38.Kapitel

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"Da man mit einfachem Sprechen nichts aus dir herausbekommt, muss ich wohl zu anderen Mitteln greifen!" Ruan ist echt wütend, aber was soll ich ihm denn erzählen? Ich weiß doch selber nicht wirklich viel über Kai und Merokey. Ich sitze, noch immer gefesselt, auf dem Stuhl, aber jetzt mit dem Rücken zum Schreibtisch und mit dem Blick auf die Tür.

Wenn ich so überlege, weiß ich eigentlich überhaupt nichts konkretes über die beiden Idioten.
Seit ungefähr zwei Stunden versucht Ruan mich zum Reden zu bringen. Doch meiner Meinung nach, hat er dennoch einen langen Geduldsfaden.

"Ich habe dir doch schon gesagt, ich weiß wirklich nichts, was du nicht auch schon so weißt!", flehend sehe ich ihn an.
Er hebt seine Hand und lässt sie an meine Wange knallen. Tränen der Wut und der Verzweifelung schießen mir in die Augen und ich beiße mir fest in die Wange, so dass ich schon Blut schmecke. Der metallische Geschmack meines Blutes und der Schmerz an meiner Wange lenken mich etwas von meiner Verzweiflung ab. Meine Wange pocht und tut echt weh. Ich weiß nicht wie viele Ihrfeigen er mir mittlerweile schon verpasst hat, doch die Erst ist es bestimmt nicht.
Ich blinzle die Tränen erfolgreich weg und sehe ihn an.

Ich habe keine Ahnung, zu welchen Mitteln er jetzt sonst noch greifen wird, um mich zum sprechen zu bringen. Geschweige denn wie weit er überhaupt gehen wird.

"Du musst doch irgendwas wissen! Irgendwas, was ich noch nicht weiß!", verzweifelt rauft er seine Haare und sieht mich mit einem wütenden Blick an. "Jedenfalls ist jetzt schon sicher! Du wirst diesen Raum nicht verlassen, ehe ich eine wichtige und brauchbare Information von dir habe!"
Erschrocken sehe ich ihn an. Ohne noch etwas zu erwidern verschwindet er aus dem Raum und lässt mich, an den verdammten Stuhl gefesselt, zurück.

Kurz darauf schwingt die Tür wieder auf. "Ruan, bitte! Ich weiß nichts. Ich-", meine Stimme bricht ab, als ich den Blick vom Boden hebe und jemand ganz anderes in der geöffneten Tür stehen sehe. Nein, das ist nicht Ruan. Aber Ruan wäre mir sogar lieber als Joven.

Mit teuflischem Grinsen kommt Joven leicht schwankend herein und schließt die Tür. Sein Blick lässt mich erschaudern, während seine Augen glasig schimmern.
Er verriegelt die Tür sogar auch noch. Ich bin geliefert. Bei Joven bin ich mir fast zu 100% sicher, er wird nicht davor zurück schrecken mich irgendwie zum Sprechen zu bringen.

Grinsend kommt er einen Schritt näher und kniet sich vor mich hin. "Arme Mel.", er sieht mich fast schon mitleidig an. "Dass so eine hübsche Perle wie du, so tief schon drin ist, ist ja schon fast schade." Er runzelt die Stirn und sieht mir fest in die Augen. Er hebt seine Hand und fängt an mit einer meiner Haarsträhnen zu spielen, die sich aus meinem Dutt gelöst haben und mir nun lose ins Gesicht fallen. Ich erwidere seinen Blick und warte ängstlich darauf, was er als nächstes machen wird.

"Naja, jetzt ist es sowieso schon zu spät und wenn wir auf Ruan warten, damit er die Informationen aus dir heraus bekommt, dann halten wir dich noch mindestens einen Monat hier fest.", er erhebt sich und der Stimmungswechsel gerade eben verwirrt mich. Er hat ja schon fast schlimmere Stimmungsschwankungen als eine schwangere Frau oder eine pubertierte Teenagerin, die ihre Tage hat. Er blickt kurz auf mich hinab, ehe er mir den Rücken zu dreht.

Ich möchte ihn schon fragen, ob was los ist, als er sich plötzlich blitzschnell umdreht. In der einen Hand hält er ein ziemlich kleines Messer, das etwas wegen dem Licht schimmert. Woher hat er das denn jetzt her?! Ist das ein Obstmesser?! Das sieht nämlich sehr nach einem aus.

Seine Faust hat sich fest um den Griff des Messers geschlungen und er sieht mich eindringlich an. Joven kommt näher und im ersten Moment sieht er so aus, als würde er an mir vorbei gehen, doch dann bleibt er stehen, hebt seine Hand und lässt die scharfe Klinge auf mich niedersausen.

Erst als der stechende Schmerz durch meinen Körper schießt, realisieren ich was er eben getan hat. Joven hat mir das verdammte Messer in meinen Oberarm gestochen. Ein spitzer, schmerzvoller Schrei hallt durch das kleine Büro und die Tränen fangen an unaufhaltsam meine Wangen nach unten zu fließen.

Scheiße tut das weh! Ich glaube ich habe noch nie, einen so großen Schmerz gespürt, als der den ich gerade fühle. "Also Melodie? Hast du mir nicht doch was zu erzählen?", flüstert seine Stimme an meinem Ohr. Mein Herz pocht und mein Atem hat sich verschnellert. Ich spüre noch immer seinen Atem an meinem Ohr und am liebsten würde ich von ihm zurück weichen. Scheiß Fesseln!

Plötzlich spüre ich etwas weiches unter meinem Ohr und als im nächsten Moment wieder sein heißer Atem an mein Gesicht prallt, wird mir mit Schrecken bewusst was er gemacht hat. Joven hat mir einfach einen federleichten Kuss unterhalb meines Ohres gehaucht. Warum?! Warum, zum Teufel macht er sowas? Zuerst rammt er mir ein Messer in den Arm und kurz darauf küsst er mich?

Er ist mir gerade so nah und das Messer in meinem Arm tut höllisch weh. Aber der Schmerz lenkt mich wenigstens von meinen verwirrten Gedanken ab.

Jedoch fürchte ich, wenn er das Messer herauszieht, dass ich dann noch mehr Blut verliere. Außerdem hoffe ich, dass er keine Arterie getroffen hat, sonst werde ich nämlich in den nächsten 3 Minuten hier abkratzen. Wenigstens etwas, was ich in der letzten Prüfung in Bio im Kopf behalten habe.
Dann war's das mit dem treuen Ritter auf dem weißen Pferd.

"JOVEN!", jemand klopft, okay nein hämmert an die Tür. "Fass' sie nicht an! Wir wollen nur Informationen von ihr, wir wollen sie nicht umbringen!"
"Pah!", er schüttelt verzweiflt lachend den Kopf, ehe er wütend weiter durch die Tür mit Ruan streitet. "Wenn ich hier nichts mache, dann kommen wir keinen Millimeter voran! Du, Ruan, wirst ja schon fast zum Milchzäpfchen, manchmal muss man Sachen riskieren um an den Sieg zu kommen!"

Das warme Blut benetzt mittlerweile meinen ganzen Arm und auch mein T-Shirt hat sich noch dunkler verfärbt. "Joven! Beruhige dich! Mach' es nicht noch schlimmer und lass' die Kleine in Ruhe!", ertönt eine andere Stimme jetzt.

Die Tür knarzt laut, gewährt jedoch den beiden Jungs auf der anderen Seite keinen Zutritt. Meine Hände sind zu Fäusten geballt und die Augen habe ich fest zugeknifften. Noch immer kullern mir Tränen über die Wangen und der Schmerz in meinem Arm nimmt immer mehr zu.

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1082 Wörter
Lied: Meduza - Piece Of Your Heart

Mr.Black & Ms.WhiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt