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Vereint

Kapitel 12

Wie ich das erste Mal ungewollt intim wurde


Ich schaue ihn an und nicke. „Quatsch. Sag die Wahrheit, Mila." Ich seufze. „Ich bekomme oft böse Kommentare von anderen.. und so langsam machen sie mir Angst." Er schaut mich skeptisch an. „Warum? Was sagen diese Leute zu dir?" Ich zeige ihm ein paar Nachrichten, die ich noch nicht von meinem Handy gelöscht habe. „Du bemitleidest mich und verbringst nur Zeit mit mir, damit ich nicht unglücklich sterbe." Ich schaue auf die Bettdecke. Ist es so? Haben die anderen recht?

„Hey, zuerst schaust du mich an.", sagt er und legt zwei Finger an mein Kinn, um mich zu ihm aufschauen zu lassen. Seine ehrlichen Augen lassen mein Herz sofort höher schlagen. „Ich verbringe Zeit mit dir, weil ich das möchte und weil es mir Spaß macht. Ich mag dich und ich habe Lust, dich zum Lachen zu bringen und dich glücklich zu machen." Mir steigen die Tränen in die Augen und das Pulsmessgerät wäre soeben geplatzt. „Ich unternehme diese ganzen Sachen mit dir, weil ich es will und weil es mir gefällt. Für mich bist du ein ganz normales Mädchen, was es verdient hat zu lachen und Freunde zu haben."

Ich weiß nicht was ich sagen soll. Und plötzlich sprudelt es nur so aus mir heraus. „Ich wäre so gerne gesund, Yoongi.", sage ich und spüre, wie mir die erste heiße Träne die Wange hinunterläuft. Yoongi's Gesichtsausdruck verändert sich von ernst zu.. ich weiß nicht was. Ich kann nicht sagen, was er gerade denkt. „Ich würde diese ganzen Dinge so gerne mit dir unternehmen, ohne Atemprobleme zu haben. Ohne dauernd eine Pause machen zu müssen. Ich möchte normal sein, Yoongi." Ununterbrochen schaue ich in seine Augen, die immer weicher werden. Er schaut mich an, wie ein kleiner Hundewelpe. Die Tränen laufen nur so über meine Wangen, ich kann es einfach nicht mehr stoppen. Er entfernt seine Finger von meinem Kinn und für einen Moment habe ich wirklich Angst, dass er jetzt aufsteht und geht. Doch er legt einfach seine Arme um mich und drückt mich an seinen warmen Körper. Sofort fange ich an zu schluchzen und zu wimmern. Ich glaube, das ist der erste Moment, wo ich wirklich loslasse. Wo ich wirklich jemandem sage, wie ich mich fühle und was ich mir wirklich wünsche. Und er versteht mich. Yoongi versteht mich und er hört mir zu. Stundenlang. Er bleibt solange, bis Doktor Kim ihn leider nach Hause schicken muss, da die Besuchszeit zuende ist. Er streicht mir ein letztes Mal meine Tränen von den Wangen und schaut stumm in meine Augen. Sein Blick ist so fest und selbstbewusst, dass ich mich sofort gestärkt fühle. Als hätte er mir einen Energieriegel gegeben. Dann verschwindet er. Doktor Kim beobachtet uns und setzt sich dann zu mir.

„Ach, unser kleines Sorgenkind, hm?", sagt er und schaut mich an. „Ist das dein Freund?" Ich schüttle den Kopf. „Schön wärs.", antworte ich und wische mir sanft über die Wangen. Genau über die Stellen, an denen Yoongi's Hände bis eben noch gelegen haben. „Ihr wart aber sehr intim gerade.", sagt er und ich verschlucke mich fast an meiner eigenen Spucke. „Wie bitte?"

„Intensives in die Augen schauen ist eine sehr intime Geste. Meistens machen das Paare oder Verliebte. Es ist etwas Schönes. Es ist das Austauschen von Informationen vom Gehirn über die Augen an eine nahestehende Person." Ich schaue ihn mit leicht verwirrtem Blick an, woraufhin er nur grinsen muss. „Gute Nacht, Mila.", sagt er und geht dann aus meinem Zimmer. Intime Geste? Paare? Verliebte? Yoongi und ich?..

Schnell schlief ich ein. Das waren einfach zu viele Informationen auf einmal.

* * *

Nun habe ich Yoongi schon seit zwei Wochen nicht mehr gesehen. Habe ich ihn verschreckt? Oh Gott.. Es war bestimmt der intime Moment. Bin ich schuld? Hab ich den ausgelöst? Ach quatsch, er ist bestimmt einfach nur beschäftigt mit Arbeit und allem..

Jedenfalls hoffe ich das. Denn langsam habe ich wirklich Zweifel. Vielleicht denkt er, dass ich ihn jetzt durchschaut habe und er sich nicht mehr melden braucht. Vielleicht haben die anderen wirklich recht. Wow.. Mein Herz wird ganz schwer und in meiner Magengegend entwickelt sich ein unwohles Gefühl. Ich fühle mich wirklich schlecht. Wann kommt er endlich wieder? Er hat mich doch nicht wieder vergessen, oder?.. Nein, das würde er nicht.

Eine halbe Stunde später betritt meine Mutter das Zimmer, mit einem strahlenden Lächeln auf dem Gesicht. Was hat die denn plötzlich?

„Alles okay?", frage ich sie und sie nickt, kommt auf mich zu und packt mich an den Schultern. „Wir haben genug Geld, Mila! Endlich haben wir es geschafft!", quietscht sie und ich brauche nicht mal eine Sekunde, um zu verstehen, worüber sie spricht. „W-Was?" „Wir haben Geld! Mila du kannst endlich operiert werden! Du wirst wieder gesund!" Fröhlich hüpft sie durchs Zimmer. Doch woher hatten wir plötzlich das Geld? „Woher kommt es, Liz? Wieso haben wir ganz plötzlich genug Geld für diese Operation?", frage ich, denn irgendwie bin ich skeptisch. Vielleicht bin ich aber auch einfach nervös und kann es noch nicht realisieren.

„Das ist doch jetzt egal, oder? Hauptsache du kannst operiert werden. Mila sei doch froh!" Sie strahlt über beide Ohren, doch ich schaue nur aus dem Fenster und seufze. „Ich freue mich ja. Ich denke ich brauche nur ein bisschen Zeit, um das zu realisieren." Ich atme tief durch. Ich kann gesund werden. Ich werde gesund werden.

Ich weiß nicht, was ich denken oder fühlen soll. Ob ich durchs Zimmer hüpfen und lachen oder vor Freude und gleichzeitig Angst weinen soll. Mein Kopf dreht sich wie von automatisch zu Liz. „Und wann?", frage ich und sie schaut mich an, immer noch mit diesem breiten Grinsen auf dem Gesicht.

„Übermorgen." Übermorgen? Bitte Yoongi.. bitte lass dich noch einmal blicken, bevor es passiert.



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