Cayden POV
So, jetzt konnte ich den Spiess umdrehen. Zufrieden grinsend ging ich in die Hocke und suchte nach dem Schlüssel für die Handschellen, welchen ich auch bald fand. Mit diesem befreite ich mich von den Handschellen und legte die dann Jane an, sicherheitshalber so, dass ihre Hände hinter dem Rücken waren. Ich würde nicht den gleichen Fehler wie sie machen und unvorsichtig sein.
Das noch immer bewusstlose Mädchen schleifte ich in mein Zimmer. Ich begegnete Liams Blick und grinste ihn an. Aber wider erwarten zeugte sein Gesichtsausdruck nicht von Erleichterung sondern eher von Wut. "Was hast du mit meiner Schwester gemacht?", seine Worte brachten mich zum Grinsen. Wie süss. Obwohl sie ihn offenbar echt hasste, tat ausgerechnet Liam trotzdem einen auf guten, grossen Bruder. Ich musste zugeben, dass ich ihn zugerne in einer normalen Situation mit seiner Schwester gesehen hätte. Denn es bestand ja die Chance, dass er wirklich nicht nur ein beschränktest Arschloch war und zwischendurch auch mal nett sein konnte. Nur war sie eher klein, denn irgendwas musste Liam ja gemacht haben, damit seine Schwester ihn jetzt so hasste.
"Ich hab nur geguckt, wessen Kopf mehr aushält", erklärte ich und liess Janes noch immer schlaffen Körper neben dem von Liam liegen. Der rückte sofort von selbst etwas näher heran. Ich liess ihn mal, denn wirklich was machen konnte er sowieso nicht. Seine Hände waren mit den Handschellen auf dem Rücken fixiert, das zweite Paar befand sich an seinen Füssen. Offenbar hatte Jane das Panzertape gefunden, denn dieses war um seine Ellbogen und um seine Knie gewickelt und schränkte seine Bewegungsfreiheit so noch mehr ein. Dem Aussehen seiner Brust zufolge hatte Jane ihm zuerst auch noch wehgetan. Eigentlich war es fast schon erstaunlich, dass Liam seine Halbschwester nun nicht einfach auch hasste, sondern sich anscheinend sogar noch immer um sie sorgte.
Ich selbst sorgte mich in erster Linie um meine Hündin. Diese winselte nämlich wieder leise und wollte zu mir, konnte aber nicht. Also kam ich halt zu ihr. Ich streichelte sie zuerst kurz, ehe ich ihr dann das Halsband mitsamt der Leine abmachte und auch den Maulkorb abmachte. Das Ding warf ich anschliessend einfach weg, es landete in einer Ecke des Zimmers. Und später würde es garantiert im Müll landen. Leyla leckte mich ab und ich musste einfach lachen. Während ich sie kraulte und ausgiebig streichelte, untersuchte ich sie auch noch nach allfälligen Verletzungen, aber was schlimmes hatte sie glücklicherweise nicht.
Ich hatte wirklich Hunger und Leyla wahrscheinlich auch, zusätzlich musste ich noch aufs Klo und wollte einfach zuerst einmal etwas nachdenken, planen. Die Geschwister hier liefen mir ja nicht davon. Um dafür zu sorgen, dass sie es auch wirklich nicht konnten, packte ich nun einfach den noch immer bewusstlosen Rotschopf in den Käfig. Ohne dass ich und Liam noch ein weiteres Wort gewechselt hätten, ging ich mit meinem Golden Retriever nach unten. Mein ehemaliger Klassenkamerad schien noch immer wütend zu sein. Mal sehen, wie er darauf reagieren würde, wenn ich seiner Halbschwester wehtun würde. Wahrscheinlich würde es ihm so wenig gefallen, wie es mir gefallen hatte, dass Jane Leyla als Druckmittel benutzt hatte.
Das Essen mit meiner Hündin liess ich mir schmecken und nach einem Besuch auf der Toilette, ging ich wieder in mein Zimmer. Sofort flog mein Blick zu Jane. "Sie ist immer noch nicht aufgewacht", mit diesen Worten lenkte Liam seine Aufmerksamkeit wieder auf sich. "Wird sie schon noch", meinte ich ruhig, tappte aber doch zu ihr und prüfte ihren Puls. War noch da und eigentlich ganz gut. Das würde ich noch ändern. Ich öffnete den Käfig wieder und zog sie heraus. Liam nahm ich die Handschellen, die an seinen Fussgelenken waren, ab und tat sie an die von Jane. Sie mochte zwar harmloser und fragiler aussehen, aber ich wusste mittlerweile, dass sie die gefährlichere der beiden war. Sie war verrückt. Ich hätte sie besser doch einfach springen lassen sollen. Einerseits weil bei ihr wohl einfach nichts zu retten gewesen war und es sowieso besser gewesen wäre, wenn ein weiterer Mensch diesen Planeten verlassen hätte, andererseits weil es im Nachhinein praktisch gar keinen Sinn machte, dass einer, der sich Sekunden zuvor selbst hatte umbringen wollen, einer anderen Person, die sich für den Suizid entschieden hatte, versucht zu helfen. Es hätte mir schon damals klar sein müssen, dass das so nicht klappen würde.
Da ihr Leben aber sowieso mir gehörte, schliesslich wäre sie schon viel früher gestorben, wenn ich sie gelassen hätte, könnte ich es eigentlich jederzeit beenden, aber erst einmal wollte ich, dass nun auch sie litt. Sie sollte lernen, dass man sich besser nicht mit mir anlegte. Wenn man das tat, tat man es in der Regel nur ein Mal. Und vor allem das hier, das war mehr als nur ein blosses Spiel, es war ernst. Ich durfte auf keinen Fall zulassen, dass sich soetwas wiederholen würde. Folglich konnte ich Jane, wenn ich mit ihr fertig war, auch nicht einfach laufen lassen, da musste was anderes daher. Ich schürzte die Lippen und sah wieder zu Liam, der mich einfach mit zusammengekniffenen Augen anstarrte.
"Was wirst du mit ihr tun?", knurrte er nun. "Hab mich noch nicht ganz entschieden", das war sogar die Wahrheit. Jetzt war es doch ein wenig blöd, dass Menschen nur so langsam regenerieren und sich verschiedene Techniken gegenseitig in den Weg kamen. Aber jetzt wollte ich selbst mal eine Frage stellen, eine wichtige. "Warum hasst Jane dich so? Was hast du getan?", fragte ich geradeheraus und sah ihm dabei direkt in die Augen. Er sollte gar nicht einmal auf die Idee kommen, mich anzulügen. Und keine Antwort würde ich auch nicht durchgehen lassen.
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Ein neues Haustier?
RastgeleWell... Ich hasse Beschreibungen, also kommt diese etwas später. Bis jetzt sage ich einfach mal: Es geht darum, dass Liam, der sein Leben ziemlich verkorkst hat, bei der falschen Person einbricht und erleben muss, wozu ein Mensch fähig sein kann.