Kapitel 23

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Serena P.O.V

Es waren ein paar Tage vergangen seitdem Marc und ich nicht mehr miteinander sprachen. Colin hatte ich nur selten gesehen. Entweder war er in seinem Zimmer oder draussen und trieb weiss der Teufel was. Finn und Eric sprachen auch nicht miteinander und ich war die einzige Schnittstelle zwischen uns Vieren. Es war bereits später Abend als ich nach unten in die Küche ging, um etwas zu essen. Eric sass am Küchentisch und machte Hausaufgaben. «Serena, kannst du mir helfen? Ich komme bei dieser Auf-gabe nicht weiter.» Ich warf nur einen kurzen Blick drauf und wusste, dass ich noch weniger verstand als Eric. «Nein, aber frag doch Finn.» Ich deutete auf Finn der gerade in die Küche trat. Eric sah zu Finn, doch dieser verschränkte bloss die Arme und grunzte. «Sei nicht so ein Baby, Finn.» Eric war angepisst und Finn verdrehte die Augen. «Fick dich.» Finn öffnete eine Packung Cornflakes und ass sie während er Eric nicht aus den Augen liess. Eric starrte genau gleich zurück und knallte das Buch zu. «Wie er-wachsen.» Als Antwort zeigte ihm Finn nur den Mittelfinger. Eric knirschte mit den Zähnen und stand auf. «Ich habs satt, dass du dich wie ein verzogenes Kind verhälst. Ich habe mich doch schon entschuldigt.» Entnervt bohrte er Finn einen Finger in die Brust. «Was willst du denn noch mehr?» Finn ver-engte die Augen und schlug Erics Arm weg. «Lass mich.» Finn wollte an ihm vorbei, doch Eric stiess ihn zurück an die Theke. «Erst wenn du mir vergibst.» Finns Griff um die Cornflakespackung wurde stärker und er presste die Lippen zusammen. Es war still für eine Sekunde bevor Finn explodierte. «Nie bist du auf meiner verdammten Seite! Schon immer! Weisst du eigentlich wie sehr mich das verletzt? Colin hat Serena die immer zu ihm hält. Und du solltest auf meiner Seite sein. Aber das bist du nicht!» Finn schubste den sprachlosen Eric aus dem Weg und knallte die Packung in seiner Hand auf den Tisch und stürmte an mir vorbei in sein Zimmer. «Eric» sagte ich, doch er unterbrach mich. «Ich dachte nicht, dass es ihn so sehr verletzt.» Er stand auf und sagte: »Ich werde das wieder in Ordnung bringen. Kümmere du dich um Colin, ja?» Ich nickte und er verschwand. Um Colin kümmern. Könnte schwierig werden, da ich keine Ahnung hatte wo er gerade ist. Ich mache es also so wie jeder es heute tat. Ich suchte auf Snapmap seinen Standort.

Ich musste drei Mal umsteigen und eine ganze Weile laufen, bis mein Bitmoji beim gleichen Haus war, wie das von Colin. Die Gegend war eher etwas heruntergekommen und ich drehte mich mehrmals um, da ich mich unsicher fühlte. Das Haus war ein grauer Block und im Vorgarten lagen leere Bierdosen und ein altes zerfetztes Sofa. Ich schluckte hart. Ich hatte meinen Plan nicht bis zum Ende durchgedacht. Genau genommen, habe ich gar nicht gedacht. Ich zog meinen «Plan» trotzdem durch. Ich trat in das Wohnhaus und der Geruch von Grass schlug mir entgegen. Es hatte 3 Stockwerke. Überall lag Müll und ich suchte nach Klingeln nur um festzustellen, dass keine funktionierte. Mein mulmiges Ge-fühl vergrösserte sich und ich zuckte zusammen als ich Schreie aus der Wohnung neben mir hörte. Dann knallte eine Tür und es herrschte wieder Stille. Ich entschloss mich Colin anzurufen in der Hoff-nung ihn durch das Klingeln zu lokalisieren. Im ersten Stockwerk hörte ich nichts und ich stieg die Treppe hinauf. Ich rief wieder an und dieses mal bildete ich mir ein, ein schwaches Klingeln zu ver-nehmen. Die Tür war nicht verschlossen und ich umgriff mein Handy fester. Falls ich mich irrte, weiss niemand wo ich bin. Ich drückte meine Hände auf mein Herz, um es zu beruhigen und trat ein. Ich wusste nicht wieso ich so angespannt war, bisher war ich ja niemandem begegnet doch etwas in mir rief zur Vorsicht. Ich trat in ein Wohnzimmer. Es war spärlich eingerichtet, doch es sah weniger schlimm aus, als ich erwartet hatte. Ich spähte in den ersten Raum, es war ein Bad und ich sah aus dem Augenwinkel wie jemand am Waschbecken stand. Schnell lief ich weiter und hielt die Luft an. Colin ist hier, ich wusste es einfach. Der nächste Raum war ein Schlafzimmer und ich wäre beinahe weitergegangen, wenn ich nicht Colins Handy auf dem Tisch gesehen hätte. Ich hatte panische Angst, dass mich der Mann im Bad erwischte. Ein kalter Schauer lief mir den Rücken herab, als ich eintrat. Tisch, Stuhl, Kleiderschrank und ein Bett. In dem Bett war Colin. Er schlief und wie es aussah war er nackt. Ich schüttelte ihn und er wachte mit einem verstimmten Grummeln auf. Als er mich sah fuhr er hoch. «Serena, verpiss dich.» Ich war viel zu nervös als dass ich einen guten Konter geben konnte. «Fick dich. Und jetzt beeil dich, bevor der Mann zurückkommt.» Jemand räusperte sich und ich fuhr beinahe aus der Haut. «Zu spät.» Der Mann aus dem Bad stand im Türrahmen und er füllte beinahe den ganzen Rahmen aus. Sein Blick war stechend und ich stand wie festgefroren vor dem Bett. Colin fluchte und schnappte sich Unterhosen und zog sie sich an. Der Mann liess mich nicht aus den Augen. «Du hast gesagt, dass das zwischen uns bleibt.» Seine Stimme war wie die Ruhe vor dem Sturm. «Aber ich sehe jemanden von deinen Leuten in meinem Schlafzimmer und die Sache ist nicht mehr nur zwischen uns, oder etwa nicht?» Colin stand auf und hatte binnen Sekunden seine Kleider an. Er sagte nichts als er meinen Arm packte und mich hinter sich zog. Der Mann belächelte die beschützerische Geste nur mit einem abwertenden Grunzen. «Ach, Colin. Ich hatte wirklich gehofft, dass du anders bist als die anderen.» Er trat ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Er war noch grösser und muskulöser als er den Anschein machte. «Aber du hast mein Vertrauen missbraucht. Du hast mich verraten und das kann ich nicht durchgehen lassen.» Ich hatte keine Ahnung von was er sprach, doch Colin schien zu wissen auf das hinauslaufen würde. «Lass zumindest meine Schwester gehen.» Der Mann schüttelte den Kopf. «Damit deine Gangfreunde hier binnen Sekunden auf der Matte stehen? Für wie dumm hälst du mich eigentlich?» «Meine würden wenigstens auftauchen. Was würden wohl deine sagen, wenn sie wüssten das ihr Anführer auf Schwänze steht?» Der Mann knurrte wie ein Tier mit Tollwut. Auf einmal wurde ich von Colin aufs Bett gestossen und bevor er sich wieder ganz umgedrehte hatte, zerriss das Geräusch von aufeinandertreffendem Kochen und Haut den Raum. Ich weiss nicht mehr ob ich schrie oder anfing zu weinen oder beides tat. Ich weiss nicht wie lange ich zugesehen hat-te wie mein Bruder von dem riesigen Mann niedergerungen wurde und einen Schlag nach dem anderen kassierte. Irgendwann lag er einfach nur noch da und der Mann stand auf. Er sah auf seine blutige Faust und dann auf mich. «Du hast Glück, Kleines. Ich habe keine Lust die Freundin von Hunter zu schlagen und damit einen Krieg anzuzetteln. Ich ändere meine Meinung aber schnell daher solltest du deinen Bruder nehmen und verschwinden.» Er beugte sich zu mir runter und grinste. «Wie klingt das für dich? Nick einfach, wenn du verstehst.» Ich nickte abgehackt und er trat einen Schritt zurück. «Na dann.» Ich überschlug mich beinahe als ich mich neben Colin kniete. «Tik, tok, Mädchen. Ich habe hier nicht ewig Zeit.» Ich hatte keine Ahnung wie ich das schaffen sollte, doch ich schlang einen Arm um seine Hüfte und fixierte seine Hand über meiner Schulter. Seine Beine schleiften nutzlos über den Bo-den. Colin entfuhr ein Stöhnen als ich zu fest anpackte und trotzdem beruhigten mich seine Schmerzenslaute, es bedeutete, dass er noch hier war. Als wir weit genug von der Wohnung entfernt waren, liess ich ihn an der Wand im ersten Stock hinabgleiten. «Alles gut, alles gut. Ich bin hier.» Ich strich ihm seine Haare aus dem Gesicht und holte zitternd mein Handy aus meiner Jackentasche. «Notrufzentrale, wie kann ich Ihnen helfen?»

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Mich würde mal interessieren wie ihr das Kapitel gefunden habt und in welche Richtung ihr möchtet, dass sich die Geschichte entwickelt. Lemme know :)

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