26.Kapitel

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"Hier bist du!" Plötzlich steht Pearl neben mir. Sie kniet sich neben mich und ich spüre wie sie mir sanft über meine hellbraunen Haare streichelt. So, wie meine Mutter es immer getan hat, als ich noch ein kleines Mädchen war.

Langsam hebe ich meinen Kopf und blicke direkt in Pearls braune Augen. Sie schiebt sich eine dunkelbraune Haarsträhne hinters Ohr und schluckt einmal, bevor sie sich räuspert. "Willst du darüber reden?", fragt sie mich und sieht mich besorgt an.

Ich versuche den Klos in meinem Hals herunter zu schlucke, doch leider erfolglos. Ich wische mir nochmal mit meinem vom Regen benetzten Arm über mein Gesicht, doch wegen dem Regen bringt das logischerweise nicht viel.

"Auf der Party, habe ich meinen Freund....naja mittlerweile ja wohl eher Ex-Freund, mit meiner Ex-Besten-Freundin Luisa beim knutschen erwischt. Merokey hat vorhin seinen Senf dazu gegeben, er wusste wie es aussieht gar nicht, dass ich die Ex von Jack bin. Aber somit kamen wieder alle Gefühle hoch, die ich eigentlich erfolgreich verdrängt hatte.", erzähle ich ihr. "Was hat er denn gesagt?", fragt sie vorsichtig.

"Also eigentlich haben wir zuerst über meine beste Freundin gesprochen, weil sie Luisa und Jack eine Ohrfeige gegeben hat. Dann hat er gefragt wen sie denn geschlagen hat. Merokey konnte sich das nicht vorstellen und hat gesagt, dass Luisa doch eigentlich ein nettes Mädchen ist, aber dass Jack wirklich ein richtiger Vollidiot ist." Ich schniefe einmal und Pearl hält mir ein Taschentuch entgegen. Ich bedanke ich und rede weiter:"Er meinte, dass er gehört hat, dass Jack auch wieder Single ist und, dass Jacks Freundin, also ich, von ihm auf seiner Party betrogen wurde."

"Ach Melody!", murmelt sie und zieht mich in ihre Arme. "Warum hat er das gemacht?", frage ich sie schniefend. "Ich hasse ihn für das was er mir angetan hat.", murmle ich in ihre Schulter. Leise seufzt Pearl. "Nein, du hasst ihn nicht. Du wünschst die nur ihn zu hassen."

Verdammt. Damit hat sie sowas von Recht.

Als ich Pearl das erste Mal begegnet bin, hätte ich nie gedacht, dass sie so ein lieber und einfühlsamer Mensch sei. Nach ein paar Sekunden der Stille, in denen ich einfach in ihren Armen liege und der Regen immer weiter auf uns hinab fällt, setze ich mich etwas auf.

"Danke, Pearl!", murmele ich und sehe sie dankebar an. "Kein Problem. Aber wir sollten vielleicht wieder rein gehen. Ich kann dir ein paar Sachen meiner kleinen Schwester geben. Die ist auch ungefähr so alt wie du.", aufmuntert sieht sie mich an und steht wieder vom Waldboden auf.

Sie reicht mir die Hand und ich ergreife sie. Wieder auf meinen Beinen wische ich mir nochmal mit dem Taschentuch über meine Wangen. Langsam gehen wir wieder zurück den Weg entlang bis zu ihrer Halle.
Pearl öffnet die große Tür und wir treten ein. Erst jetzt bemerke ich, dass meine Haar pitschnass sind. Die Regentropfen fallen runter, auf meine ebenfalls nassen Kleider.

Das dunkelrote Shirt ist jetzt noch dunkler als ohnehin schon und langsam spüre ich wie mir kalt wird. "Komm wir müssen deine Haare trocknen und deine Kleider wechseln, sonst wirst du noch krank.", sie legt ihre Hand auf meinen Rücken und führt mich auf eine andere Tür zu, schief gegenüber der Tür zum Raum, der einem Wohnzimmer, Küche und Esszimmer ähnelt.

"Geh schon mal rein! Ich hol' noch ein paar Sachen.", und schon ist Pearl durch die große Tür wieder verschwunden.
Ich drücke die Tür auf und sie schwingt leise quietschend auf. Zum Vorschein kommt ein kleines Badezimmer. Auch wenn es sehr klein ist und schon lange kein Putzmittel und Putzlappen mehr gesehen hat, gibt es eine Dusche, ein Klo und ein Waschbecken. Ich schließe hinter mir die Tür und trete auf das Waschbecken zu, über dem ein großer Spiegel hängt.

Ich seufze einmal und versuche mit der Hand den Spiegel wenigstens etwas von den Flecken und dem Staub zu befreien. Viel hilft es nicht aber wenigstens ein bisschen. Ein ziemlich müde aussehendes Mädchen starrt mir entgegen. Ihre Augen sind ziemlich gerötet, so als hätte sie gekifft und ihre normalerweise hellbraunen Haare haben sich zu einem nassen, braunen Haarklumpen verwüstet.

Die Tür öffnet sich und Pearl tritt herein. In ihren Armen trägt sie viele Dinge und ich sehe sie erstaunt an. "Tut mir leid, dass hier alles so verschmutzt aussieht, aber keiner von uns hat ein Putzfimmel und juckt es, wenn es hier schon lange nicht mehr wirklich sauber aussieht." "Kein Problem.", erwidere ich nur. "Willst du dich einmal abduschen?", fragt sie mich.

Sie wirft einen Blick auf die Dusche und verzieht angeekelt das Gesicht. "Ach weißt du? ich kann dir auch helfen, dann waschen wir nur einmal deine Haar im Waschbecken. Das sieht wenigstens sauberer aus, als diese Dusche." "Ehm ja wäre gut.", gebe ich ihr Recht und muss etwas grinsen.

"Ich habe hier ein Shampoo, zwei saubere Tücher, ein Föhn, der hoffentlich noch geht und noch frische Klamotten von meiner Schwester.", zeigt Pearl mir und legt die sauberen Kleidungsstücke über den Handtuchhalter neben dem Waschbecken. Den Föhn und das Shampoo legt sie auf den Boden und klemmt sich die beiden Handtücher zwischen ihre Beine.

"Wollen wir anfangen?", fragt Pearl und klatscht einmal enthusiastisch in ihre Hände.

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858 Wörter
Lied: Annalisa - Bye Bye
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Meinung zu Pearl?💘

Mr.Black & Ms.WhiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt