Lukas:
Schweigend sitze ich einem der zweier im Mannschaftsbus und starrte aus der Fensterscheibe, an welcher Wassertropfen entlangliefen. Es regnete wie in Strömen. Das perfekte Wetter zu meiner Stimmung. Ich konnte es nicht hindern, dass mir Tränen aus den Augen quollen und wie die Tropfen an der Scheibe ihren Weg über meine Wange bahnten. Ich spürte die besorgten Blicke meiner Mannschaftskollegen auf mir. Ich wusste, dass sie es nur gut meinten, aber Mitleid war gerade das Letzte was ich gerade eben gebrauchen konnte. Das einzige was ich gerade wollte, war auf mein Hotelzimmer und ab ins Bett. Selbst auf das Abendessen könnte ich verzichten. Und wenn ich mal keinen Hunger hatte, dann sagte das einiges. Die Stelle an welcher mein Herz sitzen sollte, fühlte sich so unfassbar leer an Als wer es spurlos verschwunden. Als hätte Disse es mir hinausgerissen und irgendwo einsam auf der Straße liegen lassen. Anfangs war es ein schmerzhafter stechender Schmerz von innen hinaus gewesen, jetzt fühlte es sich so leer an. Ich wusste nicht welches Gefühl schlimmer war. Das schmerzhafte oder das herzlose. Gedankenverloren schaute ich stur gerade aus dem Fenster und blendete alles um mich herum aus. Ich merkte nicht einmal, wie Niclas sich neben mich auf den Sitz fallen ließ. So sehr war ich in Gedanken versunken. Erst als sich sein Arm tröstend um mich legte, zuckte ich erschrocken zusammen. „Psst, alles ist gut", redete Niclas beruhigend auf mich ein. Und in diesem Moment kam alles wieder hoch, die ganzen schönen Erinnerungen. Und mit ihnen wurde mir erstmal bewusst, was ich gerade eben verloren habe. „Hab ich dir schon mal von Disse und meinem nächtlichen Bad in der Ostsee erzählt", fragte ich Niclas, während mir weiter Tränen über die Wangen liefen. Er schüttelte den Kopf. Mit dem Handrücken wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht, atmete tief durch und begann zu erzählen:Flashback:
Ich saß in der abendlichen Sonne auf Disses Terrasse und trank in Ruhe meinen Kaffee, während ich meine Nase unter meinem Buch versteckt hatte. Auf einmal legten sich zwei Armen von hinten um meinen Oberkörper und ließen mir einen elektischen Stromschlag durch die Adern jagen. In meinem Bauch begann es zu Kribbeln, während er mir ein paar zärtliche Küsse an den Hals hauchte und eine leichte Gänsehaut an meinem Körper hinterließ. Den Inhalt von meinem Buch hatte ich von einem Moment auf den anderen völlig aus den Augen verloren. „Fertig mit lernen?", erkundigte ich mich. Disse hatte sich nämlich vorhin auf dem Sofa ausgebreitet, um seine alten Unterlagen vom letzten Semester nochmal durchzuarbeiten, bevor das neue Semester begann. Ich bewunderte ich. Für mich war es unerklärlich, wie er es schaffte, während seiner Profikarriere noch einen Studiengang abzuschließen. Und das war nicht der ersten, den er absolviert hatte. Er hatte bereits einen fertigen Studienabschluss in der Tasche. Manchmal fragte ich mich, ob er einfach Spaß daran hatte über Büchern zu büffeln, oder er einfach hochbegabt war und er sich Dinge einfach schnell merken konnte. Wahrscheinlich eine Mischung aus beidem. „Nein, denn ich hatte gerade die geile Idee, dass wir beide Hübschen, jetzt noch einen Ausflug zum Strand machen könnten", grinste Disse. Ich ließ meinen Blick auf die Uhr wandern. Kurz nach 20 Uhr? Ist er krank? Hatte er Fieber? Er wollte jetzt wirklich noch nach unten zum Wasser. „Was guckst du so skeptisch?", beschwerte sich Disse und ließ sich neben mich auf die Liege fallen. Sie quietschte bedrohlich. „Disse du weißt schon, dass das Ding nicht für zwei Schwergewichte wie wir ausgelegt ist", erinnerte ich ihn. „Jetzt sei nicht so ein Angsthase", grinste Disse und beugte sich zu mir vor, und wollte gerade meine Lippen mit seinen vereinen, da krachte die Liege unter unserem Gewicht zusammen. Und ehe wir gucken konnten, landeten wir aufeinander im Gras und hauten uns die Köpfe am Kopf des anderen an. Prustend schüttelte ich den Kopf. „Du Vollidiot", beschimpfte ich ihn. „Was kann ich dafür, wenn du so ein Fettsack bist", verteidigte sich Disse. „Ja und du bist ja so leicht wie eine Feder", konterte ich. Sein Körper lag direkt auf meinen. Er stützte sich mit den Ellenbogen im Gras ab und schaute mich mit seinen leuchtenden Augen an. Seine Lippen waren nur noch Millimeter weit von meinen entfernt. „Hattest du nicht was vorgehabt?", fragte ich Disse mit hochgezogenen Augenbrauen. Doch er legte wortlos seine Lippen auf meine, damit ich endlich die Klappe hielt. Ein Kribbeln breitete sich in meinem Bauch aus. Die Schmertterlinge trieben wie verrückt ihr Unwesen. Als seine Hand dann noch langsam unter mein T-shirt wanderte, war es um mich geschehen. Mein Krimi Roman, war vergessen. Genauso wie Disse seinen Spaziergang beim Sonnenuntergang am Strand vergessen hatte. Dachte ich zumindest. Doch in diesem Moment löste er zu meiner Enttäuschung sich von mir. „Hob beweg deinen Arsch, sonst können wir uns den Strand sparen", zwinkerte dieser. „Aber", jammerte ich. Ich hatte nicht wirklich Lust jetzt aufzustehen. Doch Disse ließ nicht locker. Er zerrte mich auf die Füße und wenige Minuten später saß ich neben ihm im Auto auf dem Weg runter zum Strand. „Hat der Strand überhaupt noch offen", fragte ich skeptisch. Disse zuckte ratlos mit den Schultern. „Irgendeinen Zugang zum Wasser werden wir schon finden", meinte er optimistisch, als er den Wagen am Straßenrand parkte. Nicht gerade überzeugt von seinem Plan folgte ich ihm aus dem Auto. Disses Augen strahlten abenteuerlustig. Was hatte er nur vor? Er griff nach meiner Hand und wir liefen Hand in Hand den Weg hinunter zum Wasser. Trotz der Sonne die mit leuchtend roten Farben langsam ihm Meer versank, herrschten immer noch angenehm warme Temperaturen. Nicht mehr ganz so heiß wie tagsüber, sondern schön angenehm. Ich ließ mich von Disse einen engen Weg hinunter zum Wasser führen. Es war steinig und überall lagen irgendwelche Wurzel oder Äste, welchen man ausweichen musste. Nicht gerade der Beste weg, wenn man nur Flipflops trug. „Was hast du vor?", fragte ich ihn. „Wirst du gleich sehen", grinste er geheimnisvoll. Mittlerweile waren wir an einem abgegrenzten Strandstück angekommen. Es lag versteckt hinter einigen Büschen, trotzdem lag schöner weißer Strand am Ufer. Ich staunte nicht schlecht. Meine Augen leuchteten förmlich. Unser eigenes geheimes Strandstückchen. „Woher?", fragte ich sprachlos. „Ich bin schon einige Zeit hier in Kiel", zwinkerte er. Ich schaute ihn skeptisch an. „Nein, Rune hat mir diesen Ort mal gezeigt. Es ist sozusagen sein geheimer Ort, an welchen er sich zurückzieht, wenn er mal Zeit und Ruhe zum Nachdenken braucht", erklärte mir Disse. „Ist es ihm dann überhaupt Recht, wenn wir seinen geheimen Ort hier gerade nutzen?", wollte ich wissen. Disse zuckte mit den Schultern. „Er ist ja nicht hier", grinste er frech. „Manchmal bist du echt .....", begann ich. Ich wollte eigentlich gestört sagen, aber ich entschied mich dann für die bessere Variante. „Genial". „Nur manchmal", schmollte Disse enttäuscht. „Jetzt hör auf zu schmollen und zieh dich aus, sonst ist die Sonne bereits weg", drängelte nun ich und zog mir mein Shirt über den Kopf. Disse entfernte auch das lästige Stück Stoff und griff meine Hand, bevor er mich nach unten zum Wasser zog. Meine Füße wurden von einer Welle überspült und ich ließ mich in die angenehm aufgeheizte Ostsee fallen. Schweigend ließen wir uns von den Wellen aufs Wasser treiben. Mittlerweile konnten meine Füße den Grund nicht mehr berühren. Hilfesuchend klammerte ich mich an Disse fest und schloss meine Füße um seine Hüfte. Unsere nassen Körper klebten aneinander. „Und was sagst du?", fragte mich Disse mit Blick Richtung Himmel gewandt, der in blutigen Farben schimmerte. „Wunderschön; danke", hauchte ich und legte vorsichtig meine Lippen auf seine. Ich schloss die Augen. Und nun stand ich hier nur, an Disse geklammert, in der Ostsee, während die Sonne hinter uns langsam unterging. Ein atemberaubendes Gefühl. Ein Moment für die Ewigkeit, den ich nicht so schnell vergessen werde.
Flashback Ende
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Spiel um Spiel, Lüge um Lüge und wann sieht er es ein? - The Second Chapter
FanfictionDie Heim WM steht vor der Tür: Es sind einige Monate vergangen, seitdem Lukas Nilsson Christian Dissinger in der Sparkassen Arena vor 10.000 Menschen einen Heiratsantrag gemacht hat. Die letzten Monate waren geprägt von vielen Trainingseinheiten u...