19.Kapitel

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Das laute Quietschen der Reifen hallt durch die ganze Straße und Staub wird aufgewirbelt. Noch immer sind meine Augen vor Angst zusammengekniffen. Aber das erste was ich realisiere ist, dass ich keinen Schmerz fühle!

Erst als der Staub sich etwas gelegt hat, sehe ich, dass der dunkelgraue Jeep Cherokee nur ein paar Zentimeter vor mir stehen geblieben ist. Das Schlagen von einer Autotür reißt mich aus meinen Gedanken und ich zucke erschrocken zusammen.

Aus Angst es könnte sich doch um Djemil handeln möchte ich mich schon umdrehen und weiter laufen, doch die Stimme die jetzt nach mir ruft hätte ich nicht erwachtet.

"Melodie!" "Kai?", frage ich unsicher und ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen.
Ich erkenne nur eine schwarze Gestalt die auf mich zugelaufen kommt.
Und tatsächlich! Kurz darauf werde ich in eine kurze Umarmung gezogen. "Komm wir müssen von hier weg!", hektisch zieht Kai mich zum Auto. Reißt die Hintertür auf und deutet mir einzusteigen.

"Da ist sie! Sie ist gerade ins Auto gestiegen!", höre ich Jovens Stimme von weitem.
Ohne zu überlegen steige ich ins Auto und rutsche in die Mitte. Kai steigt dicht hinter mir ein und erst jetzt bemerke ich Merokey, der neben mir sitzt und mir einen vielsagenden Blick zuwirft.

"Gib Gas, Pearl!", ruft er nach vorne, ohne den Blick von mir abzuwenden. Kai schafft es gerade noch so die Tür zu schließen, ehe wir mit quietschenden Reifen in den Sitz gedrückt werden. Mein Herz klopft noch immer so laut und mir fängt an kalt zu werden, weshalb ich den Blick von ihm abwende und meine Jeansjacke wieder entknote und sie mir anschließend anziehe.

Ein Gähnen entweicht meinen Lippen und ich sehe nach vorne, wo mittlerweile die Bäume an uns vorbeifliegen.
"Danke!", flüstere ich in die Stille und sehe zuerst Kai und danach Merokey an.
"Ist schon okay! Aber du schuldest mir oder besser gesagt uns eine Erklärung!", gibt Kai von sich und sieht mich mit einem strengen Blick an.

"Ehmmm jaaaa.", gebe ich verlegen räuspernd von mir und knete meine Hände nervös in meinem Schoß. "Das besprechen wir am besten erst morgen! Es ist schon spät und heute Nacht schläfst du bei uns.", erklärt Merokey und es klingt eher wie ein Befehl, weshalb mir auch nichts anderes übrig bleibt als einfach zu nicken. Außerdem bin ich gerade sowieso viel zu müde um ihm zu widersprechen und um zu diskutieren.

Ich schließe kurz meine Augen, die schon vor Müdigkeit etwas brennen. Ich fühle mich einfach nur erschöpft von diesem Tag.
Zuerst Schule, dann das wo Djemil mich zu den Jungs schleift und mich ausliefert. Meine Fast-Entführung und meine Flucht vor der Affenbande, Joven, Ruan und Djemil und zum Schluss bin ich halb überfahren worden.

"Wir werden verfolgt!", murrt eine weibliche Stimme von vorne. Eine hektisch Bewegung von rechts, reißt mich aus meinem leichten Schlaf. Ich habe nicht mal bemerkt, dass ich eingenickt bin, doch jetzt bin ich einfach zu müde um meine Augen zu öffnen.

"Ruan!", knurrt Kai von rechts verärgert und ich spüre wie er sich wieder nach vorne dreht. "Fahr schneller Pearl! Paolo, gib mir mal die beiden Glocks aus dem Handschuhfach!", befehlt Merokey.
Ich öffne meine Augen etwas und sehe wie der Junge vom Beifahrersitz, Paolo, im Handschuhfach herum wühlt. Mein Blick wandert weiter zur Frontscheibe. Wir sind wieder in der Stadt angekommen und die Geschäfte, Hochhäuser und Apartments fliegen nur so an uns vorbei. Paolo wirft die eine Waffe Merokey zu und die andere bekommt Kai zugeworfen.

Alle beide öffnen die Fensterscheiben und lehnen sich etwas nach draußen. Ein paar Sekunden darauf ertönen laute Schüsse. Ich drehe mich um und sehe nach hinten. Ein paar Meter hinter uns fährt der schwarze Land Rover und weicht so gut es geht den Schüssen aus.

Auch ohne zu erkennen weiß ich, dass Ruan hinter dem Steuer sitzt und schadenfroh grinst. Plötzlich lehnt sich Joven aus dem Beifahrerfenster heraus. Ebenfalls mit einer Pistole in der Hand.

"Ducken!", ruft Merokey und ein lautes Klirren ist zu hören. "Scheiße! Wir hätten doch ein besseres Auto aussuchen sollen!" Ich wage es nicht mehr mich zu erheben, aus Angst vor den Kugeln, die noch immer auf uns zu fliegen. Ich sehe nach rechts und blicke in schokobraune Augen.

"Hab keine Angst! Wir schaffen das schon.  Ich lasse nicht zu, dass sie dich wieder kriegen!", schreit mir Kai über das laute Knallen der Waffen hinweg zu. Ich nicke ihm tapfer zu. Er sieht mich noch einmal ermutigend zu, ehe er sich wieder etwas aus dem Fenster lehnt um zurück zu schießen.

Ich drehe meinen Kopf auf die andere Seite und sehe, wie Merokey Kai einen undefinierbaren Blick zu wirft. "Das lasse ich genau so wenig zu!", flüstert er und ich habe Mühe zu verstehen was er sagt. Auch er lehnt sich wieder aus dem Fenster und fängt wieder an zu schießen.

Es ist gut, dass die Straßen wenigstens fast leer sind und wir somit nicht vielen Autos ausweichen müssen. Die paar die doch noch um diese Uhrzeit unterwegs sind, hupen uns wild hinterher.
Ein paar Minuten danach ertönen von weitem Sirenen. In einer anderen Situation hätte es mich nicht gestört, doch jetzt wo sie mit großer Sicherheit wegen uns und dieser verdammten Schießerei unterwegs sind, ist das schon was ganz anderes.

Merokey und Kai versuchen noch ein paar Mal die Reifen, vom schwarzen Land Rover zu treffen. Zweglos.
"Ich bekomme einfach keinen guten Schuss hin!", flucht Kai und gibt auf.

"Pearl! Fahr zu den Gassen! Dort schütteln wir sie dann ab! Niemand kennt sich dort besser aus als wir.", grinsend schaut Merokey nochmal nach hinten, was ich ihm gleich tue.

Joven hat ebenfalls aufgehört auf uns zu schießen und verschwindet wieder im Inneren des Wagens. Die Sirenen der Polizeiautos kommen immer näher und von weitem sehe ich schon die blauen und roten Lichter, die die dunkle Nacht erhellen.

Wenn das nur geht gehen kann!

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986 Wörter
Lied: Alec Benjamin - If We Have Each Other

Mr.Black & Ms.WhiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt