11.

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"... halten das einfach nicht mehr aus."

Steffen winkte die Gruppe, die ebenfalls am Strand herumlungerte, zu sich. Ich erkannte Dule, Bam Bam, Rune, Niklas auf Krücken und Miha und Ole. Als letzter trat er aus der Dunkelheit. Andi. Das konnte nicht wahr sein. Auch er sah mich und drohte überzukochen. Er wandte sich an Bam Bam und ich mich an Steffen und Mini.

"Sagt mal, was wollt ihr mir eigentlich noch antun? Ich habe euch erzählt, was er mir angetan hat, vor allem du Steffen. Von dir hätte ich das nicht erwartet. Ich habe dir alles, meine ganze Geschichte anvertraut in der Hoffnung, du verstehst mich. Der Rest weiß nicht, wie sehr er mich innerlich verletzt hat, aber du, du solltest das wissen. Er hat meine Eltern, meine Familie beschimpft. Nicht zu vergessen, dass diese tot ist. Achja, sie wurde ermordet", den Anfang schrie ich noch, aber mit der Zeit wurde ich immer leiser bis ich weinend zusammenbrach.

Steffen stand reumütig da, aber der Rest war geschockt. Sie hatten das mit meinen Eltern nicht gewusst. Gisli kam zu mir und umarmte mich. Ich wehrte mich, doch er ließ nicht locker. Irgendwann gab ich es auf. "Ich habe nicht alles verstanden, aber was es auch ist, die Jungs lassen dich nicht alleine", flüsterte er mir mit unglaublich süßem isländischen Akzent ins Haar.

"Danke", flüsterte ich zurück. Andi verschwand fluchend und Dule folgte ihm, wahrscheinlich um ihn von schlimmeren Sachen abzuhalten. Niko und Niclas lösten sich aus ihrer Starre und setzten sich zu mir in den Sand. Gisli hatte einen Arm um mich gelegt und ich drückte mich an seine Brust. "Scheiße Maeve. Das haben wir doch nicht gewusst. Dann hätten wir doch nicht so etwas gemacht", entschuldigte sich Niclas und Niko stimmte ihm zu. Ich nickte nur. Viel zu sagen hatte ich gerade nicht.

POV Dule

Ich folgte Andi schnell. "So eine Scheiße. Was habe ich nur angerichtet?", schrie er. "Ich
habe sie verletzt." 
"Hey, das konntest du nicht wissen", versuchte ich ihn zu beruhigen.
"Nein, aber solche Sachen sollte man so oder so zu niemandem sagen. Und ich habe sie zu ihr gesagt. Sie, die mir so viel bedeutet. Die Monate, in denen ich sie kaum gesehen habe, vielen mir so schwer. Ich hatte mich gefreut, sie bei dem Spiel gegen Kielce wiederzusehen. Ich habe Scheiße gespielt, ich weiß, denn meine Gedanken waren nur bei ihr. Aber dann musste ich verletzt heraus und alles lief den Bach herunter. Meine Gedanken waren bei dem Team. Ich sah wie sie ins Tor ging und rastete aus. Sie war unglaublich gut, und ich hatte das schlechteste Spiel meines Lebens gespielt. Der Gedanke, dass sie mich ersetzen könnte, war allgegenwärtig. Ich habe mich blöd verhalten, ich dachte, ich wäre aussortiert und dafür machte ich sie verantwortlich", erklärte er mir. Ich kam kaum hinterher, denn er redete verdammt schnell. 

"Andi halt die Luft an. Das, was du getan hast, kann man nicht wieder rückgängig machen, aber du kannst es jetzt klären. Gib nicht auf, bring es wieder in Ordnung", munterte ich ihn auf. 

"Dule, ihre Eltern sind tot. Ich kann nicht einfach hingehen und sagen Tut mir leid, was ich gesagt habe. Das geht nicht."

"Dann lass dir was einfallen. Wenn du es jetzt nicht klärst, ist es zu spät. Tu was", überzeugte ich ihn.

POV Maeve

Die Jungs hatten sich zu mir gesetzt und mir gut zugeredet, ausgenommen Steffen und Mini. Die Beiden mussten sich über diese Situation klar werden. Ich wollte Peke gerade fragen, ob wir fahren konnten, da packte mich jemand von hinten und zog mich hoch. Ich wurde von Gisli, der schön warm war, ins Kalte gezogen, schließlich ist es März. Ich drehte mich um und Andi und Dule tauchten vor mir auf. Ich wollte ihm gerade eine scheuern, da fing er an zu reden.

"Es tut mir unglaublich leid, was ich gesagt habe. Ich wusste nichts über dich und ich war sauer, weil ganz Kiel dich feierte und nicht mich. Ich war der Meinung, dass Alfred mich aussortierte und dich einsetzen würde. Ich war so egoistisch und konnte nicht verstehen, dass der THW gerade genau so jemanden wie dich brauchte. Ich war sauer und wütend und habe das alles leider an dir ausgelassen, obwohl du mir doch so viel bedeutest", sprudelte es aus Andi heraus. "Bitte verzeih mir."

"Du... Ihr... wisst nicht einmal so viel über mich wie ihr glaubt. Ich weiß nicht, ob ich dir oder Steffen oder sonst jemanden von euch wieder vertrauen kann. Es hat mich verletzt, obwohl ich wusste, dass du nichts dafür kannst. Es ist schwierig", meinte ich verletzt.

Die Anderen schauten mich verwirrt an, denn jetzt verstanden sie wirklich gar nichts mehr. Außer Steffen, dem hatte ich fast alles erzählt. "Bitte, erzähl' uns etwas über dich. Du gehörst jetzt praktisch zum Team", bettelte Rune.

"Ich schaffe es nicht, dass alles noch einmal zu erzählen. Steffen sag du", nahe an den Tränen setzte ich mich zu Gisli und vergrub meinen Kopf in seiner Brust. Steffen fing an alles zu erzählen. Von meiner Kindheit, meinen Eltern, meinem Bruder, Hank Peters, der Verfolgung. Ich weinte die ganze Zeit über hemmungslos. Die Jungs guckten noch geschockter und konnten nicht glauben, was ich mit meinen 17 Jahren schon alles erlebt hatte. Alle umarmten mich und munterten mich auf, was die Situation echt besserte. Jedoch war der Streit mit Andi immer noch nicht geklärt und mit Steffen und Mini hatte ich auch noch ein Hühnchen zu rupfen. 

"Also, verzeihst du mir?", fragte Andi erwartungsvoll.
"Gib mir Zeit. So etwas geht nicht von einen auf den anderen Tag", meinte ich und drehte mich weg. 

Ich bat Peke, mich nach Hause zu bringen und dieser nahm einfach Steffens Auto, lud ein paar Jungs ein und fuhr, ohne Steffen und Mini mitzunehmen. Das hatten sie verdient. Es war nicht mal meine Idee, Peke hatte sie selbst gemacht. Auch Steffens und Minis Anrufe änderten nichts.

Ich schrieb ihnen auf Whatsapp nur: Wer nicht hören will, muss fühlen.

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Wie versprochen kommt heute ein neues Kapitel. Was haltet ihr davon? 😇

Sport ist mein Leben (THW Kiel FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt