Gefühle

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|•Caleb•|

„Alter, das ist echt krass" Sam und ich sitzen in der Cafeteria unserer Schule.
Ich habe ihm gerade erzählt, was gestern Zuhause passiert ist, weil er da war. Er kann nicht glauben, dass Jordan mich verraten hat. Und ich hasse ihn jetzt noch mehr.

„Und ihr habt echt so eine behinderte Wette abgeschlossen? Ich meine, dir ist schon klar, dass es schlimm wird, wenn du dich in ihn verliebst und dann wegziehen musst..."
Ich unterbreche Sam, durch eine Handbewegung. „Ich werde mich niemals in ihn verleiben. Nie. Niemals. Darauf verwette ich meinen Arsch."
Sam schmunzelt. „Ich glaube, du solltest nicht zu viele Wetten auf einmal eingehen"

Erst jetzt bemerkte ich, was ich gerade gesagt habe. Ich rede echt, bevor ich nachdenken kann.
„Ist ja auch egal. Jordan ist ein Idiot und ich hasse Idioten. Außerdem raucht er und das ist schon mal ein riesen Minuspunkt"
„Was wäre denn ein Pluspunkt?", will Sam wissen.
„Nicht Raucher"
Sam lacht auf meine Antwort hin.

„Na was ist denn hier so lustig?" Denise setzt sich neben Sam und lächelt mich an.
„Caleb erklärt mir gerade sein Beuteschema."
„Uhh dann lass mal hören" Sie sieht mich neugierig an.
Tja Sam und Jordan eh schon wissen, was mit mir los ist, kann ich es auch gleich Denise verraten. Ich halte sie zwar nicht für den Typen, der etwas herum erzählt, aber selbst wenn, kann es mir egal sein. Nur weil sich meine Mutter für meine Sexualität schämt, muss ich das nicht auch tun.
Ich stehe zu mir.

„Groß, muskulös, aber nicht zu muskulös, eher blasse Haut, blaue Augen, blonde Haare, Zahnpasta lächeln, charmant und vorallem: Männlich"
Denise sieht mich kurz geschockt an, doch dann lächelt sie und zeigt auf Sam. „Ja dann hast du deinen Traumprinz ja schon"
Sam lächelt ebenfalls.
Ich grinse.

Nein, Sam ist echt nett und so, aber wie schon gesagt fehlt mir einfach dieses Gefühl bei ihm.

„Ich bin zurzeit nicht auf der Suche nach meinem Traumtyp. Ich will einfach nur meinen Spaß und danach meine Ruhe" Nicht, dass Sammy sich noch Hoffnungen macht.
„Apropos Spaß: Kann ich nachher vorbeikommen?"
Ich schüttele den Kopf. „Eher nicht. Meine Mum ist sauer, hab ich dir ja grade erzählt. Und wie Geogre damit umgeht weiß ich nicht. Außerdem habe ich keine Lust auf noch mehr Stress mit meinem tollen Stiefbruder. Der hat übrigens Angst, dass ich dir das Herz breche"
Sam stöhnt genervt. „Er kann sich nie raushalten. Also ich sag's dir gleich: Beim Sex bevorzuge ich Männer, aber was Gefühle angeht, dann doch eher Frauen. Die sind sensibler und einfach... Keine Ahnung. Ist halt so"
Ich lächele Sam an.

Ich bewundere ihn, dass er weiß, was er will und es auch durchzieht.

„Und wen hast du im Visier?", will Denise wissen.
Sam zuckt mit den Schultern. „Ich will so einen Wow-Effekt, wenn ich sie sehe. Weißt du, ich will sie ansehen und nicht gleich an Sex denken."
Ich nicke verstehend. So will ich das auch, meinen Traumtypen betreffend. Ich meine, Sex ist schon wichtig, aber nicht der Grundbaustein einer Beziehung.

„Über was redet ihr?" Jordan setzt sich neben mich auf die Bank, ich rutsche sofort weiter von ihm weg, wofür er mir einen genervten Blick zuwirft. „Keine Angst, Schwuli, ich tu dir schon nichts"

Wieso macht der mich immer so wütend?

„Ich bin weggerutscht, weil ich dir nichts tun will."
„Ja Jordan, pass lieber auf, Caleb kann hart sein"
Ich muss unwillkürlich lachen und sehe zu Sam.
„Apropos. Wie geht's dir eigentlich?" Man bemerkt schon, dass er unruhig sitzt und das ist meine Schuld.
„Geht schon. Aber das war es wert. Außerdem gibt Mittel und Wege, damit es nicht so schlimm ist"
Ich muss lachen. „Nicht sitzen zum Beispiel?"
Sam nickt. „Das auch."

„Redet ihr eigentlich nur über Sex?", fragt Jordan genervt.
„Wir haben gerade noch über Gefühle geredet, aber dann bist du gekommen, Baby", meint Denise.
Jordan beginnt zu grinsen. „Ach ja Caleb und seine Gefühle. Er sucht nach dem, der Herzflattern bei ihm auslöst und bei dem die Welt stehen bleibt, wenn er ihn küsst." Er sieht mich grinsend an.

"Alter, hast du mich belauscht?"
Das kann doch jetzt nicht wahr sein!
„Jap", gibt er einfach nur lässig zurück.

„Hast du kein eigenes Leben?"

Jetzt grinst der auch noch dämlich. Zuerst Aggressionsprobleme, dann dauergrinsen. Und da soll man nicht ausrasten?
„Ja, Sorry, wenn du so rumschreist beim Telefonieren. Wer ist eigentlich Riley?"

Da ist er. Sein Name. Ich würde gerade echt alles tun, um die Zeit zurück zu drehen, damit er diese Frage nicht stellen kann.

Statt zu antworten, stehe ich wütend auf und stampfe mit lauten Schrittes aus der Cafeteria, damit ja jeder mitbekommt, dass ich angepisst bin.
Ich gehe vor die Schule, krame mein Handy heraus und wähle eine bestimmte Nummer.
Ich habe seine Nummer zwar gelöscht, doch ich kenne sie auswendig.

„Hallo?" Er nimmt natürlich wie immer sofort ab, als klebe sein Handy an seiner Hand. Das Blut gefriert mir in den Adern, als ich seine Stimme höre. Verdammt was mache ich hier? Wieso rufe ich ihn an?
„Hallo, wer ist da?" Oh Gott, ich kann mich nicht mehr bewegen.

Jetzt fange ich auch noch an zu zittern. Jetzt fehlt nur noch, dass ich rumheule, dann ich alles perfekt.

„Caleb?", Sams Stimme ertönt hinter mir, aber ich kann mich nicht umdrehen. Er stellt sich vor mich, sieht mich musternd an, erkennt das Handy in meiner Hand, doch ich zittere noch immer und kann nicht sprechen.

„Wer ist denn da? Ich habe nicht ewig Zeit!", motzt Riley in den Hörer.
Sam legt seine Hand auf meine und nimmt mir dann vorsichtig das Handy ab, um den Anruf zu unterbrechen.

Erst jetzt bemerkte ich, dass ich die Luft angehalten habe und stoße sie aus. Ich atme ein paar Mal tief durch, beruhige mich langsam und werde wieder lockerer.

„Hast du ihn angerufen?" Auch ohne, dass er den Namen aussprechen, wissen wir beide, wen er meint.
Ich nicke.
„Wieso?", will er wissen.
Ich zucke mit den Schultern. „Keine Ahnung, es ist ganz automatisch passiert"
Sam nickt verstehend und legt dann einen Arm auf meine Schulter, wir gehen zurück zum Schulhaus.

„Wie weit wart ihr in Geschichte auf deiner alten Schule?", fragt er dann.
Ich bin ihm so dankbar für den Themawechsel, dass ich sofort darauf anspringe.

Sobald Riley weitestgehend aus meinen Gedanken verdrängt ist, geht es mir um einiges besser. Ich konzentriere mich auf den Unterricht, auf Denise und Sam, ignoriere Jordan.

Ich werde diese Wette auf keinen Fall verlieren, aber wenn er sich weithin so benimmt werde ich ganz sicher nicht mit ihm schlafen und somit die Wette nicht gewinnen.

Andererseits kann er ja gar nicht wissen, was mit mir und Riley passiert ist, also ist es nicht seine Absicht gewesen.
Trotzdem hat er sich über mich und meine Ansichten über das verliebt sein lustig gemacht und sowas gehört sich nicht.
Er kann mir schlicht und einfach gestohlen bleiben. Oder warte. Nein.
Ich werde zurück schlagen, aber so richtig.

(Keine) Liebe auf den ersten Blick  (BxB)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt