I remember the tiny drops of water
that dripped
from his hair
on my written notes
like the sweetest honey.
.
.
somewhere in southern france, 1986
pov. jeongguk
Ich erinnerte mich noch sehr gut an die Stille, die wir beide nach dem Schwimmen genossen. Der See war von anderen Jugendlichen besucht, man hörte ihr Lachen und das Spritzen von Wasser, wenn sie im kühlen Nass herumtollten.
Taehyung lag mit mir im seichten Gras auf der Wiese, der Schatten eines Baumes fiel auf uns herab, der Wind fuhr sanft durch unsere Haare, während wir schweigend in den Himmel sahen. Die letzten Wassertropfen ließen mich unter dem Wind erzittern, ich zog mir rasch mein Shirt wieder über, erhaschte einen Blick auf Taehyung.
Seine nackte Brust wurde von den Sonnenstrahlen geküsst, einige kleine Leberflecke waren auf seiner gebräunten Haut zu erkennen, die ich unglaublich gern miteinander verbunden hätte. Die Hände hinter dem Kopf verschränkt, hielt er seine Augen geschlossen. Es schien so, als ob er schlafen oder vor sich hin dösen würde, aber ich wusste, dass er jede Bewegung von mir wahrnahm.
Mein Blick schweifte zu den Notizheften, die neben ihm lagen. Sie waren aus gegilbtem Papier gefertigt und trugen als Aufschrift den Titel 'poems', welcher in roter Kaligrafie gezeichnet wurde.
Ich war so frei und nahm mir das Buch zur Hand. Es schien ihn nicht zu stören, weshalb ich die erste Seite aufschlug.
Das erste, was mir auffiel, war seine säuberliche Handschrift. Ich wusste, dass viele Schreiber zu einer kaum lesbaren Klaue tendierten, da sie Gedanken so schnell wie möglich festhalten wollten. Seine Buchstaben waren jedoch akkurat mit blauer Tinte geschrieben worden. Es schien so, als ob er jedes Wort, jeden Buchstaben mit Bedacht und bewusst geschrieben hätte, als ob er jedes Wort ernst meinte und sich darin verwirklichte.
"Wir träumen davon, wie Gold geliebt zu werden, aber wir geben uns mit jemandem zufrieden, der uns wie Silber liebt. Und wir wundern uns, warum wir verblassen."
Seine Gedanken brachten etwas in mir zum rollen. Warum machte er sich über solche Dinge Sorgen? Seine ganze Erscheinung machte mich unfassbar neidisch, er war jung, klug, konnte seine Wortwahl und Gestik so wundervoll einsetzen, dass ihm jeder verfiel, obgleich er sich daran vergnügte oder nicht. Er war ein stiller Genießer, ein Perfektionist, dem die unscheinbarsten Dinge wie ein eingravierter Schriftzug auf einer Fahrradklingel im Gedächtnis blieben.
Es schien nicht so, als ob ein Perfektionist, wie er es war, sich Gedanken über solche Fragen stellen musste. Oder war sein Selbstwertgefühl doch nicht so hoch, wie ich immer dachte?
Mein Blick schweifte zu ihm zurück. Er lag nach wie vor auf der ausgebreiteten Decke, reckte sein Gesicht der Sonne entgegen, die Augen geschlossen, auf den Lippen ein sanftes Lächeln. Seine gebräunte, nun scheinbar goldene Haut, war endgültig von den Perlen des Wassers befreit, getrocknet, erhitzt, könnte vielleicht schon wieder eine Abkühlung gebrauchen.
Er wirkte wie ein Junge aus Gold. Warum empfand ich auf einmal so, als ob er derjenige wäre, der mich wie Gold lieben könnte? Der mich aus einem kleinen Körnchen Silber zu einem Barren Gold verwandeln könnte, wenn er nur wöllte?
Wenn er nur wöllte...
"Magst du nicht weiterlesen? Ich weiß, ich schreibe schrecklich.", unterbrach er die Stille. Ich schaute erschrocken auf, doch als ich ihn immer noch mit geschlossenen Augen neben mir liegen sah, atmete ich erleichtert aus.
"Für meine Begriffe schreibst du gar nicht so schlecht." - "Gar nicht so schlecht klingt in meinen Ohren wie 'ganz akzeptabel, aber trotzdem keine Offenbarung.' Willst du mich gut mit dir halten?"
Ich kaute auf meiner Unterlippe herum. Eigentlich hatte ich vorgehabt, ihn durch das leichte Desinteresse an seinen Werken ein wenig aus der Reserve zu locken, doch hatte ich wohl genau das Gegenteil erreicht. Auch wenn er die Wörter aus seinem Mund eher mit Belustigung statt gekränkt aussprach, kam ich mir schuldig vor.
Ich hatte nicht erwartet, dass er von mir dachte, dass ich nur mit ihm sprach, um mich bei ihm gut zu stellen und ja keine Probleme zu bekommen. Im Gegenteil, ich wollte mir nichts mit ihm vermasseln. Was, wenn er nichts davon hielt, wie ich dachte? Anscheinend machte es ihn aber wütender, wenn man sich anpasste, als zu seiner Meinung zu stehen.
"Du meinst also, dass ich nicht ehrlich zu dir bin?", fragte ich ihn. - "Ich will dir nichts unterstellen, aber wenn du so flach mit mir redest, kommt es mir ein wenig so vor."
Es war also doch so, wie ich es mir gedacht hatte. Seine Wenigkeit hielt mich für abgebrüht und unehrlich. Obwohl ich mich immer um meinen Ausdruck bemühte, kam es ihm also so vor, als ob ich Desinteresse zeigen würde.
"Soll ich dir also Romane erzählen und dir Honig hinterherschieben, so wie die anderen Weiber es tun, wenn sie dir hinterherwimmeln?", patzte ich trotzig und schmiss das Heft vor seine Hände. Er sah zu mir auf, bevor er sich seufzend auf seine Unterarme stützte und mich lange ansah.
In seinen Augen sah ich ein belustigtes Lächeln, ich musste mich bemühen, nicht doch wieder weich zu werden, doch gerade als ich die Stille unterbrechen wollte, sah er zu dem Heft zwischen seinen Händen. Es lag umgekehrt und durch den Wurf leicht zerknickt auf den Seiten vor ihm, und jetzt tat es mir leid, es ihm so lustlos vor die Hände geworfen zu haben.
Er schob es mir langsam zu, Stück für Stück, an manchen Stellen durch die Falten der Decke leicht stockend, bis das Papier schließlich meinen Handrücken berührte.
Sein Blick fand meinen, ich schluckte leer, als er sich ein wenig zu mir lehnte und fast schon lüstern sagte:
"Lies mir doch stattdessen etwas vor."
[10/2/19]
thanks for reading.
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je t'aime | taegguk
Romance"Du schreibst wieder?", fragte ich ihn. "Immer ein wenig." - "Worüber?" - "Das, was mir geradezu im Kopfe kreist." - "Darf ich es lesen?" . boy x boy ; german. in which kim taehyung wrote a secret poetry book to remember the purest love he ever h...