Die Worte eines Betrunkenen

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Jordan, der Typ, der behauptet, dass er keinen Sport macht und der Typ, der einen super geilen Körper hat, steht gerade vor mir, kratzt sich verlegen am Hinterkopf.
Und gerade ist er noch voll abgegangen, hat getanzt wie ein Gott. Ich kann das nicht glauben. Das hat mich verstört. Ehrlich jetzt. Wie kann ein Mensch sich so gut bewegen? So eigen und trotzdem im Einklang mit der Musik.
Das hat mich total angemacht.

„Das war voll geil, Jordan. Machst du das mal privat für mich und mit weniger Klamotten?", versuche ich.
Jordan sieht mich kurz verstört an, lächelt dann aber. „Ich sage jetzt ja, weil du dich morgen eh nicht mehr daran erinnerst so dicht wie du bist, Schatzi"
Ich grinse ihn an und falle ihm erstmal um den Hals, wo ich ihm dann auf die Wange küsse.
„Ich will mehr von deinen Moves sehen.", hauche in sein Ohr.

„Ich kann einfach nicht glauben, dass du das vor mir verheimlicht hast", meint Sam und zerstört somit die romantische Atmosphäre.
Ich war mir so sicher, Jordan würde mich gleich hier auf dem Tresen nehmen.
„Jordan", jammere ich, er sieht mich fragend an. „Bitte machs mit mir. Ich hatte seit Wochen keinen Sex, mein Ex hat versucht mich zu vergewaltigen und jetzt bin ich traurig und brauche deine Aufmunterung. Bitte Jordan, nur einmal. Bitte bitte bitte." Wie tief bin ich eigentlich gesunken, dass ich um Sex betteln muss? Egal, ich will ihn jetzt und hier.

„Caleb, du bist betrunken.", antwortet er sachlich.
„Komm schon Jordan. Sei für mich da", winsle ich, doch es lässt sich nicht weichkochen.

„Ich glaube, ich fahr euch besser mal nachhause", meint Sam schon wieder.
„Ja, Sammy geh schon mal, ich bleibe mit Jordan hier und wir ficken ein bisschen", meine ich, ohne von Jordan weg zusehen.

Als Vorspiel lecke ich schon mal über seine Wange. Das war ihm wohl dann doch zu viel, denn jetzt schiebt er mich von sich.
„Das reicht, du Sexmonster, wir gehen jetzt heim", bestimmt er und zieht mich an der Hand durch die Menge.
Haha, er hat Sex gesagt.

In Sams Auto angekommen, setzt sich Jordan zu mir auf den Rücksitz.
„Sorg dafür, dass er nichts vollkotzt, sonst bezahlst du die Reinigung.", mault Sam.
Der ist ja mal mies drauf.

„Jordan?", frage ich ganz nah an seinem Gesicht.
„Boa, Caleb was hast du eigentlich alles getrunken? Deine Fahne riecht man bis nach Mexico", beschwert er sich.

Okay, das war's.
Ich setze mich wieder normal hin und verschränke die Arme vor der Brust.
„Was ist denn jetzt los?", fragt Sam verwirrt durch den Rückspiegel, Jordan zuckt nur mit den Schultern. Arsch!

WORTE KÖNNEN AUCH VERLETZEN!", schreie ich die beiden an.

„Okay, Caleb ganz ruhig, komm her" Jordan legt einen Arm um meine Schulter, sodass ich glücklich aufquitsche und mich an ihm schmiege.
„Du bist so hart aber trotzdem gemütlich. Und du reichst soo gut.", schwärme ich.
Ich liebe es, in seiner Nähe zu sein.

Ich schließe langsam die Augen, weil sie so schwer werden und kuschele mich in seine Halsbeuge.
Irgendwann halten wir an, jemand hebt mich hoch und bringt mich ins Warme.
Dann wird es weich unter mir. Mh kuschelig.
Er will mich wieder los lassen, aber ich greife im Dunklen nach seiner Hand.

„Lass mich nicht allein", bitte ich mit geschlossenen Augen.
Dann spüre ich, wie die Matratze etwas einfällt und sich ein warmer Körper neben mich liegt.
Ich schmiege mich sofort an ihn und nuschle das, was mir gerade durch den Sinn kommt. „Ich hab dich vermisst, Riley"

Ich wache auf, durch einen seltsamen Geschmack im Mund. Oh Gott.
Ohne viel nachzudenken springe ich aus dem Bett, aus der Tür uns hechte ins Bad, wo ich mich erstmal über der Kloschüssel auskotze, bis mein Magen nichts mehr hergibt.
Ich bleibe noch ein bisschen über der Schüssel hängen, nur zur Sicherheit, ehe ich die Spülung betätige und meinen Mund auswasche.

Was habe ich gestern nur alles getrunken?
Das letzte, woran ich mich erinnere, ist, dass ich mit so einem Mädchen geredet habe. Ihr Name? Keine Ahnung.

Brummend putze ich mir die Zähne, um das Kotzgefühl loszuwerden.
Mir ist so schwindelig, dass ich nach dem Zähneputzen das Wasser aus dem Hahn trinke.

Als ich nicht mehr schlucken kann, stelle ich das Wasser wieder ab und trotte zurück in mein Zimmer.
Ich schreie unmännlich auf, als ich die Person darin erkenne, stelle aber erleichtert fest, dass Jordan und ich beide bekleidet sind.

Nach einer kurzen Überlegung, lege ich mich wieder zu ihm.
Ich kann zwar nicht mehr einschlafen, aber ich genieße es, dass er seine Arme im Schlaf um mich legt.

Anscheinend schlafe ich doch irgendwann ein, denn als ich die Augen aufmache, befinde ich mich alleine in meinem Bett.

Gähnend stehe ich auf, um nach Jordan zu suchen.
Ich finde ihn in der Küche wieder, wo er gerade sein Frühstück isst.
„Morgen", grummele ich verschlafen uns setze mich zu ihm, aber er würdigt mich keines Blickes.

Hä? Heute Morgen noch kuscheln und jetzt die kalte Schulter? Was geht denn jetzt ab?

„Was ist gestern auf der Strandparty alles passiert?", will ich müde wissen. Ich hab solche Kopfschmerzen!
„Du hast dich besoffen mit dem Ziel: Koma. Aber Sam und ich haben dich vorher nachhause gebracht. Mehr war nicht", antwortet er, ohne von seinem Teller aufzusehen. Warum benimmt er sich denn jetzt wieder so arschig?

„Was ist dein Problem?", frage ich ihn gereizt. Soll ich denn in seinen Gedanken lesen, was ihm jetzt schon wieder nicht passt?
„Nichts.", gibt er knapp zurück. Alles klar.

Genervt von seinen Launen stehe ich wieder auf und gehe erstmal ins Bad, um zu duschen.
Dabei muss ich meinen Verband wegmachen und feststellen, dass das Wasser in den Wunden scheiße brennt. Da sie aber aufhört haben zu bluten, verbinde ich sie nach der Dusche nicht und ziehe mir nur eine lockere Jogginghose an, damit Jordan mir nicht helfen muss.

Mit Hose und engem Top bekleidet gehe ich wieder runter und werfe mich auf das Sofa, um durch die Kanäle zu sappen.

Irgendwann setzt sich Jordan zu mir. „Wie geht's deiner Hand? Soll ich es nochmal verbinden?", fragt er und klingt schon fast fürsorglich.
Will er mich jetzt verarschen?
Zuerst kuscheln, dann die kalte Schulter, dann bemuttern?
Nö, nicht mit mir, Bitch.

„Du sollst mir sagen, was gestern passiert ist, weil du so komisch drauf bist heute. Ich weiß, dass ich seltsam bin, wenn ich dicht bin, also tut es mir echt leid, falls ich irgendetwas gemacht habe, das dir nicht gepasst hat, aber ich habe keine Lust auf deine Stimmungsschwankungen. Entweder du bist der Jordan, den ich mag, oder du gehst mir besser aus dem Weg, weil noch mehr Scheiße kann ich echt nicht gebrauchen" Nach meiner kurzen Rede sehe ich ihn eindringlich an, er seufzt.
„Es war gestern echt nichts. Ich war nur müde vorhin, das ist alles. Jetzt such dir einen Film aus und gib ruhe", meint er, lächelt dabei aber warm.
Zwar kaufe ich ihm das nicht ab, aber ich werde Sam einfach fragen, wenn ich ihn das nächste Mal sehe, was die Wahrheit ist.
Auch wenn ich es nicht verstehe, warum Jordan nicht ehrlich zu mir ist.

Gestern muss irgendetwas passiert sein, das er mir unbedingt verheimlichen will.
Ob wir vielleicht...?
Aber nein, wir sind ja in Kleidung wach geworden.
Was kann ich denn sonst noch angestellt haben?

(Keine) Liebe auf den ersten Blick  (BxB)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt