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pov. jeongguk

Ich öffnete müde die Tür, als Aurelie bei mir klingelte. Es gab keinen besonderen Grund für ihren Besuch, sie wollte mich wahrscheinlich einfach nur sprechen, aber dennoch bemerkte ich, dass eine unausgesprochene Frage in der Luft lag. 

Wir hatten uns lang nicht mehr gesehen. Ich war ständig mit meiner Aushilfe in der Therme beschäftigt, sie hingegen mit ihrem Studium an der Universität. Es war fast verständlich geworden, dass man sich nur noch an den Wochenenden sah, aber ich sah ihr an, dass ich ihr gefehlt hatte. In dem Augenblick, als sie durch die Tür trat und ihre Augen meine suchten, tat mir alles so schrecklich leid. 

Sie war die einzige, die noch bei mir war. Die einzige, die mich an meine Heimat erinnerte. Wahrscheinlich hatte ich sie deshalb meistens so abgewiesen, aber das entschuldigte nichts, was ich ihr angetan hatte. 

Ich wusste genau, dass sie mich mochte. Mehr als irgendjemand anderen. Und trotzdem konnte ich es nie aussprechen. Dass ich dem englischen Austauschstudenten hinterhertrauerte, der seit einigen Wochen wahrscheinlich seinen Abschluss hatte und jetzt in der weiten Welt herumreiste. Dass ich, seitdem ich sein Buch las, ständig an ihn dachte. Dass ich ihn vermisste. Und dass ich seit diesem Augenblick keinen einzigen Gedanken an sie verschwendet hatte. 

"Komm rein.", meinte ich lächelnd, bevor ich leer schluckte und die Tür hinter ihr schloss. Sie streifte ihre Schuhe ab und hing ihre Jacke an den Hacken, bevor sie sich kurz zu mir umdrehte, mit ihrem Blick um Erlaubnis fragend, ob sie ins Wohnzimmer gehen dürfte. Ich nickte ihr nur zu und folgte ihr wenig später. 

"Magst du Tee?" - "Lieber Kaffee, wenn noch welcher da ist."

Ich seufzte. Kaffee trank sie nur, wenn sie mental nicht in der Lage war, etwas ohne das Koffein zu bewältigen. Also würde es wohl ein ernstes Gespräch werden. 

Als ich mit einer Tasse Kaffee wieder ins Wohnzimmer zurückkam, hatte sie sich bereits auf die Couch gesetzt und ein Buch in der Hand. Ich stellte die Tasse auf dem kleinen Tisch vor ihr ab, bevor ich mich ebenfalls neben sie fallen ließ. 

Ich schaute auf meine Hände, als ich bemerkte, dass sie das Buch von Taehyung las. 

Es war aber nicht das von mir. Anscheinend war es neu gekauft, denn bei meinem war der Buchrücken vollkommen durchgebrochen und bei einigen Seiten schon Eselsohren als Lesezeichen eingeknickt. 

"Das Buch ist von Taehyung, weißt du noch, der Student, der vorletzten Sommer bei uns war.", erklärte sie. Ich nickte langsam, leer schluckend. Natürlich erinnerte ich mich an ihn. Viel zu gut. 

"Er schreibt echt fantastisch. Du musst das Buch auch einmal lesen, wenn du Zeit hast.", schlug sie vor und packte es wieder in ihre Tasche. 

"Ich-" Mein Blick traf ihren, sie sah mich fragend an. "Ja, ich werde es später mal lesen." Mein klägliches Lächeln auf meinen Lippen schien sie nicht überzeugen zu wollen, aber trotzdem gab sie sich mit dieser Antwort zufrieden und ließ sich in die Sofakissen fallen. 

Ich hingegen saß noch genauso verkrampft da, wie vor einigen Augenblicken, die Hände in meinen Schoß gepresst, nicht wissend, was ich nun tun sollte. Eine unangenehme Stille lag in der Luft, doch ich traute mich auch nicht, sie zu beseitigen. 

Ich sah zu ihr hinüber, bemerkte, dass ihr Blick wohl die ganze Zeit auf mir gelegen haben musste, und in dem Augenblick, als ihre traurigen in meine sahen, wusste ich, dass sie es bemerkt hatte. 

Sie wusste von mir und Taehyung. Wahrscheinlich nicht alle Einzelheiten, aber sie wusste, dass ich sein Buch gelesen hatte und ihn so sehr vermisste, wie keinen zweiten Menschen. 

Ich biss mir verzweifelt auf die Unterlippe. Würde sie mich anschreien? Mich um eine Erklärung bitten? Mir die Freundschaft kündigen? Mich allein lassen? Ich atmete zittrig aus, bevor ich meine schwitzigen Hände an meiner Hose abwischte, mich gerade aufrichtete und versuchte, etwas über meine trockene Zunge zu bekommen. 

"Aurelie ich- " Ich begann zu sprechen, verstummte aber in dem Augenblick als sie mich lächelnd ansah. Sie wirkte nicht wütend. Mehr so, als ob sie mit ihrem Schicksal zufrieden wäre. Als ob sie genau wusste, was damals vorgefallen war. 

Sie seufzte einmal kurz, bevor sie näher an mich heranrutschte und mich in ihre Arme nahm, während ich begann, bitterlich zu weinen. Meine Hände hielten sich klammernd an ihr fest, bevor ich hemmungslos in ihre Schulter schluchzte. 

"Es tut mir leid, dir so weh zu tun.", schluchzte ich laut, während sie mir beruhigend mit ihrer Hand auf meinem Rücken auf und abstrich. "Es ist okay, Jeongguk, wirklich.", erwiderte sie bloß, bevor sie leise flüsternd weitersprach. 

"Ich wusste doch von Anfang an, dass du mich nie so lieben könntest, wie du Taehyung geliebt hast. Aber ich habe mich daran gewöhnt, die Momente zu genießen, die du mir geschenkt hast. Auch wenn es nicht dasselbe war, was du damals mit ihm hattest. Ich weiß, dass du nicht so wie ich fühlen kannst. Deshalb... denke ich, dass wir ehrlich zueinander sein müssen."

Ich nickte stumm, während ich mir meine Tränen mit dem Handrücken von den Augen wischte. "Es tut mir leid.", flüsterte ich. "Entschuldige dich nicht,", murmelte sie, "sei lieber ehrlich zu dir selbst. Du vermisst ihn, hab ich recht?" 

Ich schluckte leer, bevor ich antwortete: "Ja. Sehr." Sie lachte leise, bevor sie mich näher an sich drückte. "Du musst mir alles erzählen. Alles, was in diesem letzten Sommer passiert ist, in Ordnung?" 

Ich löste mich aus ihrer Umarmung, bevor ich lächelnd sagte: "Einverstanden."



[25/5/19]

thanks for reading.

je t'aime | taeggukWo Geschichten leben. Entdecke jetzt