Kapitel 21

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Cayden POV

Gerade als ich den Supermarkt verliess, vibrierte es in meiner Hosentasche. Überrascht blieb ich stehen und holte mein Handy hervor. Dass ich eine Nachricht bekam, war eine Seltenheit. Und jetzt war es noch von einer unbekannten Nummer. Was jedoch geschrieben stand, zeigte mir, um wen es sich handelte. Noch während ich mein Handy entsperrte, kamen neue Nachrichten.

*Heyyy!*
*Cay-Cay?*
*Wie geht's?*
*Lass uns was trinken gehen!*
*Na?*
*Ich zahle*

Ich seufzte leise. Jane. Was sollte das jetzt? Warum konnte sie mich nicht einfach in Ruhe lassen? Warte. Woher hatte die meine Nummer?!

*Von wo hast du meine Nummer, Jane?*

Während ich auf die Antwort wartete, sah ich kurz zu Leyla runter und ging mit ihr etwas weiter vom Eingang weg.

*Geheimnis*

Na toll. Eigentlich wäre es schon wichtig, das zu wissen. Von mir hatte sie sie nämlich nicht, ich hatte ihr meine neue nie gegeben. Im Prinzip könnte ich sie ja fragen, wenn ich einwilligen würde, aber ich wollte nicht. Sie würde ja doch nur über andere Dinge reden und mich nerven. Deshalb antwortete ich nun mit der Ausrede, dass ich zuerst noch einkaufen gehen müsste. Das hatte ich zwar gerade gemacht, aber das brauchte sie ja nicht zu wissen. Und doch wusste sie es.

*Wieso?*
*Was brauchst du denn noch?*
*Du bist doch gerade eben aus dem Laden gekommen?*

Ich kniff die Augen zusammen und schaute hoch, sah mich um. Es kam eine neue Nachricht. Rechts? Ich schrieb nicht zurück, sondern schaute etwas nach rechts. Leute. Ich entdeckte sie erst auf den zweiten Blick, aber sie musste der Rotschopf sein, der im Café auf der anderen Strassenseite sass und nun den Kopf zu mir drehte und mich anlächelte. Musste sie ausgerechnet jetzt hier sein? Ich wollte nicht. Und ich hatte das mit dem Einkaufen schon geschrieben, ich konnte ihr schlecht sagen, dass ich einfach gelogen hatte.

*Milch. Ich hab die Milch für meinen Kaffee vergessen.*

*Ohh...*, war ihre ganze Antwort.

Ich winkte ihr einfach kurz zum Abschied, drehte mich um und ging wieder in den Laden. Es war nicht sehr originell, aber es war die Wahrheit. Ich stellte meine Sachen ab und liess Leyla diese bewachen. Während ich durch die Regale lief und die Milch holte, dachte ich nach. Nur wegen der konnte ich ja nicht für ewig im Laden bleiben. Also brauchte ich eine andere Ausrede. Mir fiel aber nichts ein. Das mit dem Gast konnte ich nicht schon wieder bringen.

Ergeben trottete ich mit meinen Sachen und mit Leyla aus dem Supermarkt und sah ins Café. Jane war noch immer da und lächelte mich direkt an. Mir blieb wohl keine andere Wahl. Natürlich könnte ich ihr einfach direkt sagen, dass ich keine Lust hatte, aber dann würde ich wohl auch nie herausfinden, was sie von mir wollte.

Also betrat ich mit Leyla das Café und lief zu Janes Tisch hin. Sie war alleine. Wo hatte sie Leo gelassen? Hier durfte man Hunde ja mitnehmen. „Hii, schön, dass du kommst", begrüsste sie mich strahlend. „Hallo", erwiderte ich knapp und nahm ihr gegenüber Platz. Sie machte schon den Mund auf, um mich zuzutexten, aber ich kam ihr zuvor. „Also, woher hast du meine Nummer?", fragte ich erneut. Sie grinste nur und schüttelte den Kopf leicht. Also würde sie es mir wirklich nicht verraten. Dann halt was anderes. „Warum bist du hier?" Sie sah verwirrt aus. „Ich meine, bist du bei jemandem zu Besuch oder was machst du hier?", führte ich meine Frage etwas aus. „Ich wohne hier", antwortete sie lächelnd. Ich blinzelte nur kurz und wollte fragen, seit wann das denn so war, aber da kam schon die Bedienung. Ich bestellte mir einen Latte Macchiato während Jane nur ein Erdbeerfrappe nahm. Und danach textete sie mich zu. Ich hörte ihr nur mit halben Ohr zu und überlegte, wie ich mich am besten vor ihr retten konnte.

Als ich ausgetrunken hatte, entschuldigte mich dann einfach mit dem Grund, dass ein paar meiner Sachen nun wirklich in den Kühlschrank mussten und stand auf. „Wann treffen wir uns wieder? Wollen wir morgen nochmals was trinken gehen?", fragte sie dann und sah mich mit ihren rehbraunen Augen bettelnd an. Ich schüttelte den Kopf leicht. Merkte sie denn wirklich nicht, dass sie mir echt auf den Geist ging? „Und was essen gehen? Ich lade dich auch wieder ein", sagte sie fast schon verzweifelt. „Essen kann ich zuhause in einem Bruchteil der Zeit, die wir sonst brauchen würden. Ich habe auch noch anderes zu tun, also meine Zeit so zu verbrauchen", antwortete ich so distanziert wie möglich. Damit liess ich sie stehen und wandte mich ab. „Tschüss, Cayden", kam leise von ihr und ich nickte darauf nur, ehe ich mit Leyla und meinen Einkäufen das Café verliess. Sie musste glücklicherweise noch bezahlen, so konnte sie mir nicht folgen.

Schnellen Schrittes lief ich nach Hause, versorgte meine Sachen und begab mich nach oben. Liam hob den Kopf und sah zu mir. Ich ging allerdings nicht zu ihm, sondern nur zu meinem Nachttisch und kontrollierte, ob er irgendwelche Nachrichten bekommen hatte. Keine, gut. Er räusperte sich und ich wandte mich ihm zu. Was wollte er denn jetzt von mir?

„Könntest du mir bitte die Augenbinde abnehmen... Sir?", fügte er am Ende nach kurzem Zögern hinzu. Ich hob eine Augenbraue, was er ja nicht sehen konnte. Während ich auf ihn zulief, hielt er den Kopf gesenkt, er hob ihn erst wieder, als ich die Tür seines Käfigs geöffnet hatte. Ich strich ihm durch die Haare. Zuerst zuckte er zusammen, jedoch liess er es sich dann ohne jegliche Proteste gefallen. „Nur, weil du so lieb fragst", teilte ich ihm dann meine Entscheidung mit. Er atmete erleichtert aus und hielt ganz still. Sobald ich ihm die Augenbinde abgenommen hatte, sah er sich um, sein Blick landete schlussendlich auf mir.

"Darf ich auch ein wenig trinken und was essen, Sir?", fragte er und sah dabei wieder weg. Er mochte es offenbar nicht, mich so ansprechen zu müssen, dachte anscheinend aber, dass er so alles bekommen würde, was er wollte. Falsch gedacht. "Eines von beidem. Willst du lieber trinken oder essen?", entgegnete ich und sah ihm direkt in die Augen, sah deutlich, dass ihm meine Antwort nicht gefiel. "Trinken", meinte er nach einigen Sekunden. Ich nickte und stand auf. Ohne die Tür zu schliessen, verliess ich das Zimmer und ging nach unten, weg konnte er ja sowieso nicht, da seine Hände noch immer an den Stäben angemacht waren. Mit einem nicht ganz vollen Glas Wasser kam ich wieder hoch und hielt ihm dass dann an die Lippen. Er trank gierig. Das Glas war leer, ich schloss die Tür seines Käfigs und er starrte mich weiterhin direkt an. "Was sagt man, wenn man was bekommen hat?", wies ich ihn darauf hin, dass er noch was vergessen hatte. "Danke..." Mehr folgte nicht, aber das musste es auch nicht. Solange er sich nicht partout weigerte und mich Meister oder eben Sir nennen würde, wenn er musste, reichte mir das. Er musste es nicht an jeden einzelnen Satz anhängen.

Da ich jetzt endlich mal meine Ruhe wollte, ging ich dann wieder raus. Er kam ja alleine zurecht. Und ich musste jetzt auch mal alleine sein. Ich befürchtete, wieder auf Jane zu treffen, weshalb ich nur in meinen Garten ging und anfing, mit meiner Axt Holz in kleine Stücke zu hacken. Das tat gut.

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