some tears will never dry.
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somewhere in southern france, 1986
pov. jeongguk
Das blecherne Scharben der gusseisernen Kehrschaufel im Inneren des Ofens hallte im Gemeinschaftsraum wieder. Der grün geflieste Ofen stand in einer Ecke des großen Raumes, in dem sich im Winter die meisten der Gäste aufhielten. Im Sommer war er fast unbenutzt, an manchen Abenden spielten einige Zigarre rauchenden Männer Billard, an anderen Pokerten sie. Trotzdem wurde die Terrasse dem Zimmer vorgezogen, da die warme Sommerluft am Abend fast noch schöner als am Tage war.
Ich kniete also vor dem Heizofen, kehrte die Asche aus und schüttete sie in einen Eimer. Ich hasste es schon, die Arbeit im Winter zu verrichten, aber noch schlimmer war sie im Sommer. Wenn die Tage wirklich so kalt werden sollten, war es kein Problem mit Kohlebriketts und Holz zu heizen, aber im Sommer verklebte die Asche durch die hohe Luftfeuchte.
Die Nase rümpfend schaufelte ich also weiter, immer mit dem Gedanken, wer zur Hölle sich denn diesen Spaß erlaubt hatte. Manchmal führte ich mich ein wenig an der Nase herumgeführt, aber zur Wehr zu setzten vermochte ich mich auch nicht. Die meisten Späße fielen immer auf mich ab, weshalb ich Wohl oder Übel so tat, als ob mir alles nichts ausmachen würde.
Das Gegenteil war der Fall. Wenn ich mich mit wenigen Wörtern beschreiben müsste, dann wären es emotional und nachtragend. Wahrscheinlich nicht die besten Eigenschaften, aber ich hatte mich damit arangiert.
Es wurde mir öfter zum Verhängnis, dass mich meine Emotionen so sehr übermannten. So schnell und euphorisch ich glücklich sein konnte, so schnell konnte dieses Gefühl in ein depressiv nostalgisches umschwingen.
Ich war schlecht darin, meine Trauer oder Freude zu verstecken, konnte aber genauso wenig böse auf andere Menschen sein. Vielmehr erinnerte ich mich noch Jahre danach an kleinste Auseinandersetzungen, weil ich es hasste, gegen andere meine Stimme zu erheben oder von anderen angeschrien zu werden.
Aber darauf achtete niemand. Wenn die Situation für andere schon längst unter den Tisch gekehrt war, kauerte ich immer noch verzweifelt auf dem Boden und versuchte kläglich, die Asche aus dem Ofen zu kehren.
Ich wischte mir trotzig mit dem Handrücken über die Wange, als sich der Gedanke in meinem Gedächtnis festsetzte. Von ihrem Gelächter, was in meine Ohren drang, wenn sie über meine Tränen lachten. Das belächelte Mitleid meiner Mutter, wenn sie mich am Abend weinen sah. Sie hatte sich nie darum geschert, wie es mir erging, hatte mich halbherzig beachtet und wie ein dummes, heulendes Kind behandelt.
Ich scharbte mit immer mehr Druck auf dem Boden des Ofenfaches herum, bevor ich die Schaufel mit einem Klirren wütend fallen ließ. "Cendres mautides! - Verfluchte Asche!", schrie ich verzweifelt, bevor ich mich neben dem Eimer an die Wand lehnte.
Ich zog die Knie eng an meinen Körper, legte meinen Kopf auf ihnen ab, und starrte mit weinerlichem Blick ins Leere. Verflucht seien all die Menschen, die mich mit ihrem Mundwerk verletzt hatten. Die, die immer nur das heulende Kind in mir sahen.
Eine Träne löste sich aus meinem Auge und fiel auf meine beschmutzten Hände. Die salzige Flüssigkeit vermischte sich mit der grauen Asche, das Pulver zog winzige Fäden in der flüssigen Perle.
Die nächsten folgten bald, liefen kalt meine Wangen hinunter, bis zu meinem Mundwinkel, der das Salz in ihnen schmeckte. Dieses verhasste Salz, was mich immer an den Tag erinnern würde, als meine Mutter mir ganze Blöße gegeben hatte.
Ihr steinerner Blick, als sie mir ihre Worte vor die Füße warf. Vor der ganzen Gesellschaft, die sie vorgeladen hatte. Seit Stunden schon hatte ich meinen kleinen Kater Filou gesucht, der mir zugelaufen war. Ich hatte sie um Auskunft gebeten, ob sie denn nicht wüsste, wo er zu finden sei. "Le Chat est parti. Floriàn l'a amené à Monsieur Sourret." - Der Kater ist weg. Florian hat ihn zu Herrn Sourret gebracht.
Der starre Blick. Die kalten Augen. Zu gern hätte ich ihr ins Gesicht geschrien, wie sie es übers Herz bringen konnte, ihn einfach wegzugeben. Aber es war ihr egal gewesen. Der Kater brauchte Futter und Futter war Geld. Und wir brauchten Geld.
Aber trotzdem war mir nichts wichtiger als mein kleiner Kater gewesen. Ich war aufgelöst auf mein Zimmer gestürmt, hatte mein Gesicht in meinen Kissen vergraben und Flüche über meine Mutter gehegt. Ich hatte gehofft, dass dieses böse Karma sie irgendwann einmal heimsuchen würde. Aber das tat es nicht.
Stattdessen suchte Madame Dubois mich am Abend noch Heim, als ich schluchzend in meinem Bett lag. Sie brachte mir eine Schüssel Brühe und zwei Scheiben Brot, weil ich nicht zum Abendessen erschienen war.
Ihr Blick betrachtete mich mitleidig, bevor sie mir seufzend über die Haare strich.
"Arrête de pleurer. Cela ne vous apportera plus le chat." - Hör schon auf zu heulen. Das bringt dir den Kater auch nicht wieder.
Sie hatte ja recht. Mein Weinen war nutzlos. Es befreite mich noch nicht einmal. Ich war hilflos, dumm und kindlich. Würde es auch wahrscheinlich immer bleiben. Aber was blieb mir anderes übrig, als mich meinen Gefühlen hinzugeben?
Obwohl ich nicht wollte, dachte ich an Taehyung. Er war der einzige, der mich noch nie weinen sah. Was er wohl von mir denken musste? Dass ich stark und immer fröhlich war? Oder durchschaute seine Schreiberseele mich doch zu sehr, als dass ich meine Emotionen vor ihm verstecken konnte?
Ich wischte mir trotzig die Tränen von den Wangen und hiefte meinen Körper hinauf. Ich sollte Ablenkung suchen, als jämmerlich im Dreck zu versinken. Die Asche würde ich wohl als erstes im Kühlen Nass des Sees von mir waschen.
[17/3/19]
thanks for reading.
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je t'aime | taegguk
Romance"Du schreibst wieder?", fragte ich ihn. "Immer ein wenig." - "Worüber?" - "Das, was mir geradezu im Kopfe kreist." - "Darf ich es lesen?" . boy x boy ; german. in which kim taehyung wrote a secret poetry book to remember the purest love he ever h...