Kapitel 25

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Cayden POV

Mein Kopf brummte. Langsam blinzelte ich und sah mich um, wartete darauf, dass die Sicht klarer wurde. Aber anfangs drehte sich noch alles. Stimmen. Verstehen konnte ich sie nicht, aber es gab im Moment auch wichtigeres. Was war passiert? Ich unterdrückte ein Stöhnen und versuchte, zu rekonstruieren was geschehen war. Der Spaziergang mit Leyla. Dann Jane. Sie hatte Leyla bedroht und mich was schlucken lassen. Und danach war alles schwarz gewesen.

Halt! Wo war Leyla jetzt?! Ruckartig wollte ich mich aufrichten, wurde dann aber gebremst. Moment. Meine Handgelenke, sie waren über meinem Kopf gefesselt und irgendwo angebunden. Die Stimmen verstummten und ich wollte mich nun sofort losreissen, aber es ging nicht. Leise knurrte ich und zerrte weiter an meinen Fesseln, realisierte dann aber, dass meine Handgelenke irgendwie mit den Fussgelenken verbunden waren und ich so nicht freikam.  Also hob ich den Kopf, um zu denen zu sehen, sah stattdessen aber direkt in rehbraune Augen.

Meine kniff ich nun zu Schlitzen zusammen. Jane! "Was hast du mit Leyla gemacht?!", verlangte ich sofort zu wissen und starrte sie mit funkelnden Augen an. Ihr Lächeln wurde etwas weniger breit und doch antwortete sie mir: "Keine Sorge, alles gut. Ich habe ihr nichts getan." Ich war echt erleichtert, nur kam mir da ein Gedanke. Sie könnte lügen. "Woher weiss ich, dass du die Wahrheit sagst? Ich will sie sehen", meinte ich nun gezwungen ruhig und sah ihr direkt in die Augen. Sie seufzte leise und gab dann nach: "Ich hole sie, lauf nicht weg." Als ob ich das könnte. Ich erwiderte nichts, sah ihr einfach nach.

"Was will sie von dir?", ertönte nun eine andere bekannte Stimme. Liam. Er war also noch hier. "Weiss ich doch nicht", fauchte ich, der Ärger war deutlich herauszuhören. "Du bist noch hier...?", stellte ich fest und versuchte, mich trotz den Fesseln aufzurichten, aber es ging nicht. So konnte ich ihn nicht sehen, was mir nicht wirklich passte. "Ja, und in keiner besseren Lage als du. Meine Schwest-", unterbrach er sich, aber es war zu spät. "Schwester?", wiederholte ich ungläubig. Ein Seufzen seinerseits folgte, ehe er mir dann richtig antwortete: "Jane, nein Mila, ist meine jüngere Halbschwester."

Zuerst blinzelte ich einfach nur kurz. Wieso hatte ich davon nichts gewusst? Ich hatte weder gewusst, dass Liam überhaupt eine Halbschwester hatte noch hatte Jane mir gesagt, dass sie einen Halbbruder hatte. Und die beiden sahen sich kein bisschen ähnlich. Aber was mir am wenigsten aufging, war, warum Liam gesagt hatte, dass er nicht besser dran wäre als ich. „Was meinst du damit eigentlich? Hat sie die Schlüssel nicht gefunden oder was?" Eine Weile lang war es still, dann aber kam: "Gefunden hat sie ihn. Nur hasst sie mich wie alle anderen auch." Ich musste zugeben, dass das bei seiner Art gar nicht so überraschend war.

Bevor ich aber weiter nachfragen konnte, ging die Tür schon wieder auf. Ich drehte den Kopf und sah Jane. Und meinen kleinen, goldenen Fellball. Sie hatte zwar einen Maulkorb an, aber ansonsten schien es ihr glücklicherweise gut zu gehen. Sie winselte leise, zerrte an der Leine, wollte zu mir. Aber Jane liess sie nicht. "So, glaubst du mir jetzt?", kam von ihr und ich nickte ganz langsam. "Kann sie zu mir?", ich hatte eingesehen, dass ich mit Befehlen oder Drohungen bei ihr nicht weit kommen würde, also versuchte ich nun, meine Wut so gut es ging zurückzuhalten und nett zu sein. Vielleicht könnte ich Jane dann sogar dazu bringen, mich loszumachen. Und dann würde ich ihr zeigen, dass sie sich nicht mit mir anlegen sollte.

"Wenn du mich dafür küsst", gab sie zur Antwort und ich kniff die Augen minimal zusammen. "Direkt auf den Mund?", die Antwort kannte ich schon, ich wollte nur etwas mehr Zeit. "Natürlich", sagte sie dann auch und ich hatte mich mittlerweile entschieden. Es schadete ja eigentlich nicht, wenn ich ihr gab, was sie von mir wollte, es nützte mir vielleicht sogar. Zwingen könnte sie mich momentan grad sowieso, wenn ich es allerdings freiwillig machte, würde ich eventuell immerhin was davon haben. 

"Gut", sagte sie zufrieden und ein breites Lächeln zierte ihr Gesicht. Erst jetzt schloss sie die Tür und lief zum Bett, bückte sich aber erstmal und machte unten noch was. Ich konnte es nicht sehen, aber nahm an, dass Liam ungefähr dort war, denn vorher war seine Stimme etwa aus der Richtung gekommen. Und jetzt war er einfach ruhig.

Ich wurde wieder abgelenkt, da Jane nun zu mir aufs Bett kletterte und sich einfach auf mich setzte, ich konnte nichts dagegen machen und sah ihr so ohne ein Wort zu sagen direkt ins Gesicht. "Ach guck nicht so, freu dich doch", meinte sie während sie näher kam und ich setzte einfach ein zögerliches Lächeln auf, was sie kurz inne halten liess. "Was ist?", fragte ich amüsiert. "Nichts", danach presste sie schon ihre Lippen auf meine. Zuerst blinzelte ich nur kurz und regte mich nicht. Ich konnte nichts dagegen machen, dass ich mich versteifte, genauso wenig konnte ich mich wehren. Ich war froh, dass sie es bei einem normalen Kuss beliess und sich wieder etwas zurückzog, sie berührten sich nicht mehr direkt, aber unsere Gesichter waren noch immer nur ein paar Zentimeter voneinander entfernt.

Das war jetzt irgendwie verdammt eklig gewesen, doch das durfte ich nicht zeigen. Ich durfte sie nicht verärgern und dann war alles gut, hoffentlich. Das Problem war nur, dass es jetzt, wo ich doch eigentlich so wütend auf genau dieses Mädchen war, schwierig war, meine Wut in Zaum zu halten. Am liebsten hätte ich sie bestraft, da war es mir egal, dass sie nur ein kleines Mädchen war. Aber ich konnte nicht, noch nicht.

„Also, was genau ist eigentlich mit mir? Warum tauchst du nach all der Zeit einfach wieder auf und bedrängst mich so?", wollte ich nun von Jane wissen. Einerseits wollte ich meine nächsten Schritte besser planen können und andererseits war ich einfach neugierig. Ausserdem könnte ich aus dem Fehler sicher lernen, auch wenn ich mich eh verändert hatte und wahrscheinlich sowieso nicht den gleichen nochmals machen würde. Ich selbst konnte nämlich nicht sagen, was genau ich getan hatte, dass sie jetzt so von mir angezogen wurde, oder wie auch immer man das nennen wollte.

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