31.Kapitel

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Einige Schüler, die ebenfalls an ihren Schließfächern stehen, drehen sich verwundert und zu uns um. Neugierig verrenken sie sich ihre Hälse, um auch ja nichts zu verpassen. Im Stillen verfluche ich sie alle, endlich zu verschwinden und sich um ihr eigenes Leben zu kümmern. Denn ich weiß, spätestens morgen wird die Gerüchteküche schon wieder brodeln.

Jack greift plötzlich nach meinem Handgelenk. "Lass los!", ich beiße meine Zähnen wütend zusammen und sehe ihn mit zusammengekniffenen Augen an.
Ich versuche mich aus seinem Griff zu lösen. Erfolglos. Er greift auch nach meinem zweiten Handgelenk, ich habe nicht mal die Chance dazu auszuweichen. Wie eine Würgeschlange drückt er noch fester zu.

So wie er mich festhält, erinnert mich das Ganze sehr an Ruan, Joven und Djemil und dem Abend im Diamond. Er zieht mich zu sich und ich stolpere von dem plötzlichen Ruck gegen seinen Oberkörper. Der Duft seines Parfums weht mir entgegen und weckt somit alte Erinnerungen in mir auf. Dieses Parfum werde ich nur noch mit schlechten Erinnerungen verbinden.

Sein warmer Atem streift mein Ohr und seine Lippen schweben kurz davor. "Weißt du kleine Mel? Ich habe von zwei meiner alten Freunde gehört. Bestimmt kennst du sie. Ruan und Joven? Das sagt dir doch was, nicht? Jedenfalls, haben sie mir gesagt, ich soll dir sagen, dass du in Zukunft aufpassen sollst, denn sie haben, so wie es klang, noch eine Rechnung mit dir offen...", ich habe das Gefühl, er möchte noch etwas sagen, wird aber von einer lauten Stimme unterbrochen.

"Sorrentino! Lass sie los!" Wie paralysiert bleibe ich stehen und blicke geradeaus auf irgendeinen Punkt. Mit wütender Miene bleibt Merokey bei uns stehen. Energisch reißt er Jacks Hände von meinen Handgelenken los und stößt ihn fest nach hinten, sodass dieser überrascht ein paar Schritte zurück stolpert und krachend gegen die Schließfächer knallt.
Der überraschte Ausdruck verschwindet aber schnell wieder und macht einem fiesen Grinsen Platz.

"Ach! Der Ritter auf dem weißen Pferd kommt auch zu unserem kleinen Treffen!", Jack zieht seine Augenbrauen grinsend nach oben und beobachtet mich mit stechendem Blick. Prompt fällt mir das Gespräch von Jamina und mir ein. Vor diesem ganzen Dilemma, hat sie auch gesagt, dass Jack mich nicht verdient hätte und, dass mein treuer Ritter auf dem weißen Pferd noch irgendwo auf mich wartet.

Jack hat sich angespannt und doch grinst er noch immer hinterhältig vor sich hin. Ich erkenne ihn gar nicht mehr wieder. Von dem liebenswerten und netten Jungen, in den ich mich verliebt habe, ist nichts mehr zu sehen.

Schluckend trete ich noch einen kleines Stück nach hinten und verstecke mich etwas hinter Merokey.

"Eigentlich geht dich das aber nichts an, aber da ich jetzt sowieso mit unserer lieben Mel nicht mehr alleine reden kann, spielt das ja jetzt keine all' zu große Rolle mehr.", er macht eine dramatische Pause, tritt näher an Merokey heran und flüstert ihm was ins Ohr.

Zuerst glaube ich, er sagt ihm genau das Gleiche wie mir vorhin, von Joven und Ruan, aber so scheint es nicht zu sein. Ich schnappe ein paar Wortschnippsel auf wie zum Beispiel meinen Namen, Joven und Ruan, Gefahr und Rache. Mehr kann ich leider, aber auch nicht verstehen.

Im nächsten Moment, hat Jack geendet und möchte sich schon abwenden und wieder verschwinden, doch da hat er nicht mit dem gerechnet was jetzt kommt.
Merokey springt regelrecht auf ihn zu und wirft ihn zu Boden, wie ein Tiger, der sich sein weglaufendes Zebra schnappen will.
Die Beiden kugeln ein paar Meter auf dem Boder weiter, ehe die Beiden auf der Stelle bleiben. Merokey sitzt auf ihm und schlägt ihm ins Gesicht.
Jack hat die Situation auch mal realisiert und windet sich unter Merokey hervor und schlägt zurück.

Mit wild klopfendem Herzen, laufe ich die paar Meter auf sie zu. "Nein! Stopp! Merokey! Jack! Hört sofort auf!"
Die beiden ignorieren mich einfach. Ohne zu zögern, stelle ich mich zwischen die beiden. Naja, vielleicht hätte ich das nicht machen sollen. Im nächsten Moment werde ich am Arm zurück gerissen und mache laut krachend mit den Spinden Bekanntschaft.

Unglücklicherweise bin ich mit dem Kopf in einen Spind gerannt. Mein Schädel brummt fürchterlich und schwarze Sterne tanzen mir vor den Augen. Stöhnend lasse ich mich auf den Boden rutschen. "Melodie!", die Stimme die nach mir ruft höre ich nur noch sehr verzerrt und leise.

"Du dreckiges Arschloch!", die Kampfgeräusche von Merokey und Jack haben aufgehört, stattdessen höre ich viele Stimmen, die auf einmal lauter werden. Jemand kommt schlitternd neben mir an und nimmt meinen Kopf in beide Hände. Das Gesicht kann ich aber nicht erkennen. Ist das Jamina? Pearl?

"Heyy! Melodie hörst du mich?", eindringlich spricht die Stimme auf mich ein. Ich versuche mich zu konzentrieren, doch das verstärkt das schmerzhafte Pochen meines Kopfes nur noch mehr. Unverständlich nuschele ich etwas vor mich hin, das ich nicht mal selbst verstehen kann.

Noch eine Person bückt sich neben mich und dann werde ich auch schon aufgehoben. Ich schließe die Augen kurz, öffne sie dann aber wieder, als ich auf etwas Weichem abgelegt werde. "Alles wird gut, Schätzchen. Du wirst zwar einen guten blauen Fleck haben, aber ansonst wird alles wieder gut sein."

Mein Blick halte ich einfach nach oben auf die Decke gerichtet und versuche das unangenehme Pochen so gut wie möglich zu ignorieren. Die schwarzen Sterne sind Gott sei dank auch weg. Gut, dass ich nicht vollständig das Bewusstsein verloren habe.

Nach guten 15 Minuten spüre ich das Pochen fast nicht mehr. Langsam richte ich mich auf. Ich bin alleine in dem kleinen weißen Zimmer, das ich als unser Schulkrankenzimmer erkennen kann.
Okay, bin doch nicht ganz so alleine im Zimmer, wie ich gedacht habe. Mein Blick richtet sich auf den Stuhl neben mir, auf dem eine Person sitzt, mit dem Blick nach unten gerichtet. Nein, das ist bestimmt nicht unsere Krankenschwester Marlene.

"Was machst du denn hier?!", entfährt es mir ungläubig. Der Kopf der Person hebt sich und noch einmal weiten sich ungläubig meine Augen.

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986 Wörter
Lied: Mahmood - Soldi

Mr.Black & Ms.WhiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt