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Vereint

Kapitel 11

Als Yoongi aus dem Bällebad abgeholt wird


Ich kann es nicht glauben. Wie kann ich bitte so dumm sein? Seit Tagen geht sie mir nicht mehr aus dem Kopf und plötzlich ist sie verschwunden? Wie kann ich sie einfach so vergessen?

Auch nachdem sie mir verziehen hat, und ich sie mittlerweile etwas rumgeführt habe, fühle ich mich immer noch unglaublich schlecht. Als wir zusammen mit den anderen im Pausenraum sitzen und ich meinen Salat esse, spricht Mila mit Namjoon über ihre ehemaligen Zukunftspläne. Sie erzählt, dass sie gerne Hebamme geworden wäre, weil sie es aufregend findet, für ein neues Leben verantwortlich zu sein und frische Familien bei ihren ersten Geburten zu begleiten. Sie schwärmt davon, die glücklichen Gesichter der Eltern vor sich zu sehen und das frische, quietschige Kreischen eines kleinen Säuglings zu hören. Ich esse immer schneller, stopfe mein Essen regelrecht in mich hinein, weil ich fast heulen muss, wenn ich daran denke, dass sie das niemals erreichen wird.

„Alles in Ordnung?", höre ich von meiner rechten und schaue kauend zu Mila, um ihr dann zuzunicken. Plötzlich kommt mir eine Idee und ich nehme mit meinen Essstäbchen etwas Salat und halte es ihr von den Mund. Immer noch kaue ich, kann also nichts sagen. Sie schaut mich etwas verdutzt an, öffnet aber dann ihren Mund und schließt ihre Lippen um die Stäbchen, die ich ihr langsam wieder herausziehe. Mein Blick liegt auf ihren rosanen Lippen. Echt..schön..

Als ich ihr in die Augen schaue, schaut sie ebenfalls in meine. Ein paar Sekunden halten wir Blickkontakt und ich sehe, wie ihre Wangen sich rot färben. Ich muss lächeln und widme mich dann wieder meinem Essen. Sie ist wirklich bezaubernd.

Circa zwei Stunden später sitze ich mit ihr im Tanzstudio. Mit dem Rücken an die Wand gelehnt, auf dem Boden und den Blick geradeaus in den Spiegel. Die anderen sind ins Aufnahmestudio gegangen, doch ich wollte den Rest meiner Zeit noch mit Mila verbringen. Eigentlich reden wir nicht viel. Wir sitzen einfach da und schauen uns gegenseitig im Spiegel an. „Wir sehen gut zusammen aus, hm?", unterbreche ich die Stille grinsend und drehe meinen Kopf zu ihr. Sie schaut weiter in den Spiegel vor sich und lächelt. Dann nickt sie, was meine Wangen leicht erhitzen lässt. Ich mag sie irgendwie. Manchmal habe ich Angst, dass ich nur so viel über sie nachdenke, weil sie krank ist und weil sie mir leid tut. Allerdings bemerke ich in diesem Moment, dass es nicht so ist. In diesem Moment, jetzt gerade, wo sie vor mir sitzt, ist sie ein ganz normales Mädchen. Ein normales Mädchen, in einem niedlichen Kleid und süßen Spangen im Haar.

Als ich gerade ihre Frisur betrachte, bemerke ich eine Spange, die sich etwas gelockert hat. Schnell drehe ich mich etwas zu ihr und richte sie wieder. Ich spüre, wie sich sich etwas anspannt und sie anfängt, mit ihren Fingern zu spielen. „Es ist eine Ehre für mich, dass du nervös bist, weißt du? Ich finde es süß.", sage ich und lächle sie an. Nun dreht sie ihren Kopf ebenfalls in meine Richtung und lächelt mich schüchtern an. „Wirklich?" Ich nicke nur und nehme dann ihre Hand. Mit meiner anderen Hand tätschel ich ihre. „Du solltest dich daran gewöhnen, mich zu sehen.", grinse ich. Als ihr Ausdruck sich zu einem geschockt- und gleichzeitig ungläubigen verändert, muss ich fast lachen.

„W-Wie meinst du das?", fragt sie und schaut mich mit großen Kulleraugen an. „Na so wie ich es gemeint habe.", antworte ich und erhebe mich dann vom Boden. Als ich stehe und mich gestreckt habe, halte ich ihr meine freie Hand hin und helfe ihr hoch. „Danke."

Ich nicke nur und gehe dann mit ihr in den kleinen Eingangsbereich. „Leider ist dein Tag hier schon vorbei. Du musst bald zurück in der Klinik sein.", sage ich und muss leise seufzen. Ich hätte sie gerne noch länger hier behalten. Wie gerne hätte ich ihr eine Kostprobe meines neuen Mixtape's gegeben? Doch obwohl wir uns verabschieden müssen, lächelt sie mich an. „Vielen Dank für diesen schönen Tag.. Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass das wirklich mal passiert." Nun muss ich auch lächeln und nehme sie in den Arm. Sie ist so süß. So kostbar. Ich freue mich schon darauf, wenn ich Zeit finde, um sie zu besuchen.

Die Umarmung hält erstaunlicherweise ein paar Minuten an. Ich möchte sie einfach noch nicht loslassen. Irgendwie verspüre ich Angst, sie zu verlieren. Ich habe Sorge, dass ihr etwas passiert. Erst als ich mich löse, schaue ich nochmal in ihre Augen. „Pass auf dich auf.", sage ich. „Bis zum nächsten Mal." Sie nickt und winkt mir dann fröhlich zu, bevor sie aus der Drehtür verschwindet und ich noch sehe, wie sie sich zurück in den schwarzen Van setzt. Plötzlich fühle ich mich, als hätten meine Eltern mich aus dem Bällebad abgeholt.

* * *


Mila's Sicht

Mehrere Wochen vergingen und ich kann immer noch nicht fassen, was ich alles gesehen habe. Wer kann schon von sich sagen, mit seinem ultimativen Teenie-star, seinem All-Time-Crush und einem der mittlerweile berühmtesten Personen weltweit solche Dinge erlebt zu haben. Tag für Tag schwirren immer noch Yoongi's Worte in meinem Ohr: ‚Du solltest dich daran gewöhnen, mich zu sehen.'

Auch wenn er seine Aussage wirklich in die Tat umsetzt, bin ich jedes Mal endsnervös, wenn er vor mir steht. Für ihn ist es wohl mittlerweile eine Angewohnheit geworden, mich einmal die Woche zu besuchen. Manchmal auch nur einmal alle zwei Wochen, weil er es von der Zeit nicht schafft. Aber das verzeihe ich ihm natürlich. Jedes Mal, wenn er mich besucht, machen wir etwas anderes. Es ist immer eine Überraschung für mich. Bevor er zu mir kommt, klärt er alles immer mit dem Krankenhaus ab, damit er auch sicher ist. Ich bin ihm unglaublich dankbar. Er gibt mir mein Leben zurück.

Manchmal geht er mit mir in den Zoo, manchmal ins Kino oder manchmal geht er auch einfach mit mir essen oder schlendert mit mir in der Stadt herum. Immer erleben wir dabei etwas lustiges. Und so langsam wird Yoongi mein bester Freund. Ich habe keine Hemmungen mehr, mich ihm gegenüber so zu zeigen, wie ich bin. Ich bin glücklich, wenn er bei mir ist. Niemals hätte ich mir sowas wunderschönes erträumen können.

Jetzt sitzen wir in meinem Zimmer auf dem Bett und spielen ein Kartenspiel. Ja, auch solche Dinge taten wir manchmal. Wenn zum Beispiel –wie jetzt-, das Wetter überhaupt nicht mitspielte. Es gewitterte draussen und die Blitze erhellten alle paar Sekunden den Raum, während der Donner mich ein paar mal zusammen zucken ließ. „Bist du okay?", fragt Yoongi und schaut mich besorgt an. Er fragt mich oft, ob ich okay bin. Bei ihm allerdings sage ich immer die Wahrheit. Es geht mir immer gut in seiner Nähe. Ich nicke und lege meine letzte Karte. „Mau Mau!", rufe ich und grinse ihn an. Yoongi verdreht die Augen. „Schon wieder gewonnen?" Ich seufze. „Tja, Pech in der Liebe, Glück im Spiel."

Mit einem leichten Grinsen schaut er mich an. „Mila, ich habe keine Lust mehr auf dieses doofe Spiel.", sagt er und ich nicke. „Na gut. Was wollen wir dann machen?" Ich sehe wie er überlegt. Er nimmt immer wieder seine Unterlippe zwischen die Zähne. Aber er kaut nicht richtig darauf rum, sondern er lässt sie einfach wieder rausrutschen und wiederholt das.

Irgendwann seufzt er. „Keine Ahnung, lass uns einfach das Gewitter anschauen." Er packt die Karten zusammen, bindet ein Gummi drum und rutscht dann neben mich unter die Decke. Vorsichtig legt er seinen Arm um mich und gemeinsam schauen wir aus dem großen Fenster neben meinem Bett. Ich beobachte die einzelnen Wassertropfen, wie sie die Fensterscheibe hinunterlaufen. Einige Zeit lang sagen wir nichts. Es fühlt sich auch mal schön an, nichts zu sagen. Wenn man sich einfach wohl fühlt und dem anderen nichts sagen muss, damit er weiß, was los ist. Doch sobald die Stille eintritt, so kommen auch die dunklen Gedanken mit sich. Mindestens so dunkel wie die Wolken am Himmel. Mochte Yoongi mich vielleicht nur, weil ich krank war? Hatte er nur Mitleid mit mir? Oft bekomme ich böse Kommentare von anderen. Meistens Leute aus meiner Schule, die ich in meinem Handy gespeichert habe und die mein Profilbild sehen können. Denn darauf sind Yoongi und ich. Wir zeigen beide das Peace-zeichen neben unserer Wange und lächeln in die Kamera. Ich bekomme auch von alten Freunden Nachrichten wie; ‚Er mag dich nur, weil du krank bist.'; ‚Er hat nur Mitleid.'; ‚Photoshop, bitch.'

Ja, diese Nachrichten verletzen mich schon. Ganz am Anfang habe ich da auch noch drübergestanden, aber so langsam bekomme ich Zweifel. Naja ich meine, ich bin ja nur ein Fan.

„Ist alles in Ordnung?" ..und dem anderen nichts sagen muss, damit er weiß, was los ist..

Vereint || BTS SUGA Fanfiction || m.yg #wattys2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt