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An Alle, die sich jetzt fragen: Hä, das hab ich doch schon gelesen..? Ja,.. leider. Ich habe nämlich ausversehen nach dem 6. Kapitel schon das 8. hochgeladen. Habe jetzt alles geändert :) Ihr könnt euch das 7. Kapitel nun auch durchlesen xD <3 



Vereint

Kapitel 8

Als ich mich fragte, warum ich eigentlich nicht glücklich war


30.07.2018

Es ist wieder ein bisschen Zeit vergangen, seit ich das letzte Mal an dieser Geschichte geschrieben habe. Es ist nicht allzu viel passiert. Meinem Bruder geht es soweit „in Ordnung". Er hat demnächst seine letzte Chemotherapie und danach irgendwann einen Arztermin mit den entgültigen Ergebnissen, ob der Tumor gewachsen ist. Die Chemo kann die Art von Krebs die er hat, nämlich nicht heilen. Sie ist dafür da, die Tumorzellen zu töten und den eigentlichen Tumor sich nicht vergrößern zu lassen. Heute ist Montag, und wir sind gerade wieder nach Hause gekommen, weil wir ihn und seine Frau besucht haben. Er hat merhmals gesagt, dass er überlegt, den Arzttermin zu verschieben. Wir alle denken, dass er Angst vor dem Ergebnis hat. Ich kann verstehen, dass er Angst hat. Aber er muss doch wissen, wie es in ihm aussieht und ob es eine Chance gibt, dass er länger leben kann. Ich habe Angst, dass er vielleicht schon nicht mehr da ist, wenn ich diese Geschichte zu Ende geschrieben habe.

Liz hilft mir, das Armkettchen um mein dünnes Handgelenk zu binden. Ich lächle und kann nicht aufhören es anzuschauen. Es ist wunderschön. „Danke nochmal, Liz.", sage ich und schaue sie an. Sie nickt mir lächelnd zu und wuschelt mir kurz durch meine Haare.

„Deine Freunde kommen bald, Mila. Ich werde dann gehen, ja?" Ich nicke nur. ,,Bis morgen, meine Süße." Sie gibt mir wieder einen Kuss auf die Stirn, bevor sie dann auch die Tür hinter sich schließt.

Ein paar Stunden später, so gegen 5 Uhr nachmittags, klopft es an meine Tür. Ich erkenne den 'Freundschafts-klopf-code', den wir uns irgendwann in der Schule mal ausgedacht haben. Automatisch habe ich ein Lächeln auf den Lippen, als die Tür sich öffnet. „Happy Birthday!!!", schreien sie mir entgegen und ich fange an zu lachen. David, Anna und Mark kommen zu mir hineingestürmt und nehmen mich nacheinander in den Arm. „Boa es riecht immer noch voll nach Krankenhaus.", kommt es von Mark, ein großer, ziemlich gut gebauter Kerl mit dunklen Locken und braunen Augen. „Logisch, oder?", entgegnet Anna. Sie trägt wie immer eine rote Beanie über ihrem rot gefärbten Haar und kaut lässig ihr Kaugummi. Dabei wackelt immer ihr Nasenring. „Wie geht es euch?", frage ich und setze mich in meinem Bett auf, knote die Beine ineinander. „Die Frage ist doch eher, wie es dir geht, Mäuschen." Ich habe ganz vergessen, David vorzustellen. Seine Haare sind weiß gefärbt, weshalb seine hellblauen Augen schon von Weitem herausstechen. Sein markantes Gesicht lässt jedes Mädchen dahinschmelzen. Ausser mich. Ich habe ja Yoongi, dem ich hinterher sabbere.

David setzt sich neben mich auf die Bettkante und lächelt mich an, nimmt meine Hände in seine. „Es geht mir gut.", sage ich. Ich hasse diese Frage. Wie geht es schon jemandem, der wahrscheinlich den Rest seines Lebens in einem kahlen Zimmer verbringen muss? Jemandem der todkrank ist und keinen großen Kontakt zur Aussenwelt hat?

„Das ist schön zu hören." Da ich wusste, dass sie das nur fragten, weil sie nicht wirklich wussten, was sie sagen sollten, antworte ich kurz und knapp, ganz einfach. Sie geben sich damit zufrieden. „Anna hat mich Lucas gefickt.", sagte Mark und erntet einen fiesen Nackenklatscher von Anna. Ich reiße geschockt aber amüsiert meine Augen auf. „Was echt?", frage ich. „Nichts kann man alleine sagen! Immer müssen diese Hornochsen alles selber verplappern!", meckerte Anna. Ich musste lachen. Nach einiger Zeit seufzt sie. „Ja es stimmt. Aber es war eigentlich ungewollt.. von ihm. Wir waren betrunken." „Na und?" „Ja wenn man betrunken ist, dann weiß man nicht was man tut. Wahrscheinlich war er einfach geil drauf und hat sich eingebildet ich wäre Britney Spears." Enttäuscht verdreht sie die Augen.

„Ach quatsch. Er musste sich bestimmt nur Mut antrinken, um dich zu flanken.", sagt Mark und springt wie ein Athlet über mein Bett, weit weg von Anna, die schon zum zweiten Mal nach ihm ausholen will. Ich muss kichern. „Nun sag schon Liebes, wie sieht es mit deinem Liebesleben aus?", fragt David. Schon spitzt Anna die Ohren und setzt sich aufs Bett zu meinen Füßen. „Ja genau, magst du immer noch diesen BTS Typen da?" Ich schaue sie an. „Ach Blödsinn, Mila hat wahrscheinlich ihren Ehemann schon im Nachbarzimmer gefunden.", grinst Mark und krabbelt neben mich. Ich ordne für einen Moment meine Gedanken, denn kurz war ich überfordert.

Dann schüttle ich den Kopf. „Nein, mein Zimmernachbar ist nicht mein Ehemann, sondern ein schwerkranker, alter Mann, der um sein Leben kämpft. Und ja, ich mag Yoongi immer noch. Und stellt euch vor, er war hier!", lächle ich, obwohl ich am Anfang sogar noch etwas sauer war. Auch wenn sie nichts von Mr. Cooper wussten, der neben meinem Zimmer gegen seine Krankheit kämpft, war ich kurz eingeschnappt. Ich mag solche Witze einfach nicht. „Was? Verarsch uns nicht." „Sicher, dass du keine Hallus von den Medikamenten hier bekommst?", fragt Mark. Ich schaue ihn leicht entsetzt an. „Was? Nein natürlich war das keine Halluzination! Es war echt! Yoongi war hier und die anderen auch. Und wir haben geredet, gelacht und total viel Spaß gehabt!" Ich bin etwas beleidigt, dass sie mir nicht glauben.

Ich erzähle also alles was passiert war. Hin und wieder werfen alle drei mir skeptische Blicke zu. Ich seufze nur. Dann glaubt mir halt nicht. „Wer weiß, vielleicht kommt er dich ja zu deinem Geburtstag besuchen.", grinst Mark. Ich verdrehe die Augen. „Er weiß nichtmal, dass ich heute Geburtstag habe." Ich verschränke meine Arme. Mist, wieso habe ich ihm denn auch nicht gesagt, wann ich Geburtstag habe? Vielleicht wäre er ja wirklich gekommen..

Nach einigen Stunden verabschiede ich alle drei wieder. Wir haben gelacht und auch etwas diskutiert. Als ich den dreien hinterher schaue, schaue ich auf die drei kleinen Schachteln, die sie mir auf den Tisch gestellt haben. Sie wollten irgendwie nicht, dass ich sie öffne, wenn sie dabei sind. Ich nehme die grüne Schachtel. Es ist die größte von allen. Als ich sie öffne, sehe ich einen weißen Adidas Sportanzug. Das Geschenk ist von Mark. Und ehrlich gesagt, weiß ich nicht ob ich gerade lachen oder weinen soll. Welcher Mensch schenkt einer Lungenkrebserkrankten bitte einen Sportanzug? Ich werde nie wieder Sport machen können. Weder vor, noch nach meiner Operation. Falls diese überhaupt eintritt, bevor ich den Löffel direkt aus dem Fenster werfe. Ach, er hats bestimmt nich so gemeint..

Ich lege die Sachen neben mich und öffne das nächste Geschenk. Es ist etwas länglicher aber schmaler. Ich öffne es und ziehe eine weiße Rose heraus. Eindeutig David. Er weiß, dass ich Rosen liebe. Früher hat er mich immer Rose genannt. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum. Ich lächle leicht, wenn ich an die alte Zeit zurück denke. David schenkt mir nichts materielles. Er schenkt mir Erinnerungen. Er ist ein toller Kerl und ich fühle mich glücklich, nach seinem Geschenk.

Das letzte Geschenk ist das von Anna. Ich öffne es und merke, dass es schwer ist. Schwerer, als die anderen Geschenke, aber trotzdem klein und rechteckig geformt. Ich zerreiße das Geschenkpapier und sofort lächelt mich eine zufriedene Anna an. Neben ihr bin ich, mit einem strahlenden Gesicht und wie ich ein Peace-zeichen mit den Fingern in die Kamera halte. Es sind viele Bilder in meiner Hand, die mich an meine Vergangenheit erinnern. An meine schöne, glückliche Vergangenheit mit all meinen Freunden. Mir rollt eine Träne über die Wange.

Das nächste Bild zeigt wieder mich, in meinem bunten Bikini am Ballermann auf Mallorca. Meine Haut ist braun gebrannt, ganz im Gegenteil zum heutigen Kellerkind, welches ich heute bin. Sobald ich die Bilder sehe, erinnere ich mich an die kleinsten Dinge. Ich erinnere mich, wie ich in Paris einer kleinen Katze von der Mauer geholfen habe und wie sie mich dann zwei Stunden lang verfolgt hat. Hoffentlich hat sie heute ein schönes zuhause. Und sie ist glücklich und hat Katzen oder Menschen um sich herum, die ihr Liebe und Sicherheit geben.

Den ganzen restlichen Abend schaue ich mir Bild für Bild an und weine bei jeder Erinnerung, die mir in den Sinn kommt. Ich habe wirklich ein tolles Leben. Wirklich. Wieso bin ich nicht einfach glücklich?

Vereint || BTS SUGA Fanfiction || m.yg #wattys2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt