Liams Sicht
Sie standen jetzt schon eine Weile so an der Wand, er hielt ihre Hände über ihrem Kopf fest, während er ihr durchs Haar strich. Er spürte ihre Wärme und ihre Anspannung.
Mit so etwas hatte er nicht gerechnet. Sie hatte zum Schluss hin nicht mehr wütend geklungen, sondern traurig. Was ging in ihrem Kopf vor? Alles was er sehen konnte, war, dass sie ihm nicht glaubte und er konnte nichts sagen, da sie es für sich herausfinden musste. Je mehr er ihr versuchte einzureden, je mehr würde sie sich zurückziehen.
"Lass mich los, Liam", verlangte sie schließlich.
Kim hatte zum ersten Mal seinen Namen gesagt. Überrascht gab er ihre Hände frei und wich zurück.
Sie strich sich einmal mit beiden Händen durch die Haare und atmete tief durch. Und wieder kam die Mona Lisa zum Vorschein. Der verletzte Ausdruck wich dem Pokerface. Er konnte nichts mehr erkennen.
Seufzend setzte er sich auf das Bett und sah aus dem Augenwinkel, dass sie ihn anstarrte. Doch als er wieder aufsah, schaute sie bereits weg. Langsam nahm sie den Teller an sich und machte es sich auf dem Sessel bequem. Die hübschen Beine schwang sie über die Lehne und dann begann sie zu essen. Er sah ihr dabei zu, wie sie relativ lustlos die Nudeln aufspießte.
Eine ganze Weile ging das so weiter und sie sah ihn nicht mal an.
Wie konnte er diese Situation drehen? Er hatte erwartet, dass die Phase kommen würde, wo sie ihn ignorierte, aber doch nicht schon heute.
"Warum jetzt?"
Er zuckte zusammen, als sie plötzlich sprach. Damit hatte er nicht mehr gerechnet.
Liam beugte sich vor, die Arme auf den Knien. Sie wusste, dass der Tag nicht zufällig gewählt war und er musste lächeln, als er daran dachte.
"Sag schon. Warum musste es unbedingt heute sein? Was ist so besonders?"
"Unser Jahrestag", antwortete er.
Sie verschluckte sich fast, als er unser sagte, aber das hatte er mit voller Absicht getan und für ihn war es längst Realität.
"Wie bitte?"
"Heute vor genau einem Jahr habe ich dich gefunden. An diesem Tag hat sich mein Leben verändert und ich wollte dem Datum noch mehr Gewicht verleihen, indem ich dich auch da zu mir hole."
"Was war vor einen Jahr? Ich erinnere mich nicht." Sie ließ sich nicht anmerken, ob sie die Tatsache schockte, dass er sie bereits seit einem Jahr stalkte. Mit den Briefen hatte er später angefangen, als das reine Beobachten ihn nicht mehr reichte.
Vor einem Jahr
Er hätte ihn früher feuern sollen. Zweite Chancen waren es nie wert, aber sein Stellvertreter Jensen hatte ihn eine Woche genervt, wie gut der Kollege sich doch bisher gemacht habe. Was passieren würde, wenn man alle nach einem Fehler gefeuert hätte. Niemand wäre dann da, wo er heute war. Liam gab schließlich nach, um endlich wieder ruhig schlafen zu können und Jensens Gesicht nicht jeden Tag länger als nötig sehen musste.
Das hatte er von seiner Gutmütigkeit. Ein wichtiger Kunde war abgesprungen, war stinksauer und hatte sogar mit einer Anzeige gedroht. Letzteres konnte Liam garantiert abwenden, aber wenn er in seinem Bekanntenkreis redete, konnte seine Firma einpacken.
Er sollte seinen Vertreter gleich mitfeuern. Egal wie lange sie sich kannten, dass könnte alles ruinieren.
Liam hatte das Firmengebäude erst einmal verlassen, um aus Wut nichts zu tun, was später noch schlimmere Folgen hätte.
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Deine Freiheit ist Mein
RandomEr war sein Leben lang kalt und berechnend gewesen. Es hatte ihn nie gekümmert, wie die Leute um ihn herum lebten oder dachten. Bis er eines Tages diese junge Frau fand. Sie war wild, entschlossen und die Antwort auf Fragen, die er vorher nicht einm...