Kapitel 5 - Sie luden mich ein

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Teil 2:

Es war früher Morgen des nächsten Tages, als Reikja und Anela den Turm der Zauberer erreichten. Sie waren die gesamte Nacht über geflogen. Das klang schlimmer, als es gewesen war. Anela hatte den Flug so sehr genossen, wie schon lange nicht mehr! Es hatte ihr fürchterlich gut getan, denn wann immer Reikja ihr so nahe war, war ihre gemeinsame Verbindung so viel einfacher und intensiver. 

Am Beginn ihrer Verbindung hatte diese Intensität ihr beinahe den Verstand geraubt. Doch mit der Zeit wurde es ihr wertvoller Rückzugsort und gerade in Zeiten wie diesen war sie Reikja so verbunden, dass sie sich ihm hatte hingeben können und den Krieg und alles schreckliche vergessen konnte. Anela war sogar für einiger Zeit auf seinem Rücken eingeschlafen. Obgleich der Flug in der Nacht kalt gewesen war, kälter, als es in den Drachenlanden für gewöhnlich jemals wurde, doch hier begannen nun die kalten Zeiten, in denen die Bäume bunt wurden und die Luft kalt.   

Der Turm, wie die Unterkunft der Zauberer gemeinhin genannt wurde, war ein hohes Bauwerk, das mitten auf einer Fläche, die groß genug dafür wäre, noch drei weitere Festungen auf ihr zu errichte, stand. Rund herum stand dichter Wald, der in Rot und Gelbtönen erstrahlte. Der Turm war so hoch, wie kein anderes Bauwerk, dass Anela je gesehen habe. Diese Größe wurde dadurch untermauert, dass er von den Bäumen umgeben war, die nicht einmal halb so hoch reichten wie der Turm. Er besaß kleine Fenster und Balkone. Beides wirkte irrwitzig klein im Vergleich zu dem massiven Bauwerk. 

Aber alles in allem wirkte der Turm der Zauberer trotz der enormen Größe schlicht und einfach. Die Erbauer hatten auf jegliche Verzierungen oder alles, was auch nur im Ansatz pompös wirken könnte, verzichtet. Und gerade das machte wohl diesen harmonischen Anblick und den Reiz aus. Es wirkte, als habe der Turm schon immer hier gestanden, als sei er ein Teil des Waldes. 

Vorsichtig landete Reikja auf der Wiese und legte seine Flügel an, während Andrasil und zwei weitere ähnlich gekleidete Männer an einer kleinen Tür erschienen und ihren Blick auf die junge Frau und den riesigen Drachen richtete. Anela klopfe Reikja hart den Hals und gebe ihm zu verstehen, dass er frei fliegen konnte. Dabei bat sie ihn, am Abend wieder hier her zu kommen. Reikja legte mit einer Eleganz, die der Größe seines Körpers nicht zu eigen sein sollte, seinen Kopf auf den Boden und sah Anela, die seinen Körper hinunter gerutscht war, durch seine großen Augen an. Dies nahm sie zum Anlass ihre flache Hand zwischen seine Nüstern zu legen und zu nicken.   

„Mea Simul." Säuselte sie und trat einige Schritte zurück, damit Reikja sich in die Luft erheben konnte. Anela nahm sich noch die Zeit zu zu sehen, wie Reikja sich mit seinen muskulösen Hinterbeinen vom Boden abstieß und mit wenigen Flügelschlägen schneller höher stieg. Der Wind, den er damit verursachte, zerrte an ihren Haaren. Dann spürte sie in Zirpen in ihrer Brust, was ihr zeigte, dass die Verbindung zwischen ihnen abnahm. Dabei sah sie, wie Reikja zu einem Schatten am Himmel wurde. Dieser Moment war immer der unangenehmste, wenn diese traute Verbindung nachließ. Das Zirpen wurde, unverhofft und doch vertraut, zu einem Moment in dem sie sich kurz massiv einsam fühlte. Sie spürte eine Leere, die in ihr Herz gerissen wurde. Anela atmete tief ein, bevor sie sich umdrehte und langsam auf die Zauberer zuging, die noch immer wartend in der Tür standen.

„Die Drachenkönigin." Sagte Andrasil und nahm Anelas Hand zur Begrüßung, „Seid gegrüßt." Leicht neigte er den Kopf und sie bemühte sich um ein freundliches Lächeln. Andrasil und die Zauberer trugen keine Schuld an den Dingen, die ins Rollen gekommen waren. Es hatte ihren Gram nicht verdient.

Es war offensichtlich, dass der alte Zauberer besser hier her passte, als in den Palast Splendor. Es war, als sei er ein Teil dieses Ortes und der Ort nur mit ihm komplett. Sein schlichtes Gewand und seine einfachen Haare. Alles harmoniert einwandfrei miteinander.   

Reikja - Der UntergangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt