Teil 1:
Nach dieser verhängnisvollen Begegnung, hatte keine Ratssitzung mehr stattgefunden. Anela war, so schnell es ihre Würde zuließ und ohne auf die Zurufe des Ritters zu reagieren, in ihre Gemächer zurückgekehrt. Dort hatte Alric über das Buch gelehnt gesessen und mehr als verwundert die Augen aufgerissen, als er seine kleine Schwester im Türrahmen stehen sah. Er war ein guter Politiker und ein einfühlsamer Mann und so hatte er binnen weniger Augenblicke begriffen, dass etwas nicht stimmte.
Und während Anela berichtete, wurde beiden mehr als deutlich bewusst, dass nicht nur etwas nicht stimmte. Nein, die gesamte Zusammenkunft war völlig katastrophal aus dem Ruder gelaufen. Es gab keine Vergleiche einer solchen Eskalation. Und vor allem stand außer Frage für beide, dass die letzten Worte, die Alfsigr Warbrok an Anela gerichtete hatte eine Kriegsdrohung waren.
Bei dem Wort hatte Anela nur gelacht „Drohung?", schrie sie beinahe, „Alric, das war eine Kriegserklärung!"
Alric ging wie ein gefangener Drache, dem man die Flügel gestutzt hatte, in dem Raum auf und ab. Ihr Gemach war ihr immer riesig vorgekommen. Doch nun erschien es ihr erdrückend klein.
„Ja ja", grummelte ihr Bruder, „dessen bin ich mir durchaus bewusst!" Bei den Worten löste er eine von den Händen, die er hinter seinem Rücken verschränkt hatte und fuhr sich durch das dunkelbraune Haar, um sich dann über die Kopfhaut zu kratzen.Anela war sich sicher, dass sie ihren Bruder noch nie so aufgelöst erlebt hatte. Und sie hasste es. Eigentlich gab er ihr Ruhe, wenn sie so aufgekratzt war. Doch angesichts der Lage, war es ihm dieses Mal nicht möglich.
„Dann sprich es aus!", sie wusste nicht, weshalb sie so feindselig klang.
„Es ist gleich, wie wir es nennen. Wir, Du, unser Land: Wir haben ein Problem!" Nun ging er weiter auf und ab.
„Ja! Einen Krieg,", sie hatte das Gefühl, dass sie dringend handeln müssten und sie wollte keine einzige Sekunde länger damit verbringen nachzugrübeln. „Die Leute in den Drachenlanden müssen gewarnt werden!"
Alric blickte endlich in ihre Augen und blieb dabei kurz stehen: „Natürlich. Das müssen sie. Aber du kannst nicht einfach nach Hause fliegen und ihnen eröffnen, dass sie jetzt in einen Krieg ziehen müssen."
„Sondern?", fragte Anela genervt.
„Diese Männer sind zum Teil nicht älter als du und ich. Und selbst wenn sie älter sind: Sie kennen nur Frieden.", erklärte er ihr und nahm seine Wanderung durch die Gemächer wieder auf.
„Dessen bin ich mir nun durchaus bewusst. Und glaub nicht, dass das für mich nicht absurd klingt!", erneut fuhr Anela ihren älteren Bruder an. Es machte sie so furchtbar nervös, dass er nicht zur Ruhe kam, „Kannst du damit nicht mal aufhören?"
„Ich denke nach und das kann ich am besten in Bewegung. Sieh nicht hin!", erwiderte er. Dabei war das Sehen weniger das Problem. Seine Schritte auf dem Steinboden hallten laut wieder und Anela hatte das Gefühl, sie würden ihren Kopf erschüttern. „Lord Warbrok braucht auf seinen Schiffen länger zurück zu den Carvalho Inseln als wir auf den Drachen in die Drachenlanden brauchen. Außerdem kann er keinen Krieg aus dem Boden stampfen. Dazu bedarf es einiger Zeit der Vorbereitung. Wir reden hier nicht von den wenigen Augenblicken, die wir uns hier nehmen, um zu beraten. Also bitte beruhige dich etwas. Lass uns ein paar klare Gedanken fassen." Endlich hatten seine Worte einen beruhigenden Tonfall angenommen. Doch das Gehen stellte er nicht ein.
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Reikja - Der Untergang
Fantasy"Durch die Verbundenheit der Völker in den vor ihnen liegenden Jahren würde der Baum gedeihen und ein breites Wurzelwerk in der Erde hervorbringen. Diese Wurzeln sollen für das Reich von nun an bis in alle Tage ein Bindeglied im Frieden sein und sei...