Kapitel 3 - Königin Reikja

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Teil 2:

Der Morgen war bereits an angebrochen, als Anela sich endlich ins Bett legte hatte, doch auch jetzt noch, einige Zeit später, lag sie unruhig wach. Ihr Körper war steif und verspannt. Das lag am Flug und an den anstrengenden und surrealen Stunden davor und danach. Ihre Gedanken rasten. Wie ein kleiner Vogel flattern sie von einer Ecke in die andere und machten Anela unruhig.  

Sie wusste nicht einmal, ob ihr Land auf einen Krieg vorbereitet war. Bei den Sehern, woher auch? Der letzte Krieg war mehrere Generationen her. Niemand, der damals gekämpft hatte, war heute noch am Leben. Es gab also Niemanden, der ihr etwas hätte erklären können. Geschweige denn jemanden, der hätte beurteilen können ob die Drachenlanden für einen Krieg bereit waren.

Denn seit den Dunklen Tagen hatte es nur Frieden gegeben. In Anela kam die Frage auf, ob es womöglich doch ein Fehler gewesen war, das Problem mit den Dracheneiern so hoch zu schaukeln? Doch anderer Seites, war es ihr Recht den Rat, um Hilfe zu bitten und sie zurück haben zu wollen. Dazu war der Rat doch da, oder? Das war doch einmal seine ursprüngliche Bestimmung gewesen, als man nach den Dunklen Tagen nicht einschätzen konnte, wie sich alles entwickeln würde. Und außerdem stand Anela ihre gesamte Bevölkerung im Nacken.

Aldereck hatte behauptet, die Armee sei bereit und eigentlich, da musste Anela sich eingestehen, dass er wohl Recht hatte: Drachen waren noch immer mächtiger als alle anderen Lebewesen des Reiches. Sie konnten Fliegen und Feuerspeien, was sollte man mehr wollen? Und Schiffe waren aus Holz, sie würde nicht einmal das Land betreten können, bevor ihre gesamte Flotte in Flammen aufgehen würde. Doch missfiel Anela der Gedanke so viele Menschen auf ihren Schiffen verbrennen oder ertrinken zu lassen. Es wäre vor allem ein so unnötiger Verlust.

Der Moment, in dem sie das Bett wieder verlassen musste, kam zu schnell und ohne, dass Anela Schlaf gefunden hätte. Sie hatte sich lediglich ihren flatterigen Gedanken ergeben können. Eine andere Zofe kleidete Anela ein und selbst dies missfiel ihr. Sie wünschte an Stelle ihrer sei Liesa da, doch sie war irgendwo auf dem Weg zwischen dem Splendor und dem Schlund. Die kleine, junge Frau, sie zählte keine zwanzig Mondzyklen, wirkt unruhig und aufgeregt und bis Anela sie unwirsch unterbrach, plapperte sie munter vor sich hin. Liesa wäre das nie passiert. Doch immerhin musste man ihr lassen, dass sie mit ihrem Geschmack nicht falsch lag. 

Ein dunkelblaues, knielanges und mit Drachenschuppen verziertes Kleid und tiefem V-Ausschnitt zierte nun Anelas Körper, der sich noch immer geschunden anfühlte. Dazu einen gleichfarbigen Umhang, der durch eine Drachenbrosche knapp über ihrer Brust zusammen gehalten wurde.
In ihrem zum Zopf gebundenen Haaren platzierte die junge Zofe noch die Krone. Anela blickte sich im Spiegel an. Nach Außen hin wirkte sie perfekt. Doch das leichte Zittern ihrer Hände und die tiefen, dunklen Furchen unter ihren Augen würden allen beweisen, dass sie übermüdet und vor allem nervös war. 

Das würde ihr erstes Treffen mit den Lords der Drachenlanden ohne Alric sein und als wäre das nicht schon einschüchternd genug, war sie in diesem Treffen noch die Überbringerin von wirklich furchterregenden Nachrichten: Krieg!   

Gegen Nachmittag würden sie eintreffen. Alle ein wenig besorgt oder zumindest überrascht ob der plötzlichen Einladung in die Festung, obgleich sie alle wissen, dass die Königin zurzeit eigentlich fort sein sollte, um ihre Anliegen im Rat zu vertreten.  

Gestern Nacht, noch bevor sie ins Bett gegangen war, hatte Anela mit ihrem Bruder Aldereck zusammen gesessen und die Briefe an die Lords des Landes verfasst. Die Diener schickten kurz darauf die Falken los. Die Bitte zum sofortigen Einfinden in der Festung war der Inhalt. Aldereck beschloss, dass, entgegen alter Traditionen, das Essen zunächst übersprungen und die Lords einfach direkt in die Kammer gebracht werden würden, damit Anela ihnen von der Drohung berichten konnte. Auch wenn Lord Warbrok noch alles vorzubereiten hatte, war doch keine Zeit zu verlieren.
Aldereck, Meister Karl, der schon seit vielen Mondzyklen für die Finanzen der Drachenkönigin zuständig war und Peetel, der für die Verwaltung des Landes zuständig war, würden ebenfalls teilnehmen. Damit wäre die Kammer jedenfalls voller als gewöhnlich. Voller, als sie jemals gewesen war.

Reikja - Der UntergangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt