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Nach ungefähr 2 Minuten merkte ich, wie sich jemand neben mich setzte. Ich schaute verheult hoch. Es war niemand, den ich kannte. "Hey, ich bin Dominik Klein, ein früherer Teamkamerad von so ziemlich jedem", stellte er sich freundlich vor. "Du bist an mir vorbeigestürmt als du aus dem Restaurant kamst. Ist alles in Ordnung oder was haben die Jungs schon wieder gemacht?", lächelte er leicht.

"Ne, nix mit der Mannschaft. Private Krise", antwortete ich in der Hoffnung, er würde verschwinden... was er leider nicht tat. 

"Kann ich helfen?" Ich schüttelte nur den Kopf, denn ich würde kein Wort mehr herausbringen. Ich dachte an meinen Bruder, an meine Mutter und an meinen Vater, die alle wegen mir gestorben sind... vor meinen Augen. Tränen liefen mir über die Wangen, aber das war es auch. Kein Schluchzen, kein Wimmern gab ich von mir. Ich saß stumm da und schaute auf das Meer. 

Er bekam mit, dass ich weinte und machte sich jetzt scheinbar ernsthaft Sorgen. "Hey, es wird alles wieder gut", sagte er aufmunternd und legte einen Arm um mich.

"Dafür ist es zu spät", flüsterte ich. Dominik sagte nichts mehr, denn scheinbar wusste er, dass jetzt der richtige Zeitpunkt war, einfach leise zu sein.

Einige Minuten saßen wir schweigend nebeneinander bis er aufstand und mich hochzog. "So, jetzt wischst du dir die Tränen aus dem Gesicht. Dafür bist du viel zu hübsch", lächelte er und ich auch. "Die Jungs fragen sich bestimmt schon, wo du bist." 

"Allerdings", lachte ich. Er war so nett zu mir, obwohl er mich absolut nicht kannte. Jemanden, der mich so aufbaut, habe ich schon lange nicht gehabt. 

Wir liefen zurück zum Restaurant und Dominik öffnete mir Gentleman-like die Tür. 

"Ach Maeve, du bist du ja. Und Mini hast du auch gleich mitgebracht", meinte Peke zu mir. Also das konnte ich jetzt nicht glauben. "Mini?" Ja, Dominik hieß wirklich Mini, dabei passte der Name absolut nicht, denn er war ca. 1,90m groß. Ich setzte mich wieder auf meinen alten Platz und die Anderen guckten mich abwartend an. "Ja, alles gut." Das beruhigte sie zwar nicht allzu sehr, aber ich hatte keine Lust mich noch mehr darüber auszulassen. 

Der Abend wurde noch lustig und ich hatte viel Spaß. Die Mannschaft war einfach so unterschiedlich. Es gab die Ruhigeren, zu denen Bam Bam, Dule und auf alle Fälle Magnus gehörten. Dann die Verrückten mit Niko, Niclas, Andi und Rune. Und dann war da noch der Rest, von dem ich noch nicht wirklich viel Ahnung hatte. Als nach und nach alle aufbrachen, entschlossen Steffen und ich uns, auch loszufahren, da ich ja bei ihm schlafen würde. Wir verabschiedeten uns und er zeigte mir die Route auf Google Maps. Ich merkte sie mir natürlich, worüber sich Steffen schon wieder wunderte. Wir hielten vor einem hübschen, weißen Haus. Ich parkte meine Suzuki neben der Garage und folgte ihm ins Haus. "Also, ich zeig dir unser Gästezimmer. Mein Sohn und meine Frau schlafen schon", flüsterte er und führte mich in ein Zimmer. Er holte mir noch Bettzeug und fragte, ob ich noch etwas bräuchte. "Nein." Er wollte gerade aus dem Zimmer gehen, da hielt ich ihn fest. 

"Steffen? Danke... für alles." 

"Das ist doch kein Problem", lächelte er und verschwand. Ich zog mich um und legte mich ins Bett. An Schlafen war jedoch gar nicht zu denken. Ich musste immerzu an den heutigen Tag denken. Die Jungs hatten mich so gut aufgenommen, obwohl sie das nicht hätten tun müssen. Es war ja nur Tag des Handballs. Ich wäre einfach wieder nach Hause gefahren und hätte mein Leben gelebt wie zuvor. Es hätte nichts geändert.
Letztendlich schlief ich doch ein, wachte aber um fünf Uhr morgens wieder auf. Ich beschloss aufzustehen, da ich eh nicht mehr schlafen könnte. Ich zog mir eine Jogginghose und einen schwarzen Hoodie meines Bruders an. Ich liebte diesen Geruch. Es ließ mich denken, dass ich ihm ganz nah wäre. Ich ging in die Küche und machte mir so leise wie nur möglich einen Kaffee. Danach setzte ich mich auf das Sofa ins Wohnzimmer und überlegte, was ich jetzt tun könnte. Ich wollte mir gerade einen neuen Kaffee machen, da hörte ich, wie sich im zweiten Stock etwas bewegte. Es war 6.25 Uhr, niemand würde freiwillig so früh aufstehen. Kaum 2 Minuten später stand ein 3-jähriger Junge vor mir.

"Na Kleiner. Was machst du denn so früh schon auf?", versuchte ich, möglichst freundlich zu fragen. 

"Ich habe Hunger", meinte er. "Und wer bist du?" 

"Ich kenne deinen Papa und habe diese Nacht hier geschlafen." Ich nahm ihn mit in die Küche. "Was möchtest du denn essen?"

"Ich will ein Toast mit Nutella, aber es gibt Nutella immer nur am Wochenende." Ich lächelte, denn er war unglaublich süß. 

"Wenn du nichts erzählst, denke ich, kannst du heute auch ein Nutellabrot haben." Er freute sich so sehr, als ich ihm eine Minute später ein Nutellatoast hinstellte. Er genoss es, das sieht man. Ich gab Jakob noch etwas zu Trinken und stellte das benutzte Geschirr in die Spüle. Nach dem Essen fragte er mich: "Spielst du noch mit mir?" Er schaute mich mit großen Teddybäraugen an, da konnte ich nicht nein sagen. "Klar." 

Keine Minute später hatte er jede Menge Autospielzeuge im Wohnzimmer verteilt und zog mich auf den Teppich. Wir spielten mehrere Stunden und es war wirklich lustig. Der Kleine war so süß. Gegen zehn standen auch Steffen und seine Frau auf, und ich muss sagen, sie sahen ausgeschlafen aus. "Oh shit, es ist schon 10. Um elf ist Training", hörte ich Steffen von oben fluchen. "Wo ist Jakob? Er hat uns heute gar nicht geweckt", fragte sich jetzt auch Ina, Steffens Frau. Sie kamen beide herunter und sahen mich und Jakob spielen. "Na da haben wir ihn ja. Morgen Maeve", begrüßte der Blonde mich. Er hatte Ina scheinbar von mir erzählt, denn sie fiel mir um den Hals. "Danke, dass du dich um den Kleinen gekümmert hast. So gut hatte ich ewig nicht mehr geschlafen." Ich lächelte nur. Wir machten uns ein kurzes Frühstück und Steffen fragte mich, ob ich zum Training mitkommen wollte. Natürlich bejahte ich, was denn sonst?

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Hey, hier ist das nächste Kapitel. Hinterlasst mal eine Meinung... Ciao

Sport ist mein Leben (THW Kiel FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt