Kap 5

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PoV Manuel

Leicht angespannt stehe ich vor Palles Tür. Es ist Nachmittags und ich habe beschlossen dem Braunhaarigen einen Besuch abzustatten. Zugegebenermaßen komme ich unangemeldet, aber ich wollte ihn mal wieder sehen und nicht immer nur seine Stimme über den Lautsprecher hören.

Noch einmal hole ich tief Luft, dann klingel ich. Kurz darauf öffne ich die Tür und zwei braune Augen sehen direkt in meine. ,,Manu.", stellt er fest. Plötzlich etwas schüchtern bringe ich nur ein leises 'Hi' zustande.

,,Alles ok?", fragt Palle mich sofort, da meine Begrüßung wohl etwas einsilbig war. ,,Ja klar.", winke ich schnell ab. ,,Wollte nur fragen ob du etwas Zeit hast? Ehrlich gesagt hab ich mich gelangweilt und dachte mir ich schau mal vorbei.", erkläre ich mich.

Kurz zögert mein Gegenüber. Dann scheint er einen Entschluss zu fassen. ,,Warum nicht. Komm doch rein.", bittet er mich dann und öffnet die Tür ein Stück weiter, sodass ich an ihm vorbei in die Wohnung trete.

Warum mache ich das eigentlich? Die Chance das er erkennt wer ich bin, ist doch viel größer, wenn wir Zeit miteinander verbringen. Oder will ich vielleicht genau das? Schnell verdränge ich diese Gedanken aus meinem Kopf und gehe ins Wohnzimmer.

Pat geht währenddessen in die Küche und ich höre die Kühlschranktür aufgehen. Auf dem Sofa wartend lausche ich auf weitere Geräusche. Aber wirklich viel ertönt nichtmehr. Die Kühlschranktür schließt sich wieder und dann kommt Palle mit zwei Gläsern und Eistee zurück.

,,Ich hoffe das ist ok?" Fragend sieht er mich an. Ich nicke. Der Kleinere kommt näher und stellt die Gläser ab. Ich folge ihm mit den Augen. An einem seiner Mundwinkel ist etwas Rotes. ,,Hab ich was im Gesicht?", fragt Pat, der mein Starren bemerkt hat.

,,Hast du tatsächlich. Am Mund.", meine ich. ,,Oh.." Schnell fährt er sich mit einem Daumen über die Lippen. ,,Weg?" Ich nicke. Irgendwie bleiben meine Augen kurzzeitig an seinen Lippen hängen. Dann reiße ich mich zusammen. ,,Danke für das Getränk.", versuche ich abzulenken.

Er lässt sich neben mich fallen. ,,Kein Problem. Wollen wir wieder zocken?" Kommt dann eine Frage. ,,Na..." Sofort stoppe ich. Fast hätte ich meine Tumorstimme benutzt. Angewohnheit bei Palle. Als mit sein verwirrter Blick auffällt räuspere ich mich: ,,Na klar."

Also startet Patrick die Konsole und reicht mir einen Kontroller. Während des Spiels kommen wir ins Gespräch. ,,Was machst du eigentlich so beruflich?" Ich zögere, nicht wissend ob ich ihm die Wahrheit sagen soll. Schließlich entscheiden ich mich nur für die halbe Wahrheit.

,,Ich bin professioneller Hacker. Heißt soviel wie ich werde von Firmen arrangiert, damit ich versuche mich in deren System zu hacken und wenn ich es schaffe, die Sicherheitslücke zu schließen.", erkläre ich ihm simpel. Das mache ich wirklich. An sich könnte ich von YouTube leben, aber so habe ich noch eine Absicherung, falls es mal nichtmehr so gut laufen sollte.

Erstaunt öffnet sich der Mund meines Nachbarn und er sieht mich an. Die Situation nutze ich schnell, um das Spiel für mich zu entscheiden. ,,Gewonnen!", lache ich.

Palle geht garnicht darauf ein. ,,Echt?" ,,Ja.", antworte ich knapp und wende mich ihm zu. ,,Cool." ,,Was machst du denn so?", frage ich dann. ,,Eigentlich dachte ich, du wüsstest das.", murmelt er mehr zu sich selbst. ,,Ich war mir nicht sicher.", versuche ich mich heraus zu reden. Warum frage ich auch.

,,Also bist du ein Fan?", fragt er mich direkt. Ich zögere. ,,In gewisser Weise...Wirfst du mich jetzt raus?" Unsicher dreht sich mein Kopf zur Seite. Aber ein Kopfschütteln seinerseits beruhigt mich. ,,Ne. Du scheinst nett zu sein. Aber du darfst niemandem sagen, dass ich hier wohne." Ich nicke. Das hätte ich eh nie gemacht. Allein schon, weil dann auch mein Wohnort mehr oder weniger bekannt wäre. Und die Fans würden mich vermutlich erkennen, sobald sie mich mit Palle sehen.

,,Na dann. Kriege ich eigentlich deine Handynummer?" ,,Klar." Ich fische mein zweites Handy aus meiner Hosentasche und reiche es ihm. Als ich es zurückbekomme sehe ich einen neuen Konakt, der als Pat eingespeichert ist. Lächelnd stecke ich das Handy wieder ein. 

Schon relativ spät beschließe ich wieder zu mir zu gehen. Gerade will ich aus der Tür treten, als Pat mich umarmt. Überrascht erwiedere ich die Umarmung und das Lächeln auf meinem Gesicht wird zu einem Grinsen.

Ruckartig löst sich Palle wieder von mir und verabschiedet mich. Die Tür fällt hinter mir zu und ich laufe durch den Flur und komme zu meiner eigenen Wohnung. Kurz darauf liege ich leicht grinsend im Bett. Als ich einschlafe gilt mein letzter Gedanke schokoladenbraunen Augen.

Vampire (Kürbistumor)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt