher gesagt, dass du mich besser behandeln willst." So klang es fast schon, als hätte ich mich ihm wirklich unterworfen. Aber so war es nicht, aufgegeben hatte ich noch lange nicht. Ich würde einfach etwas warten müssen. 

"Na gut, dann bin ich mal so nett", damit hielt er mir die Hand hin und ich gab ihm sofort den Teller. Auf diesen tat er tatsächlich noch ein wenig und gab ihn mir dann zurück. "Danke...", murmelte ich. Ich sah ihn nicht an und es widerstrebte mir irgendwie, das zu sagen. Aber ich sah ein, dass es wohl besser so war. Er sagte nichts mehr und ich tat das auch nicht, war mit Essen beschäftigt. Dieses Mal ass ich auch etwas langsamer und nahm zwischendurch einen Schluck von meinem Wasser. Als ich dann fertig war, war ich auch einigermassen satt. Das war ich schon eine Weile nicht mehr gewesen. Es war ein schönes Gefühl.

Auch genoss ich es irgendwie, dass ich jetzt mit ihm fernsehen konnte. Es mochte vielleicht lächerlich klingen, aber ich konnte mich so entspannen und vergass sogar fast, in was für einer Lage ich mich befand. Naja, fast. Eine Hand, die plötzlich auf meinem Kopf war und mir durch die Haare fuhr, rief es mir wieder in Erinnerung. Ich grummelte leise und sah zu ihm hoch. Ich war doch kein verdammter Köter. Er hatte ja einen, den er streicheln konnte. Das Vieh durfte sogar neben ihm auf dem Sofa liegen, während ich hier auf dem Boden hocken musste. Ich war fast schon neidisch. Bei diesem lächerlichen Gedanken schüttelte ich den Kopf. 

Cayden grinste mich nur an. Natürlich. Jedes Mal, wenn mir was nicht gefiel, musste ich dieses dreckige Grinsen sehen. Das ging mir langsam aber sicher wirklich auf die Nerven. Dennoch hielt ich die Klappe und sah einfach wieder nach vorne. Konzentrierte mich auf den Film und versuchte, die Hand zu ignorieren. Ich musste mich von ihm doch nicht alles ruinieren lassen. Und wenn ich sowas schonmal machen konnte, wollte ich es so gut wie möglich geniessen. Ich war nun zur Abwechslung ja auch mal nicht gefesselt, was ich doch genoss. Das Halsband störte mich mittlerweile nicht mehr. Ich hatte mich daran gewöhnt und merkte teilweise gar nicht mehr, dass es überhaupt da war. 

Nur als der Film dann leider fertig war, nahm Blondie die Handschellen hervor. Ich hielt brav still und liess ihn sie mir anlegen, er fädelte sie wieder durch das Halsband. Meine Hände musste ich nun auch in diesem Bereich behalten, was wohl hiess, dass es heute für mich nichts mehr zu tun gab. In diesem Fall räumte er wohl selber ab. Das war mir ganz recht so. 

Er stand auf und ich tat es ebenfalls. Seine Hand griff nach meinem Halsband und ich war gezwungen, ihm hinterherzustolpern. Plötzlich aber war ein lautes Knurren zu hören. Ich drehte den Kopf und sah zu Leyla, die uns gefolgt war. Sie sah Cayden an und bellte ihn an. Ich blinzelte nur kurz und folgte ihr mit dem Blick, als sie dann zur Tür lief. Daran kratzte sie etwas während sie weiterhin knurrte, was sie nur mit einem erneuten Bellen unterbrach. Was hatte das dämliche Vieh denn?

Ich runzelte die Stirn, aber Blondie lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. Er machte die Leine an meinem Halsband an und band mich tatsächlich wie einen Hund am Tischbein an. Da ich nun ohnehin nicht mehr wirklich stehen konnte, lehnte ich mich einfach dagegen und blieb beim Esstisch sitzen, sah ihm einfach hinterher. 

Ein neues Haustier?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt