41.Kapitel

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Mit heftigen Kopfschmerzen werde ich wach. Mein Rücken fühlt sich an, als hätte ich auf dem Boden geschlafen. Na toll mein erster Kater! Ich stemme mich von der Pritsche ab, zische kurz darauf aber schmerzvoll auf. Mein Arm ist mit einem schneeweißen Verband eingewickelt.

Irgendwie schaffe ich es mich von der kleinen Pritsche aufzuheben, ohne meinen verletztenen Arm zu belasten. Das kleine Krankenzimmer ist leer. Komisch. Ich hätte nicht gedacht, dass sie mich hier unbewacht liegen lassen würden. Naja besser für mich.

Sogar die Tür ist nicht verschlossen, denn diese kann ich problemlos öffnen. Auf dem Gang ist es still. Fast schon zu still. "Hier stimmt doch was nicht.", murmele ich mir selbst zu und schleiche weiter den Gang entlang. Meine Kopfschmerzen sind vergessen und der dumpfe Schmerz in meinem Arm ebenso.

Ich komme am Büro von Ruan vorbei und bleibe davor stehen. Die Tür ist weit offen und präsentiert das verwüstete Büro vom Boss. Die Schränke des Schreibtisches stehen alle offen, auf dem Boden liegen Blätter, Stifte und Patronen von Pistolen herum. Ich entdecke sogar ein paar Tropfen Blut auf dem Boden.

Ich gehe in die Hocken und betrachte die paar Tropfen. Sie sehen noch ziemlich frisch aus, aber genau kann ich das jetzt nicht sagen.
Ich fühle mich hier wie ein Detektiv. Verdammt, wo bin ich jetzt wieder hier rein geraten?

Ich verlasse wieder den Raum und laufe weiter. An einer Tür komme ich zum stehen. Hinter der Tür hört man laute Stimmen.

"Wo ist sie, verdammte Drecksscheiße?" "Ich finde nicht, dass du gerade in der Position bist, Fragen zu stellen!" "Ach wie süß! Das Prinzchen sucht nach seinem Prinzesschen!" "Was für Pinzesschen? Wohl eher Sternchen!"
Lautes Lachen ertönt. Das sind Merokey und die anderen!

Aber Ruan hat gesagt, dass er gerade nicht in der Position ist, Fragen zu stellen! Das heißt sie stecken in Schwierigkeiten. Man, das hätte nicht sein müssen! Nicht wegen mir!
Fieberhaft suche ich nach einer Lösung. Ich muss ihnen helfen! Aber wie?

Als Erstes brauche ich etwas um mich zu verteidigen. Eine Waffe oder sowas. Dabei gibt es aber ein neues Problem; ich habe noch nie eine Waffe benutzt, noch in der Hand gehalten. Und jemanden anzuschießen oder gar umzubringen, dafür bin ich gar nicht bereit. Dafür ist man nie bereit.
Ich sollte mir trotzdem eine Waffe suchen, natürlich nur für den absolutem Notfall!

Ich entferne mich wieder von der Tür und fange an die Räume abzusuchen. Die müssen doch hier bestimmt so etwas wie eine Waffenkammer haben. Die Frage ist nur wo.

Vor einer Tür, die gegenüber von Ruans Büro liegt bleibe ich stehen. Diese Tür hebt sich deutlich von den Anderen ab. Diese hier hat eine schwarze, große Klinke, die anderen Türklinken sind alle weiß bis hellgrau. Im großen und ganzen ist diese Tür viel dunkler gehalten als die Anderen.

Stirnrunzelnd versuche ich die Tür zu öffnen. Abgeschlossen. Ist das dein Ernst, Ruan? Alle Türen sind offen, nur diese nicht. Kurz überlege ich wie ich die Tür öffnen soll, dann fällt mir ein, dass ich immer, wirklich immer zwei Haargummis um mein Handgelenk habe und zwei Bobby-Pins. Das ist so eine dumme Angewohnheit von mir, die mich schon oft gerettet hat.

Ich greife an mein Handgelenk, wo normalerweise meine beiden Haargummis, sowie die beiden Haarnadeln stecken. "Nein, nein, nein!", ich taste an meinen Handgelenken herum, wo sie sich normalerweise befinden. Doch dieses Mal sind nur zwei schwarze Haargummis unter meinen blauen Flecken zu finden.

Sie sind weg! Einmal wo ich sie wirklich brauche, habe ich sie nicht. Voller Verzweifelung greife ich meine Haare um sie raufen, greife dabei aber in meinen verwuschelten, nur noch halb existierenden Dutt. Da fällt es mir wieder ein. Nach der Dusche, habe ich mir noch schnell einen Dutt gemacht und meine zwei Haarnadeln dabei benutzt, ehe Ruan und Joven gekommen sind und mich hier her verschleppt haben.

Und tatsächlich finde ich eine der beiden Bobby-Pins in meinen verwüsteten Haaren. Das Gefühl von Erleichterung befällt mich und zaubert mir ein siegessicheres Lächeln ins Gesicht. Vor Aufregung klopft mein Herz schneller. Ich werde es schaffen! Ich muss einfach!

Mit der Haarnadel fummele ich am Schloss der Tür. "Komm schon! In Filmen und Büchern sieht sowas doch auch immer so einfach aus und geht bei den Hauptdarsteller und Protagonisten auch so schnell!"
Gefühlte fünf Minuten brauche ich und bin kurz davor aufzugeben, doch dann ist das erlösende Klicken des Türschlosses zu hören. Ich drücke die Türklinke nach unten und die Tür gleitet lautlos auf.

Ich schlucke einmal, als ich den Inhalt, des nicht wirklich großen, Raumes registriere. Ach du scheiße! Zwei von den drei Wänden hängen voll von Waffen und die letzte Wand in der Mitte hängt voll von Magazinen mit Munitionen. Von wo haben sie das alles nur her?

Als ich etwas näher trete, bemerke ich, dass sogar jede einzelne Waffe ein paar Mal gibt und sogar beschriftet worden ist. Da hatte wohl jemand Langeweile und sonst nichts besseren zu tun.

Beretta Elite 4,5 mm. Glock 17 4,5 mm. Colt Spezial Combat 4,5 mm. Springfield 1911 4,5 mm. Borner M84 4,5 mm. Gletscher Parebellum 4,5 mm.
Die verschiedensten Namen von Waffen springen mir entgegen. Also wirklich. Bei den Namen waren die Erfinder nicht wirklich einfallsreich.

Ich lasse den Blick weiter durch den Raum schweifen und erkenne ganz oben, an einem kleinen Kärtchen, dass die Waffen ordentlich an der Wand hängen und in einer bestimmten Reihenfolge sortiert und auch noch gekennzeichnet sind. In den ersten beiden Reihen von Waffen befinden sich nur halbautomatische Schusswaffen, also Pistolen die sich selbst neu laden.

Auf dem Kärtchen über den nächsten beiden Reihen steht 'allerlei Messer' und in der letzten Reihe hängen nicht wirklich viele Geschosse. Also um genau zu sein hängen unter dem Kärtchen mit der Aufschrift 'sMG Waffen' nur drei Maschinengewehre, die echt schwer aussehen. Die nehme ich bestimmt nicht mit. Ich brauche eine Waffe, die etwas leichter ist und mir gut in der Hand liegt.

Nervös kaue ich auf meiner Lippe. Komm schon, Mel! Deine Freunde brauchen dich und stecken höchstwahrscheinlich in der Klemme und du musst ihnen helfen. Aber was machst du? Du stehst in einem Raum, der voll gestopft ist mit den verschiedensten Waffen und du kannst dich nicht entscheiden, welche du nehmen sollst.

Leise murmele ich ich ein 'Ach scheiß drauf!', greife nach zwei Pistolen unter dem Kärtchen 'halbautomatische Schusswaffen'. Die eine klemme ich mir in meinen Hosenbund meiner schwarzen Jogginghose und verstecke sie mit meinem weinroten Pulli. Nach kurzem Zögern, nehme ich mir noch ein Messer, mit einer leichten Krümmung in der Klinge und klemme dieses zwischen meinen Schuh und Bein ein.

"Wird schon schief gehen!", seufze ich, atme einmal tief ein und aus und trete dann aus der Waffenkammer. Die kühle Klinge des Messers drückt bei jedem Schritt kalt gegen mein Bein und der dicke Verband um meinen Arm hindert mich etwas, weil ich den Arm nicht ganz bewegen kann. Und wenn schon. Ich muss meinen Freunden helfen!

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1154 Wörter
Lied: Camila Cabello - OMG

Mr.Black & Ms.WhiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt