Neues Leben

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|•CALEB•|

Ich habe mir noch eine Weile die Bilder in Jordans Atelier geschaut und ehrlich gesagt bin ich mehr als beeindruckt.
Ich hätte ihm das gar nicht zugetraut. Aber er ist unheimlich talentiert und das beeindruckt mich enorm.

Irgendwann musste ich das Zimmer aber wieder verlassen, weil Sam geklingelt hat.
Jordan hat seine Schatzkammer mit einem Schlüssel abgesperrt, mir aber verraten, wo er ihm hinlegt, damit ich jederzeit ins Atelier gehen kann. Ich fühle mich geehrt, weil er mir so sehr vertraut.

Jordan ist dann runter zu Sam, sie haben lautstark gestritten, ich habe mich umgezogen und mache mich jetzt auf den Weg runter zu Jordan und Sam.
„...Gefühl, ich kenne dich plötzlich nicht mehr." Das ist Sams Stimme.
„Sammy, jetzt komm schon. Ich bin doch noch der Gleiche wie vorher. Das ist gestern Scheiße gelaufen gestern, aber jetzt mal ehrlich, du kannst doch deswegen nicht sauer sein"
Ich laufe mit Absicht nur langsam ins Wohnzimmer, damit ich das Gespräch belauschen kann.
„Ich bin nicht sauer, Joe. Ich bin enttäuscht, weil du mir nicht vorher davon erzählt hast. Ich meine das sah gestern so aus, als machst du das schon ein paar Jahre."
Jetzt höre ich Jordan leise lachen. „Ich mach es erst seit einem Jahr, aber Kyle meint ich bin ein Naturtalent"
Sammy lacht ebenfalls. „Ja, es sah auch wirklich danach aus. Kein Wunder, dass Caleb sofort mit dir ficken wollte."

Beide lachen, ich find's nicht lustig.
„Was wollte ich?", frage ich möglichst entspannt und setze mich neben Sam auf das Sofa. Er umarmt mich erstmal und grinst mich dann an. „Du warst gestern so dicht, dass du es mit Jordan auf dem Tresen in der Bar vom Strand treiben wolltest. Du hast ihn angebettelt dich durchzunehmen"
Mein Blick streift zu Jordan, dessen Wangen sich tatsächlich rötlich verfärben.

„Ich habe dich heute Morgen gefragt, was gestern passiert ist und du hast es nicht für nötig gehalten, mir zu erzählen, dass ich um Sex gebettelt habe?", frage ich ihn aufgebracht.
Er zuckt mit den Schultern, versucht gelassen zu bleiben. „Ehrlich gesagt ist gestern noch viel mehr passiert, aber ich will es vergessen."
Okay, jetzt wirkt er irgendwie ernst und auch verletzt.

„Aber ihr habt doch nicht...?", fragt Sam geschockt mit geweiteten Augen.
Jordan lacht. „Nein, wir haben nicht rumgemacht, gefickt oder sonstiges. Wir haben nur zusammen in einem Bett geschlafen, weil Caleb nicht alleine sein wollte" Er grinst mich an.
„Süüüß", kommentiert Sam, wofür er einen Schlag erntet.
„Ihr macht euch über mich lustig. Ihr seid echt schlechte Freunde. Hättet ihr halt mal aufgepasst, dass ich nicht so viel trinke" Ich verschränke beleidigt die Arme vor der Brust. Idioten!

„Caleb, du wolltest dich so zusaufen, dass du mit einer Frau schlafen kannst. Und sie hat dich abgefüllt, damit du es machst" Sam sieht mich grinsend an, ich kann nicht anders als angewidert das Gesicht zu verziehen.
„Irgh. Hab ich etwa...?"

Jordan und Sam sehen mich ernst an.
Oh nein.
Stöhnend lasse ich mich mit dem Geischt vorraus in die Kissen des Sofas fallen.
Wieso immer ich?

„Sah sie wenigstens gut aus?", will ich wissen. Vielleicht ein kleiner Trost.
„Jap. Aber keine Sorge. Bevor sie sich um den Finger gewickelt hat, hatte sie andere Verpflichtungen", meint Jordan.
Ich könnte ihn töten! Also habe ich doch nicht mit einer Frau geschlafen!

Ich nehme meinen Kopf wieder hoch und sehe zu Jordan und Sam, die sich gerade den Arsch ablachen. „Was ist denn so schlimm an Sex mit einer Frau?", will Jordan, der Hetero in der Runde, dann wissen.
„Es ist nicht schlimm. Ich liebe Frauen, aber ich finde sie einfach nicht anziehend und der Gedanke Sex mit ihnen zu haben verstört mich. Ernsthaft. Bei denen ist so doch alles weich und wackelt herum, ist nur im weg. Ich hab immer abgebrochen spätestens, als der BH runter war. Da konnte ich nicht mal mehr beim Gedanken an Channing Tatum meinen Schwanz in die Höhe zwingen"
Sam und Jordan sehen mich erst wortlos an, doch dann fangen beide wieder an laut zu lachen. Mir ist bewusst, dass sie mich auslachen, aber das ist mir egal.

„Können wir dann bald los?", frage ich, als mich ihre Lache langsam nervt.
„Ja.", meint Jordan, während er sich eine Träne aus dem Augenwinkel wischt.

Wir gehen zum Auto. Erst als wir drin sitzen, fragt Sam, wohin wir eigentlich wollen.
„Ich sag dir den Weg. Lass dich überraschen", gibt Jordan nur zurück und Sam fährt los.
Joe gibt ein paar Anweisungen, Sam fährt, wie er es sagt, bis wir schließlich vor einem kleinen Tätowiergeschäft halten.
Ich springe glücklich aus dem Auto und kann nicht anders als über beide Ohren zu lächeln.
Jordan scheint das zu bemerken, denn er kommt auf mich zu und legt seine Hände auf meine Schultern. „Gleich bist du frei, Cay"
Ich lächle ihn dankbar an, er lächelt zurück.

Es ist ein intimer Moment, der jedoch von Sam unterbrochen wird. „Wollt ihr euch abknutschen, oder habt ihr vor, euch heute auch noch zu bewegen?"
Jordan und ich werfen ihm beide genervte Blicke zu, die er nur schnell blinzelnd erwidert.
Depp.

Wir gehen zusammen in den Laden, den Denise empfohlen hat, ich ziehe die Zeichnung raus und lege sie dem Tätowierer vor. Er meint, er bekommt es mit genügend Zeit hin, aber, dass so eine komplexe Zeichnung nicht billig wird.
Ich nehme auf dem Liegestuhlplatz, nachdem ich mich oben frei gemacht habe. Der Blick der weiblichen Mitarbeiterin entgeht mir natürlich nicht, was mich die Augen verdrehen lässt. Wieso bin ich eigentlich immer nur ein Sexobjekt?

„Du willst das über dem drüber?", fragt der Tätowierer nochmal sicherheitshalber nach.
Ich nicke, Sam sieht mich skeptisch an, Jordan lächelt aufmunternd.
„Du weißt bestimmt schon, dass es wehtun kann" Der Tätowierer schon wieder. Warum redet er Typ eigentlich so viel?
„Jaja, jetzt legen sie schon los" Der will nur Zeit schinden, damit er mehr Geld bekommt.
Dann bereitet er seine Materialien vor, malt die Zeichnung von Jordan auf meine Brust und beginnt sie dann mit der Tinte nachzufahren.

Ich spanne mich natürlich an, weil es scheiße brennt, wenn die Nadel die Farbe in meine Haut sticht, versuche aber mir nichts anmerken zu lassen.
Stattdessen sehe ich zu Jordan, der am anderen Ende des Raumes steht und mehr als unzufrieden aussieht.
„Was ist los, Joe?", presse ich hervor.
„Nicht bewegen", fordert der Tätowierer.
„Das sieht schmerzhaft aus", antwortet Jordan.

Ich strecke meine freie Hand nach ihm aus, er versteht es, kommt her und nimmt meine Hand. Ich lächele ihn an, um ihn zu signalisieren, dass es mir gut geht.
Er kauft es mir zwar nicht ab, lächelt aber trotzdem zurück und ja, irgendwie lässt es mich den Schmerz vergessen.

„Wollt ihr euch nicht Partnertattoos stechen lassen?", fragt der Tätowierer irgednwann, Sam beginnt zu lachen.
Jordan verdreht die Augen. „Ich bin nicht schwul. Das ist mein Bruder", erklärt er.
Ja, irgendwie enttäuscht mich dieser Satz.

Sam lacht weiter, ich werfe ihm einen bösen Blick zu.
Jordan drückt meine Hand fester.

Nach vier Stunden ist meine Folter endlich vorbei und ich werfe einen Blick auf meine stark gerötete Brust, auf der sich ein anderes Bild befindet.
Ich kann nicht anders als über das ganze Gesicht glücklich zu strahlen.
Es fühlt sich irgendwie nach Freiheit an, nach einem Neubeginn und das habe ich Jordan zu verdanken. Nachdem ich mich wieder angezogen und meine 300 Moneten hingelegt habe, sind Jordan, Sam und ich in eine Pizzeria, wo wir uns jetzt eine Partypizza gönnen.

„Jordan du wolltest doch auch immer ein Tattoo. Wieso hast du es dir nicht gleich stechen lassen?", fragt Sam zwischen seinen Bissen.
Jordan zuckt mit den Schultern. „Heute war Caleb dran. Ich gehe mal wann anders. Außerdem bringt mein Vater mich um, wenn er ein Tattoo an mir sieht. Ihm hat da schon der Piercing gereicht"
Sam beginnt zu lachen. „Das war echt genial. Wie die Dad ausgerastet ist, wegen diesem Piercing. Oh man. Hast du den eigentlich noch?"
Jordan lacht ebenfalls leicht. „Ich müsste ihn noch irgendwo haben, aber das Loch ist zugewachsen und ehrlich gesagt finde ich den Piercing eh nicht mehr so geil."
Ich hebe meine Hand, um ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. „Wie jetzt? Du und Perving? Wo denn?"
Jordan lacht und zeigt auf seine Unterlippe. „Da. Ich hab ihn eigentlich nicht gehabt, weil es mir gefallen hat, sondern weil ich immer damit rumgespielt habe aus langeweile. Oh und hauptsächlich, um meinen Dad zu ärgern"
Jetzt lachen wir alle drei. Das fühlt sich tatsächlich nach einem neuen Leben an. Mit Jordan.

(Keine) Liebe auf den ersten Blick  (BxB)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt