20: Dajanas Rettung ?!

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Steffen:
Machten wir gerade das richtig? Wollte Dajana das überhaupt? Hatten wir überhaupt eine Chance? Gerade zweifelte ich an meinem eigenen Plan. Hatte ich Niko gerade zu etwas Riskantem überredet? Doch bevor ich mir weiter den Kopf darüber zerbrechen konnte, ob dieser Plan jetzt sinnvoll war oder nicht, wurde die Haustür aufgerissen. Und da stand er. Ihr Vater! Er war etwas größer als ich. Ein furchteinflößender Mensch. „Was wollt ihr hier?", fauchte er. Ein Wunder, dass er überhaupt mit uns gesprochen hatte. Ich suchte Nikos hilfesuchenden Blick auf mir. Der Junge könnte echt mal eine Schippe Selbstvertrauen gebrauchen. Ich seufzte bevor ich dann eben das Sprechen übernahm. „Wir wollten mit ihnen reden?", erklärte ich ihm. „Ich kaufe nichts", meinte ihr Vater und wollte bereits die Tür uns vor der Nase zu schlagen, doch Niko hatte schnell reagiert und seinen Fuß in die Tür gestellt. Wir harmonierten echt gut! „Wir wollen ihnen nichts verkaufen", sagte Niko und schaute auf ihren Vater hinab. Wenn ich mich recht täuschte, war er überrascht von Nikos plötzlichem Selbstbewusstsein. Wenn ich ehrlich bin ich hätte das jetzt auch nicht erwartet. In Zeitlupe öffnete ihr Vater nun wieder die Tür. „Walter, wer ist denn da?", erklang die Stimme ihrer Mutter im Hintergrund. Unsere Chance? Ich warf Niko schnell einen Seitenblick zu, doch dieser hatten nun wieder diesen zuvor ängstlichen Gesichtsausdruck. Wenn wir das hier heil überstehen, dann müssen wir an seinem Selbstvertrauen arbeiten. Wieso hab ich nicht bedacht, dass Niko in solchen Situationen nie den Mund aufmachen kann? „Nur so zwei Männer", winkte ihr Vater ab. „Verzieht euch", antwortete an uns gerichtet und haute uns die Tür vor der Nase zu. Jetzt war bei mir der Kragen geplatzt. So leicht lasse ich mich nicht abwimmeln. Ich drückte gleich wieder auf die Klingel und klingelte erstmal schön Sturm, sodass er es gar nicht überhören konnte. „Walter jetzt mach, dass dieses verdammte Geklingel aufhört", hörte man ihre Mutter verärgert rufen. Bingo! Keine zwei Sekunden später wurde die Tür wieder aufgerissen. „Ich hab gesagt ihr sollt euch verziehen", fauchte ihr Vater und wollte gerade die Tür wieder zu schlagen, doch diesmal hatte Niko wieder den schnelleren Reflex und hielt erneut seinen Fuß in die Tür. „Sie hören uns jetzt zu! So leicht lassen wir uns nicht abwimmeln", entgegnete ich eiskalt. Nun wurde ihr Vater hellhörig und stellte sich provokativ mit den Armen vor der Brust verschränkt in die Tür. „Der Grund weswegen wir eigentlich hier sind", begann ich und wollte unsere kurze Überlegenheit ausnutzen, wurde jedoch schlagartig von ihrem Vater unterbrochen. „Ich kenne dich doch", funkelte er böse an Niko gerichtet. Dieser zuckte erschrocken zusammen. „Niko", seufzte ich verzweifelt. Er sollte sich von ihm nicht einschüchtern lassen, sonst wird das heute nichts mehr. Ich spürte wie Niko unter dem Blick ihres Vaters immer mehr eingeschüchtert wurde. „Bleib stark! Bitte"; flehte ich innerlich. „Na warte", schrie ihr Vater auf einmal wutentbrannt und wollte auf Niko losgehen, der den Schwanz einzog und erschrocken zurückwich. Schützend stellte ich mich vor Niko. „Wir sind nicht hier um die Sache mit Gewalt zu lösen. Nein wir regeln Konflikte mit Worte", erklärte ich ihm die Spielregeln und schaute triumphierend zu ihm hinauf. Wir hatten ihn nun an seinem wunden Punkt. Jackpot! Doch ich sollte mich nicht zu früh freuen, es lag noch ein gewaltiges Stück Arbeit vor uns. „Was wollt ihr?", fragte ich Vater vorwurfsvoll. „Wir wollen mit ihnen über Dajana reden", begann ich. „Wusste ich es doch! Du Vergewaltiger, du!", rief ihr Vater aufgebracht und wollte erneut auf Niko losgehen. Erneut stellte ich mich dazwischen. „Was hab ich gesagt?", erinnerte ich ihn. Schnaubend war er nun wieder still! Irgendwie gelang es mir ihn unter Kontrolle zu haben! Ich wusste gar nicht, dass ich solche Fähigkeiten hatte. „Was wollt ihr?", fragte er nun wieder vorwurfsvoll. „Ihnen klarmachen, dass Niko kein Vergewaltiger ist, der sich an minderjährigen Mädchen vergreift. Ich kann verstehen, dass sie sich Sorgen um ihre Tochter machen. Ich bin selbst Vater und weiß wie das ist, wenn man alles Mögliche, was in seiner Macht steht tuen will, um sein Kind zu beschützen. Aber ab einem gewissen Alter muss man lernen loszulassen. Irgendwann ist es soweit, dass man seinen Kindern gewisse Freiräume geben müssen, damit sie sich selbst entfalten können", begann ich zu reden und auf einmal floss er mir einfach über die Lippen. Zuvor hatte ich krampfhaft mir irgendwelche Worte überlegt, wie ich ihn nun am besten überreden könnte. Jetzt machte ich mir keine Gedanken darüber, sondern sprach einfach aus meinem Bauch heraus. Wenn das nur immer so einfach wäre. „Mag sein, dass sie ihr Kind auch beschützen wollen, aber Dajana kannte die Regeln und hatte sie gebrochen", entgegnete ihr Vater eiskalt. Immer wieder warf er an meiner Schulter vorbei in Nikos Richtung wütende Blicke. Ich hatte das Gefühl, dass er ihm am liebsten an die Gurgel springen wollte. „Ich kann verstehen, dass sie sich Sorgen um die Gefühle ihrer Tochter machen. Ich kann verstehen, dass Ihnen diese Sache Sorge bereitet. Ich wüsste auch nicht ob ich so begeistert wäre, wenn mein Sohn ankäme und mir sagen würde: „Du Papa ich hab übrigens eine Freundin die sechs Jahre älter ist als ich. Wahrscheinlich wäre ich im ersten Moment auch geschockt. Aber wollen wir Eltern nicht eigentlich nur eins, dass unsere Kinder glücklich sind?", fuhr ich fort. Ich beobachtete ihn genau. Ich ließ ihn keine Sekunde aus den Augen, in der Hoffnung irgendetwas anhand seines Gesichtsausdrucks ablesen zu können. Täuschte ich oder war er gerade für einen kurzen Moment überrumpelt. Ich spürte bereits ein innerliches Grinsen. War das der Sieg? „Hören Sie auf mit ihrem ich verstehe Getue. Sie verstehen einfach nichts", fuhr mich ihr Vater nach einer kurzen Atempause wütend an. Ich spürte, dass ich gerade einen wunden Punkt getroffen habe. „Sie wollen also nicht, dass ihre Tochter glücklich ist?", fragte ich vorwurfsvoll. „Halten sie den Mund und verziehen sie sich und lassen sie sich hier nie wieder blicken"; schrie der Vater ausgebrachte und wollte uns erneut die Tür vor der Nase zu schlagen. Diesmal war ich es, der Niko den hilfesuchenden Blick zuwarf. Ich war froh, dass Niko so schnell reagierte. Er stellte sich nun erneut in die Tür. „Wo ist sie?", funkelte er ihren Vater an. Einen Moment lang dachte ich, wir hätten ihn, doch zu früh gefreut. „Lassen Sie die Finger von meiner Tochter, oder ich zeig sie wegen Belästigung an", drohte er uns nun. Zeit die Polizeikarte zu spielen? „Entweder sie sagen uns nun, wo Dajana ist oder wir rufen die Polizei, denn ich wette, dass sie irgendwo in diesem Haus, völlig verängstigt zusammen gekauert irgendwo sitzt", spielte ich nun unsere Karte. Ich spürte wie dieser Schlag getroffen hatte. Seine Mundwinkel begann wie wild zu zittern. Wir hatten ihn! Doch so leicht gab sich ihr Vater dann auch nicht geschlagen. „Wenn sie diese Tür überschreiten, kann ich sie wegen Hausfriedensbruch drankriegen", spielte er gelassen seinen neuen Trumpf aus. Diese Sache entwickelt sich gerade in eine richtige Gerichtsschlacht. Wir drohten uns gegenseitig mit irgendwelchen Anklagen. So kommen wir auf Dauer nicht weiter! Wir brauchten Verstärkung! Auch wenn wir zu zweit waren, wir würden unmöglich an ihrem Vater vorbeikommen. Kurze Zeit herrschte Stille! Stille die auf einmal durch einen Hilfeschrie unterbrochen wurde. „Niko", ertönte ein sehr leise klingender Hilferuf! Ein Blickkontakt reichte und wir wussten beide, wer nach unserer Hilfe rief. Dajana! Wie vom Blick getroffen lief Niko nun zielstrebig auf die Haustür zu. „Wir können das jetzt friedlich beenden, oder wir verschaffen uns nun mit Gewalt Zugang und holen Dajana da unten raus", bot Niko ihm zwei Möglichkeiten. „Walter was zur Hölle ist hier los?", ihre Mutter war mit geröteten Augen in der Tür aufgetaucht und schaute ihren Ehemann vorwurfsvoll an. „Ruf die Polizei", entgegnete ihr Mann eiskalt. „Nein, du sagst mir jetzt erst was hier los ist", versetzte sie sich seiner Anweisung. „Du machst jetzt auf der Stelle das, was ich dir befohlen hab", schrie er sie wutentbrannt an und hob drohend seine Hand. Er war wieder kurz davor, die Beherrschung zu verlieren. Die eigene Kontrolle über seinen Körper! Er brauchte dringend Hilfe. Psychologische Hilfe! Er musste diese Wutausbrüche unter Kontrolle bringen, sonst würde ihm ruckzuck das Sorgerecht entzogen werden. Seine eingeschüchterte Frau verschwand mit verheulten Augen in der Wohnung. Womöglich um den Befehl ihres Mannes auszuführen! „Sie haben jetzt die Wahl, entweder sie bringen Dajana hierher oder wir regeln das vor Gericht", wiederholte ich Nikos Forderung. "Ihr verlasst jetzt sofort dieses Grundstück", befahl er. Ich warf Niko einen Blick zu, der bedeuten sollte, dass wir bleiben! Wir geben jetzt nicht auf! Wir waren kurz davor! Irgendwas sagte mir, dass mir diesen Kampf gewinnen werden! Spätestens wenn die Polizei da ist, haben wir das Ass in unserer Hand. "Hast du jetzt die Polizei gerufen", schrie er ins Haus zurück. "Die sind unterwegs, aber hältst du das wirklich für eine gute Idee! Du weißt wie das enden wird, wenn sie Dajana da unten vorfinden", redete die Mutter verzweifelt auf ihren Mann ein. "Ich lass mich hier nicht von solchen Bengeln fertigmachen", entgegnete er. Ich machte mich bereit. Bereit für einen Kampf! Mann gegen Mann! Ich könnte Schmerz ertragen. Ich wusste wie man auf die Zähne biss, auch wenn der Körper streikte. Handball war Härte pur. Wenn es nicht kracht, ist es nicht Handball! "Wir könnten das auch mit Gewalt lösen, wenn sie das unbedingt wollen, aber dann dürfen sie mich nicht wegen Körperverletzung anklagen, wenn ich sie fertiggemacht hab", forderte ich ihn nun heraus. Niko warf mir einen panischen Blick zu. Ich machte mit den Körper eine Bewegung, die ihm zeigen sollte, dass das nur Ablenkung war und er sich so Zutritt ins Haus verschaffen könnte. Er nickte. "Mann gegen Mann?", fragte ich ihn. Natürlich könnte ihr Vater sich das nicht nehmen lassen! Wir haben ihn! "Walter lass das", rief seine Frau ihm ängstlich zu. Normalerweise war ich nicht der Typ für eine Schlägerei. Ich gehörte nicht zu den Leuten die Konflikte mit Gewalt lösten. Doch in diesem Augenblick bleib mir nichts anderes übrig. Mit Worten konnte ich den Konflikt nicht lösen. Nun musste wohl die unschöne Variante fruchten. Ich stellte mich ihn gegenüber in die Einfahrt. Ich streckte mich und lockerte mich. Ich erinnerte mich an meine Kindheit zurück. Ich hatte mich oft mit meinen Freunden gemessen, wer stärker war. Aber damals ging es nur darum, als stärkster vom Platz zu gehen. Das hier hatte eine ganz andere Bedeutung. Ich kämpfte heir gerade um ein Menschenleben, wenn ich gerade nicht etwas übertreibe. Dajanas Zukunft  hängt davon ab. Das Adrenalin brannte mir in den Adern. Mein Herz klopfte wie verrückt vor Nervosität. Mein Gegner warf mir wütende herausfordernde Blick zu. Mir war bewusst, ich werde nicht beginnen. Ich werde mich nicht strafbar machen. Wenn er mich angriff würde ich mit dem Argument der Notwehr durchkommen. Und tatsächlich ging mein Plan auf. Ich kämpfte eben mit Köpfchen er verließ sich auf seine Muskelmasse. Er war tatsächlich der erste der auf mich losging. Ich wich seinem Faustschlag geschickt aus. Er fuchtelte wild um sich herum mit seinen Händeln und ich hatte alle Mühe diesen auszuweichen. Im Augenwinkel sah ich wie Niko im Haus verschwand. Ihre Mutter stand regungslos und ließ das Schicksal über sich ergehen. Diesen Moment der Unachtsamkeit nutzte ihr Vater aus und seine Faust rammte mir ins Gesicht. Ein pochender Schmerz durchfuhr meinen Wangenknochen. Ich würde mich hier wohl nicht einem fast fünfzig Jährigem geschlagen geben müssen, oder? Doch ich rechnete nicht damit, dass auf einmal Andi und Miha neben mir auftauchten. "Heja", schrie Miha und rannte auf ihren Vater los. Dieser war genauso überrascht über das plötzlich auftauchen der Jungs. So perplex, was hier eigentlich gerade geschah, gelang es unseren Kampfzwerg ihren Vater zu Fall zu bringen. Mit Andis Hilfe machten sie die beiden fest. Jetzt fehlt nur noch, dass Niko gleich mit Dajana aus dem Haus kam, dann war der Fluch vorbei. "Alles gut bei dir?", erkundigte sich Niklas besorgt. "Ein schönes blaues Auge wird das schon werden", antwortete ich."Woher wusste ihr?", fragte ich fassungslos. "Wir dachten ihr könntet vielleicht etwas Unterstützung gebrauchen, nachdem was Liv erzählt hatte, wussten wir, dass dies die einzige Chance war. Als du dann geschrieben hast, das sind jetzt zu Zweit versucht Dajana zu befreien, war uns gleich klar. Ihr braucht Unterstützung. Wir haben uns gleich auf den Weg gemacht. Wir kamen wohl gerade zum richtigen Zeitpunkt", fasste Dule zusammen. "Man bin ich froh, ich will nicht wissen wie das sonst geendet wäre", seufzte ich. "Wo ist eigentlich Magnus hin?", wollte Niklas wissen und schaute sich suchend um.

Spiel um Spiel, Lüge um Lüge und wann sieht er es ein? - The Second ChapterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt