22.Kapitel

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Dumpfe Schritte sind zu hören und lassen mich müde murrend auf die andere Seite drehen. Dann entfernen sie sich wieder und es ist wieder ruhig.
Endlich.
Ich stoße genervt die Luft aus, als kurze Zeit später wieder Schritte zu hören sind. Diesmal jedoch viel lauter. Meine Augenlider fühlen sich an, als würden tonnenschwere Säcke dran hängen.

Ich kuschele mich wieder in die dünne Decke und entspanne mich. Die Schritte auf dem Gang versuche ich so gut es geht zu ignorieren.

Nach ein paar Minuten in denen ich es nicht schaffe wieder einzuschlafen, raffe ich mich dann doch zusammen und öffne träge meine Augen.
Ich liege auf einem mittelgroßen braunen Bett. Gegenüber von mir ist eine Tür, daneben ein kleines leeres Regal. Links vom Regal an der Wand steht noch ein brauner Schreibtisch und es gibt ein winziges Fenster mit Gitterstäben.
Das Zimmer sieht aus wie eine Gefängniszelle.

Im ersten Moment habe ich überhaupt keine Ahnung wo ich bin. Geschweige denn wie ich überhaupt hier her gekommen bin.
Erst langsam sickert die Erkenntnis in mein noch müdes Gehirn und ich reibe mir den Schlaf aus den Augen.
Laut gähne ich und schmutze. Was soll ich jetzt machen? Hier bleiben und warten, dass Kai oder sonst jemand nach mir sehen kommt? Oder aus den Zimmer schleichen und meine Umgebung erkunden?

Das Erste klingt zu langweilig, weshalb ich meine Beine aus dem Bett schwinge und aufstehe. Ich strecke mich und merke erst jetzt, dass ich gar nicht mehr meine eigenen Kleider an habe.
Stattdessen trage ich eine schwarze Jogginghose und ein dunkelrotes T-Shirt. Das Oberteil ist jedoch so lang, dass es mir bis zur Mitte meiner Oberschenkel reicht. Ich ziehe den Saum des T-Shirt nach oben und linse hinein. Meine Unterwäsche habe ich wenigstens noch an.

Meine anderen Kleider die ich mir zu Hause angezogen habe, liegen über dem alten Stuhl beim Schreibtisch. Seufzend ziehe ich die Jogginghose aus und wechsele diese gegen meine zerrissene, schwarze Strumpfhose.
Die mag ich wesentlich lieber als irgendeine fremde Jogginghose, die mir nebenbei auch noch zu groß ist.
Das T-Shirt lasse ich trotzdem an. Ich ziehe noch meine hellrosanen Turnschuhe wieder an und gehe zur Tür.

Meine Hand legt sich um den kühlen Türgriff und ein leises Quietschen ist zu hören, als sie aufschwingt. Der Gang ist leer. Der graue Boden ist voll von dreckigen Fußabdrücken und die Wände die bestimmt einmal weiß aussahen, sehen ziemlich vergilbt aus. An einigen Stellen blättert die Farbe auch schon ab.

Ich schließe die Tür hinter mir und schleiche den Gang entlang. Es befinden sich viele Türen hier und jede ist auch verschlossen.

Der Gang scheint mir endlos zu sein, doch dann kommt eine Tür, die mein Herz vor Aufregung schneller schlagen lässt.
Sie ist viel breiter und höher, als all die anderen Türen, bei denen ich bis jetzt vorbei gekommen bin.
Vorsichtig öffne ich die Tür und linse durch den Spalt.
Viel kann ich eigentlich nicht erkennen, aber ich höre Musik und ein paar Stimmen.

"Da bist du ja!", ruft eine Stimme hinter mir durch den Gang. Erschrocken springe ich einen Schritt nach hinten und die schwere Tür fällt wieder laut krachend ins Schloss.
Ich fahre herum und sehe Kai, den Gang entlang auf mich zulaufen.
"Ich war bei dir im Zimmer, um nach dir zu sehen, aber du warst nicht da.", erklärt er mir und sieht mich entschuldigend an. "Sorry! Wollte dich nicht so erschrecken."

"Ist schon gut.", murmele ich. "Ich hatte keine Lust im Zimmer zu warten, das einem Gefängnis gleicht. Wollte mal sehen, was es hier so gibt. Aber außer den dreckigen Wänden und Böden und diesen vielen Türen habe ich bis jetzt nichts interessanteres gefunden!", gebe ich leicht lächelnd von mir und zucke mit meinen Schultern.

Als ich aufblicke, sehe ich wie sein Blick irritiert und mit zusammengekniffenen Augen meinen Körper mustert. Ehe ich fragen kann was los sei, gibt er etwas von sich was mich etwas wundert.
"Wem gehört dieses T-Shirt und wo sind der Rest deiner Klamotten?", fragt er und wartet mit immer noch zusammengekniffenen Augen auf meine Antwort.

"Ehmmm, Kai? Das ist eine wirklich gute Frage! Ich habe vorhin auch noch eine Jogginghose getragen, aber die war mir zu groß.", erkläre ich ihm und runzle meine Stirn über sein merkwürdiges Verhalten. Ich sehe nach unten, weil ich nicht weiter Kais verärgertem Blick begegnen will.
Als Kai nichts weiteres erwidert, wage ich doch einen Blick nach oben.

Mit verärgertem Blick hat er seinen Kopf in den Nacken gelegt und starrt auf die vergilbte Decke. "Kai?", frage ich vorsichtig.
Sein Blick schießt zu mir und er atmet einmal tief ein und aus, bevor er mir eine Antwort gibt.

"Alles gut! Komm, wir gehen zu den anderen. Danach solltest du uns endlich erzählen, warum du gestern auch im Diamond warst!"

"Ehmm...Zufall?", gebe ich verlegen von mir. Kai hält einen Moment inne, dreht sich kurz zu mir um und zieht eine Augenbraue nach oben. "Ja sicher!"
Na super! Jetzt muss ich denen auch noch beichten, dass ich sie gelauscht habe.

Puhhh, das kann was werden.

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822 Wörter
Lied: One Little Plane - She Was Out In The Water

Mr.Black & Ms.WhiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt