Teil 1:
Es war ein ungewöhnlich kühler Morgen. Jedenfalls für die Verhältnisse in den Drachenlanden, in denen meist eine drückende Wärme hing, die die Bewohner aber kaum mehr wahrnahmen, da die allermeisten von ihnen als Drachenreiter kein Gefühl mehr für Wärme hatte. Die wenigen, die von außen kamen, die hatten sich mit der Zeit daran gewöhnt. So aber fiel es besonders auf, wenn ein kalter Tag begann. Die Tage würden nun unaufhaltsam kürzer und die Nächte länger werden. Doch das änderte wenig für die Drachen, die sowohl am Tag als auch in der Nacht bemerkenswerte Jäger waren. Die Sonne kletterte nur langsam an den Spitzen der Vulkane vorbei, als kämpfe sie sich an ihnen hoch an den Horizont.
Am westlichen Rand der Festung hatten die Armeen der Lords der Drachenlande bereits vor einigen Tagen ihre Zelte aufgeschlagen. Es war ein riesiges Heereslager, das gefühlt keiner inneren Logik folgte. Alleine anhand der Banner konnte Anela erkennen, wessen Truppen wo lagerten. Auch Aldereck und die Armee, die er führte, hatten bereits ihre Zelte bezogen. Und etwas abseits, auf einer riesigen Wiese kurz vor dem Meer wurden Tränken und provisorische Unterkünfte für die große Anzahl an Drachen errichtet. Fast siebzig Drachen lebten dort und zu diesen siebzig Fliegenden Soldaten kamen noch fast eintausend Mann, die auf den Kampf am Boden spezialisiert waren.
An diesem Morgen war es auch für Anela an der Zeit, ihr Zelt direkt neben dem von Aldereck und Alric zu beziehen. Sie waren überein gekommen, dass es für die Moral der Armee des Beste wäre, wenn Anela sich unter den für die kämpfenden Männern aufhielt anstatt sich hinter hohen Mauern zu verschanzen.
Eigens dafür hatten Anelas Schneider die letzten Tage durchgearbeitet, um ein Kleid mit eingelassener Rüstung für sie zu entwerfen. Sie wirkte edel und trotzdem robust. Der Brustbereich war durch einen Panzer verstärkt, der raffiniert verziert war und dann in einen weichen beigen Rock überging, unter dem Anela eine Lederhose trug.
Ihrer Mutter gefiel die Idee nicht, ihre Tochter draußen in einem Zelt zu wissen, es sei kein Ort für eine Lady oder gar eine Königin und auch Reikja würde Anela lieber in der Festung wissen, doch sie beide hatten es schnell aufgegeben gegen Anela und die beiden Brüder anzureden.
Auch eine Antwort von den Rittern hatten sie erhalten, sogar von Sir Hatec von Arneth. Er schrieb, dass er in Rücksprache mit seinen Leuten zu dem Schluss gekommen sei, dass die Komplikationen nicht von den Drachenreitern, sondern von den Meermenschen ausgingen, weshalb die Ritter die Drachenlanden selbstverständlich weiter versorgen würden und sie im schlimmsten Fall auch auf andere Weisen beistehen würden. Es war eine unsägliche Last von Anela abgefallen, als sie jene Zusicherung in den Händen hielt und im Stillen dankte sie Alric, dass er sie zu dem abendlichen Treffen im Rosengarten des Splendors mit dem Ritter gedrängt hatte.
Inzwischen war im gesamten Land bekannt geworden war, dass die Drachenlanden für einen Krieg aufrüsten. Das war schlicht nötig gewesen, damit jene, die in der Nähe der Küste leben, entsprechende Vorbereitungen treffen konnten. Darüber hinaus hatten die Lords, die samt ihrer Armeen die Lordschaften verlassen hatten, Begründungen liefern.
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Reikja - Der Untergang
Fantasía"Durch die Verbundenheit der Völker in den vor ihnen liegenden Jahren würde der Baum gedeihen und ein breites Wurzelwerk in der Erde hervorbringen. Diese Wurzeln sollen für das Reich von nun an bis in alle Tage ein Bindeglied im Frieden sein und sei...