Kapitel 3

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Durch mein Handyklingeln wurde ich wach. «Was willst du Alice?» gähnte ich in den Hörer. «Dir auch einen guten Morgen,» trällerte sie. «Was willst du?» wiederholte ich meine Frage. «Wir suchen dir per Handy ein Schuloutfit raus. Du bist zwar im Schminken sehr begabt, aber in Sachen Kleider bist du eine Niete.» Ich gähnte noch einmal. «Mit solchen netten Worten will jeder aufgeweckt werden.» sagte ich sarkastisch. «Jaja. Steh jetzt auf und Kleiderschrank auf.» Ich tat wie geheissen. «Und jetzt?» - «Willst du als Bad Girl rüberkommen oder einfach nur als die unnahbare Schönheit?» Ich stöhnte. «Dein Ernst?»- «Mein voller Ernst also?» ich setzte mich im Schneidersitzt auf den Boden. «Mir egal. Entscheide du.» Alice quietschte erfreut. « Siehst du das« So langsam sollte ich mir Sorgen machen dass Alice meinen Kleiderschrank in und auswendig kannte. Oder?

Nach 15 Minuten hatte ich eine enge, kurze hellblaue Shorts an die Alice mit einer rot-schwarzen Bluse kombiniert hatte. Die Bluse musste ich in meine Shorts reinstecken und meine schwarzen Stiefel anziehen. Meine schwarze Sonnenbrille sollte ich dann später in meine Haare stecken. «Ich wünsch dir einen schönen ersten Tag in der Hölle.» Mit diesen Worten legte Alice auf und ich schälte mich wieder aus den Klamotten, um noch zu duschen. Fertig geduscht hatte ich wieder mein Outfit angezogen und schminkte mich noch. Ich betrachtete mich kritisch im Spiegel. Ich sah hübsch aus und auch wenn ich Schminke aufgetragen hatte, sah ich nicht aus als wäre ich mit dem Gesicht in Puderquasten und anderes gefallen. Zufrieden machte ich meine Haare zu einem Dutt und steckte mir die Sonnenbrille in die Haare. Mit meinem schwarzen Rucksack über einer Schulter ging ich die Treppe runter in die Küche. Dort sassen alle 3 Jungs und schaufelten sich Cornflakes in den Mund. Als sie mich sahen, hörten alle auf zu essen und begutachteten mich kritisch. «Geh dich sofort umziehen,» sagte Colin und ich verdrehte meine Augen. Was glaubten die eigentlich wer sie waren um mir zu sagen was ich anziehen sollte? «Ganz sicher nicht.» Er wollte etwas erwidern, doch Finn hielt ihn zurück. Er war schon immer der kühle Kopf in der Familie gewesen. «Willst du was essen?» fragte er. Ich schüttelte den Kopf. «Nein, schon gut.» Misstrauisch sahen sie mich an, was mir ein erneutes Augenverdrehen entlockte. Ich wusste dass ich sehr schnell sehr viel Gewicht verloren hatte aber sie hatten nicht das Recht mich so anzuschauen. «Bist du etwa magersüchtig?» fragte mich Eric. «Nein, bin ich nicht. Ich habe schliesslich immer noch Kurven.» entgegnete ich gereizt. Heute wird nicht mein Tag. Noch immer misstrauisch sahen sie mich an. Durch ein Hupen wurde ich erlöst. Schnell stand ich auf und ging, ohne mich zu verabschieden, auf das Auto von Marc zu. Er fuhr einen ziemlich teuren Schlitten. Aber es hatte mich noch nie interessiert wer, welches Auto fuhr. Ich meine, Auto ist Auto. «Morgen,» murmelte ich in meinen nicht vorhandenen Bart. Er begrüsste mich ebenfalls und gab Gas. Die Fahrt zur Schule kam mir ziemlich kurz vor. Lag vielleicht daran, dass ich nicht dahin wollte. Oder dass Marc wohl noch nie etwas über Verkehrsregeln gehört hatte, so wie der über die Strassen raste. Ich würde nicht noch einmal mit ihm fahren. Lieber würde ich mit meinen Brüdern fahren und das musste was heissen.

Mit einem lauten Quietschen kam der Wagen zum Halt. Ich warf Marc einen bösen Blick zu, der ihn aber gekonnt ignorierte. Mit Schwung öffnete ich die Autotür und warf sie mit ebensolchem wieder zu. Ich hatte das Gefühl, dass mich jeder anstarrte. Das nächste Mal werde ich Tür leise schliessen. Ich setzte meine Sonnenbrille, die ich während der Autofahrt angezogen hatte, auf meinen Haaren ab. Ich lief mir Marc im Schlepptau auf den Eingang zu. Jeder sah mich an. Zuerst genoss ich es, im Mittelpunkt zu stehen, aber es ging mir mit der Zeit auf die Nerven. Als mich dann auch noch im Schulflur alle anglotzen wurde es mir zu viel. « Habt ihr noch nie einen Menschen gesehen oder wieso glotzt ihr so?» rief ich und augenblicklich drehten sich alle von mit ab. Mit einem Lächeln lief ich weiter.

Als ich meinen neuen Sachen aus dem Sekretariat abgeholt hatte, lief ich nun ohne Marc zu meinem Klassenzimmer. Er musste in einen anderen Teil der Schule. Es hatte bereits vor 10 Minuten geklingelt, doch es machte mir nichts aus. Ob ich jetzt 5 oder 10 Minuten zu spät, kam machte keinen grossen Unterschied. Plötzlich stiess ich mit jemandem zusammen. Ich sass auf meinem Hintern. Ich glaube ich habe ein Déjà-vu. Ich richtete mich wieder auf. Wütend funkelte ich den Jungen vor mir an. «Pass gefälligst auf wo du hinläufst,» zickte ich den Jungen vor mir an. «Wieso sollte ich? Du bist schliesslich in mich hineingerannt,» gab der Junge zurück. « Arrogantes Arschloch.» sagte ich wütend und der Blick des Jungen verdüsterte sich. «Was fällt dir eigentlich ein. Entschuldige dich gefälligst,» fuhr er mich an. «Ähm hallo? Wieso sollte ich? Ich habe nur die Wahrheit gesagt.» Mittlerweile hatte er sich vor mir aufgebaut und starrte mich wütend an. Ich sah ihn nicht weniger wütend an. «Weisst du eigentlich wer ich bin?» rief er laut. «Oh du Armer. Hast du deinen Namen vergessen? Naja, bei so wenig Gehirnmasse ist das ja auch verständlich,» sagte ich gespielt bedauernd. Ich ging an ihm vorbei aber nicht ohne ihn extra anzurempeln und öffnete die Tür meines Klassenzimmers. Wieder starrten mich alle an. Bin ich ein Ausstellungsstück, oder was? Genervt setzte ich mich in die letzte Reihe, ich sagte nichts und mein Lehrer funkelte mich wütend an. «Sie sind?» fragte er mich und ich grinste ihn überheblich an. «Serena Smith,» sagte ich. Ich mochte ihn jetzt schon nicht. «Und sie sind?», machte ich ihn nach. Empört schnappte er nach Luft. «Ich wurde schon in Kenntnis über sie gesetzt Miss Smith. Aber bei mir werden sie sich die Zähne ausbeissen. Ich bin nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen wie ihre alten Lehrer in London.» Nachdem er seine kleine Rede fertig gesprochen hatte grinste ich ihn siegessicher an. «Herausforderung angenommen,» und lehnte mich in meinem Stuhl zurück. Der Lehrer schnaubte. Von wegen nicht leicht aus der Ruhe zu bringen. «Sie werden heute nachsitzen müssen.» sagte er und sah mich überheblich an. «Nachsitzen? Etwas Besseres hab-.» Mir wurde mein Mund zu gehalten und wütend sah ich meinen Bruder Finn an. Wieso musste ich mich auch neben ihn setzten? «Halt dich zurück,» zischte er. Ich riss seine Hand aus meinem Gesicht und er verdrehte die Augen. Augenverdrehen liegt wohl in der Familie. Der Lehrer hatte sich wieder der Tafel zugewandt und erklärte irgendetwas über Napoleon.

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