Liam POV
Schwarz. Ich war wach, aber alles war schwarz. Zuerst war ich verwirrt und schüttelte deswegen den Kopf, ich merkte dann aber, weshalb ich nichts sehen konnte. Die Augenbinde. Ich unterdrückte ein Seufzen und versuchte, mich zu entspannen, obwohl ich einen beissenden Hunger verspürte, dringend aufs Klo musste und meine Kehle so trocken war, dass sogar das Schlucken wehtat. Ich lag auf was hartem, das wahrscheinlich der Boden war, und war noch immer gleich wie gestern gefesselt. Da hatte ich ja auch erfahren müssen, dass ich mich selbst nicht befreien konnte.
Warte. Jane! Das war kein Traum gewesen! Ich hatte meine kleine Schwester wiedergetroffen. Sie hatte mir wehgetan und am Ende hätte Blondie ihr fast wehgetan, der mein alter Klassenkamerad war und dem ich mich nun unterworfen hatte. Die Erinnerungen brachen wie riesige Wellen über mich und ich schnappte nach Luft.
Was war mit Jane passiert? Hatte Cayden sie wirklich gehen lassen, nachdem ich schon nachgegeben und getan hatte, was er wollte? "Hallo?", flüsterte ich heiser und unsicher in die Dunkelheit. Ich wusste nicht, ob ich alleine war, oder nicht. Ich wusste weder, wo genau ich jetzt war noch, wie spät es war.
"Oh, du bist wach", hörte ich die Stimme Caydens. Anstatt zu antworten, biss ich mir einfach leicht auf die Lippen. Ich musste mich beherrschen. Zumindest bis ich wusste, was mit Jane geschehen war. Den Geräuschen zufolge bewegte er sich, ich blieb ganz ruhig. Er stand auf und lief aber weg, machte sonst noch was. Ich hielt es nicht mehr aus und räusperte mich kurz, ehe ich mit rauer Stimme fragte: "Was hast du jetzt mit Jane gemacht?"
Schritte kamen näher und er blieb vor mir stehen. "Sie ist nicht mehr hier, also keine Sorge. Aber wenn du dich nicht an dein Wort hältst, kann ich das ganz schnell ändern", ich verstand die Warnung. „Was anderes bleibt mir ja nicht übrig", murmelte ich und wartete. Ich zuckte zusammen, als ich was an meinem Bein spürte. Geräusche folgten. Als würde was auseinandergerissen werden und gerade als es mir dämmerte, dass er sich wohl an dem Klebeband zu schaffen machte, war da auch schon der Schmerz. Ich schrie auf. "Geht das nicht etwas sanfter?", zischte ich und hatte den Kopf gedreht, obwohl ich sowieso nichts sehen konnte.
"Ich finde, so geht das prima", kam als Antwort und ich biss mir nur auf die Lippen. Ruhig bleiben. Dann aber waren seine Finger auch an meinen Armen. "Kannst du es hier nicht etwas vorsichtiger machen, bitte?", im Gegensatz zu vorher oder je nachdem sogar gestern war das ja nichts. "Schön, wenn du mich so darum bittest", gab er nach, zum Glück, die Haut an meinen Knien brannte noch immer. Es war zwar im Vergleich zu dem, was ich in den letzten Tagen schon alles hatte erleiden müssen, nichts, aber trotzdem mied ich auch solche Schmerzen lieber.
Nachdem er das Tape dann tatsächlich etwas vorsichtiger als beim ersten Mal entfernt hatte, befahl er mir, aufzustehen. Das erwies sich als gar nicht so leicht. Die Handschellen waren ja noch immer da und dass ich nichts sehen konnte, machte es nicht besser. Dennoch schaffte ich es. Ich vernahm ein leises Klicken, welches mir sagte, dass er wohl wieder die Leine an meinem Halsband angemacht hatte. Danach ging es auch schon los.
Im Bad nahm er mir dann sogar die Handschellen ab und liess mich auf die Toilette gehen. Endlich. Mein Gehör sagte mir, dass er ging. Er liess mich tatsächlich alleine. Diese Chance musste ich nutzen. Ich hatte ihm zwar vor nicht allzu langer Zeit gesagt, dass ich nicht mehr versuchen würde, zu fliehen, aber wenn er mich ohne Fesseln einfach alleine liess, war er ja selbst schuld. Oder war das ein Test?
Erst einmal nahm ich mir nun selbst diese vermaledeite Augenbinde ab. Nach einigen Sekunden hatten sich meine Augen an das Licht gewöhnt und konnten mir bestätigen, dass wirklich niemand da war. Nachdem ich das Ding einfach in die Badewanne geworfen hatte, stand ich auf und zog mir die Boxer hoch, spülte aber noch nicht, das würde mich nur verraten. Ich leckte mir über die Lippen und lief dann zum Waschbecken, zuerst wusch ich mir die Hände und danach trank ich gierig. Endlich. Meine Kehle hatte sich schon wie ausgetrocknet angefühlt, ich hatte seit einer gefühlten Ewigkeit nichts mehr zu trinken bekommen und genoss nun dieses Gefühl, das das angenehm kühle Wasser hinterliess, sehr.
"Wer hat dir denn das erlaubt?" Ich schreckte hoch und sah direkt in Caydens grüne Augen, er stand im Türrahmen und sah mich vorwurfsvoll an. "Nicht einen Moment kann man dich alleine lassen", sagte er kopfschüttelnd und kam auf mich zu. Abwehrend hob ich die Hände und wich etwas zurück. War er jetzt etwa deswegen wütend?
"Du hast mir nicht gesagt, dass ich einfach auf dem Klo sitzen bleiben muss oder so", rechtfertigte ich mich. Er hatte es mir ja nicht ausdrücklich verboten. "Na gut, da hast du recht, aber eigentlich sollte es doch klar sein. Ich werde mal so nett sein und dich nicht direkt bestrafen, aber ich denke, es wäre sowieso langsam mal an der Zeit, dass deine Boxer in die Wäsche gehen", meinte er ruhig und meine Augen weiteten sich.
"Und mit was soll ich denn dann rumlaufen?" "Ich habe dich schon ohne was gesehen, also spielt es keine Rolle mehr. Ausserdem bin ich sowieso auch ein Mann", bei dieser Antwort starrte ich ihn ungläubig an, er grinste nur. Das konnte doch nicht sein verdammter Ernst sein? Zuerst wollte ich ihn anfahren, besann mich dann aber eines besseren und fragte zögerlich: "Was muss ich machen, damit ich Kleider haben darf?"
Daraufhin wurde sein Grinsen noch breiter und ich ballte meine Hände zu Fäusten. Am liebsten hätte ich ihm jetzt in die Fresse geschlagen. Aber ich konnte nicht, durfte nicht. Er war stärker als ich und jetzt, wo ich angeschlagen und sowieso wegen Mangel an Essen keine Kraft mehr hatte, würde das nur wieder nach hinten losgehen. Und dann war da noch das mit Jane. Aber was, wenn er gelogen hatte?
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Ein neues Haustier?
RandomWell... Ich hasse Beschreibungen, also kommt diese etwas später. Bis jetzt sage ich einfach mal: Es geht darum, dass Liam, der sein Leben ziemlich verkorkst hat, bei der falschen Person einbricht und erleben muss, wozu ein Mensch fähig sein kann.