"Er gehört zu mir"

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|•JORDAN•|

Nach Schulschluss bin ich möglichst schnell geflüchtet, um weiteren Ohrfeigen aus dem Weg zu gehen.
Ella ist zwar klein, aber zuschlagen kann sie.

Ich muss nicht lange an Sams Range Rover warten, da ist Caleb schon neben mir. „Du bist schon eine Schlampe oder?", fragt er, doch es klingt nicht wie eine Beleidigung, also nehme ich seine Wortwahl hin, während ich von meiner Zigarette ziehe.
„Ich hatte früher was mit vielen Frauen. Aber das waren noch andere Zeiten. Ich hab dir ja von der Sache erzählt mit dem Drogendealen und so. Ich habe auch selbst welche genommen. Mir war alles scheiß egal und ich hab mich durch die ganze Stadt geschlafen. Es kam mal so weit, dass ich so zugedröhnt war und 5 Frauen gleichzeitig zu mir bestellt habe. Die haben sich die Augen ausgekratzt, als sie rausgefunden haben, was die anderen hier wollten" Ich muss tatsächlich Lachen bei der Erinnerung und auch Caleb lacht kurz.
„Wie ist das Ganze dann ausgegangen?", will er wissen.
Ich lache. „Im Endeffekt hat der Nachbar die Polizei gerufen, weil die Mädels randaliert haben. Die haben den Krankenwagen gleich mitgebracht. Drei von den Mädchen mussten ins Krankenhaus wegen ihrer Prügelei, die andern beiden wurden verhaftet und ich hab auf unschuldig gemacht. Als die Beamten weg waren hab ich Denise gerufen, weil ich ja noch was loswerden musste"
Caleb lacht, es bilden sich Grübchen in seinen Wangen. „Du hast eigentlich mehr als nur eine Ohrfeige verdient, Jordan. Aber jetzt mal ganz ehrlich, wieso bist du nicht zu dieser Chanti in die Besenkammer?" Zum Ende hin wird er ernster.

Ich werfe meine Zigarette auf den Boden und trete sie aus. Eigentlich weiß ich, dass Caleb es nicht mag, wenn man raucht, aber die habe ich jetzt echt gebraucht.

Zurück zu Chanti und der Besenkammer.
„Keine Ahnung. Wir haben ja eh Sexverbot, Blowjobverbot, Handjobverbot, Pettingverbot. Eigentlich leben wir wie Mönche"
Wir lachen beide. Ja, lach für mich, Caybaby.

„Also mal ganz ehrlich, wenn ich das Sexverbot nicht halten wollte, würde ich es nicht tun und du bestimmt auch nicht. Immerhin gehört es ja nicht wirklich zur Wette, aber ich finde es so spannender. Außerdem tut mir Sex mit fremden Männern eh nicht gut. Und auch manche Männer werden anhänglich und anstrengend. Ehrlich gesagt bin ich ziemlich glücklich mit meiner Abstinenz und mein Laptop ist nicht mehr voller Viren von den ganzen Pornoseiten"
Bei den dem letzten Satz von Caleb verliere ich komplett die Fassung und lache mir erstmal den Arsch ab. Er sieht mir schmunzelnd dabei zu, ich versuche zu atmen, was mir nicht wirklich gelingt.
Langsam erinnert meine Lache an eine behinderte Seerobbe und weil ich schon seltsame Blick zugeworfen bekomme, reiße ich mich zusammen und sehe wieder zu Caleb.

„Ja, bei mir ist es ähnlich. Ich hab nur morgens das Problem. Aber ansonsten... Ich hätte niemals gedacht, dass ich so lange ohne Sex leben kann, aber ehrlich gesagt finde ich es sogar besser so. Das ganze bedeutungslose Rumficken fehlt mir kein bisschen."
„Das heißt, du willst nur noch Sex mit Leuten, die dir auch mal was bedeuten?" Caleb sieht mich ernst an.
„Ja klar. Die einzigen, die mir etwas bedeuten sind Sam, Denise und du. Mit Denise wird's langsam zu langweilig, Sam scheidet aus und du..." Ich sehe mit Caleb an.
Ja, was spricht denn dagegen?

Moment mal. Ich bedeute dir was?" Er zieht mal wieder nur eine Augenbraue hoch und sieht mich fragend an.
Lass dir was einfallen, Jordan! „Du bist mein Bruder"
Gute Idee, steck ihn in die Brotherzone.

Doch was blitzt da in seinen Augen auf?
Erleichterung?
Oder Enttäuschung?

„Sorry Leute, Greg hat mich aufgehalten" Sam kommt schnellen Schrittes zum Auto und sperrt auf, damit wir einsteigen können.
„Wie hat Greg dich denn aufgehalten?", fragt Caleb grinsend und Sam zwinkert durch den Rückspiegel. Das sagt wohl alles.

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Obwohl wir Denise Party quasi mit ausrichten, kommen Caleb und ich erst ziemlich spät, weil wir warten wollten, bis die richtige Party losgeht.
Sam ist schon da, daher schieben Cay und ich uns durch die schwitzende Menge und suchen ihn und Denise.
Aber keine Chance.

Die Musik übertönt das Gejohle der Betrunkenen. Der Raum wird von bunten Lichtern beleuchtet. Es stinkt nach Rauch, Alkohol, Schweiß und jede Menge Sex.
In den Ecken sind schon einige am hemmungslosen Rummachen, es liegen auch schon ein paar Betrunkene da, aber die meisten sind noch in ziemlich guter Verfassung.

„Ich hab ihn!", brüllt Caleb irgendwann in mein Ohr und zeigt quer durch den Raum zur Theke.
Wir kämpfen uns wieder durch, bis wir bei Sam ankommen und ihn begrüßen.
„Na endlich! Ich hab mich schon gefragt, wann ihr euch endlich blicken lasst! Denise hatte Angst, dass ihr gar nicht mehr kommt!"
„Jetzt sind wir ja da!", antwortet Caleb schreiend und lässt seinen Blick durch die Tanzende Menge schweifen. Er lächelt dabei.
„Sam, wieso tanzt du nicht und suchst nach heißen Jungs? Der da hinten sieht doch gut aus", wendet er sich dann an meinen besten Freund und zeigt zur Terrassentür auf einen attraktiven Mann.
„Der ist Hete, hab ich schon probiert", gibt Sam zurück. „Außerdem trinke ich lieber, anstatt zu tanzen." Als Bestätigung kippt er einen Shot und schüttelt sich dann erstmal.
„Yippie!", ruft er.
Dann wird er ernster und sieht zu Caleb. „Wo sind eigentlich deine Freunde?"
„Die kommen erst am Montag, weil sie da Ferien haben und die ganze Woche bleiben!", antwortet Caleb. Davon weiß ich ja noch gar nichts... Naja, dafür weiß ich es jetzt.

„Komm schon, Caleb, zeigen wir Sammy mal, was du gelernt hast" Ich spiele auf seinen Tanzunterricht an, er lächelt zwar aber schüttelt den Kopf. „Als ob ich in der Öffentlichkeit freiwillig neben dir tanze! Da sehe ich aus wie ein fettes Nilpferd!"

Ich muss lachen.
Okay, er hat schon Recht, aber er tanzt wirklich gut. Für einen Anfänger.

„Gut, dann tanz ich halt alleine", gebe ich gespielt beleidigt zurück und drücke mich auch schon durch die tanzende Menge. Natürlich tanze ich hier nicht so wie mit der Crew oder im Training, aber man sieht bestimmt, dass ich Rhytmus im Blut habe.

Wie immer, wenn ich tanze, befinde ich mich in einer ganz anderen Welt, daher bemerke ich auch nicht sofort, dass es sich Caleb anscheinend doch anders überlegt hat und sich zu mir durchdrängelt.
Erst, als ich sehe, wie er so richtig schlecht von einem Mädchen angetanzt wird, dass ihren Arsch an seiner Hose reibt, tauche ich in die Realität zurück und bahne mir meinen Weg zu ihm.
Er scheint etwas überfordert, weil er die Tussi nicht mehr losbekommt, also eile ich zur Hilfe.

Als ich erstmal angelangt bin, nehme ich einfach seine Hand und ziehe ihn mit mir, doch das Mädchen klammert sich an seinen anderen Arm. „Sag mal spinnst du? Er gehört schon mir!", beschwert sie sich und zerrt an Caleb.
Er versucht sie abzuschütteln ohne ihr wehzutun, doch das klappt nicht.
Wieso muss er denn auch immer so sanft sein?!

Genervt ziehe ich Caleb mit einem Ruck an mich, meine Hand krallt sich in seinem Hintern fest, er keucht überrascht auf.

„Er gehört zu mir. Und jetzt zisch ab und lass ihn in Ruhe!" Ich funkele das Mädchen böse an, das überrascht auf die Stelle schaut, wo ich Caleb begrabsche, und dann den Abflug macht.
Als sie außer Sichtweite ist, lasse ich ihn -wohlerzogen wie ich bin- wieder los.

Er grinst mich dreckig an. „Na, hat es dir gefallen?"
Ich schüttele nur den Kopf und grinse ebenfalls.

Ja, hat es, aber das bleibt ein Geheimnis.

(Keine) Liebe auf den ersten Blick  (BxB)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt