Liams Sicht
Es war als hätte man ihm eine Adrenalin Spritze ins Herz gestoßen.
Er konnte nicht eine Minute still sitzen und stand immer wieder auf, lief durch die ganzen Zimmer im Untergeschoss. Unruhig, wie ein Tiger.
Aber die Vorstellung, dass Kimberly sich genauso verhielt, war ein wenig tröstlich.
Er hatte sich für den Anfang Zeitlimits gesetzt. Einmal morgens für Frühstück und einmal abends für eine warme Mahlzeit wollte er zu ihr gehen.
Je öfter sie allein war, desto schneller würde sie sich ihm öffnen. Ob sie wollte oder nicht, sie konnte nicht allein sein und ihr Zimmer war ein Gefängnis für sie. Liam war der Gefängniswärter, aber er war auch der einzige, mit dem sie reden konnte.
Aufs Stockholm Syndrom zu setzen war bei ihr riskant, aber jeder Mensch hatte seine Schwächen und Grenzen. So lange er sie nicht unterschätze und ihm daraufhin ein Messer aus dem Rücken ragte, brauchte er nur Zeit. Sehr sehr viel Zeit, aber die hatte er.
Er besaß den Rest seines Lebens.
Kimberly tat ihm ein wenig leid. Er wollte nicht, dass sie sich unwohl fühlte, leiden musste. Aber anders ging es nicht. Er brauchte sie hier, für sich allein. Solange sie da war, konnte er mit jeder Laune umgehen. Mit Hass, Wut, Ignoranz, Abneigung. Irgendwann würde es zerbrechen aus dem Mangel anderer Gesprächspartner heraus und sie würden sich eine neue Realität schaffen.
Kimberly war schon jetzt seine Realität, jetzt musste sie nur noch Liam in ihre Zukunft mit einbeziehen.
Es war erst drei Stunden her, dass er oben bei ihr gewesen war, aber am liebsten würde er jetzt sofort hochgehen und neben ihr im Bett liegen. Einfach nur ihre Wärme spüren. So wie er sie gespürt hatte, als er sie getragen hatte. Ihr Kopf hatte seelenruhig auf seiner Brust geruht. Klar war das nicht freiwillig gewesen, aber das Gefühl war dennoch überragend gewesen. So nah war er ihr noch nie gewesen. Und so glücklich hatte er sich noch nie gefühlt.
Um sich ablenken zu können, trainierte er. Liegestütze, Kniebeugen, Gewichte stemmen, den Boxsack verprügeln , auf dem Laufband seine glückliche Zukunft einfangen, dann fing er wieder von vorne an. Seine Hände taten schon weh, seine Arme und Beine schmerzten. Er spürte jede einzelne Muskelfaser. Erst als sein kompletter Körper in Schweiß gebadet war, hörte er auf.
Schwer atmend griff er sich ein Handtuch und eine Wasserflasche, die er komplett austrank, doch sein Durst wurde davon nicht gelöscht.
Es war jetzt erst 16 Uhr, er wollte frühstens in zwei Stunden zu ihr. Er durfte seinem Verlangen nicht nachgeben. Wenn er schon am ersten Tag seine Regeln brach, würde sie es einfacher haben, ihn zu manipulieren und darin war sie gut. Wenn sie merkte, wie sehr er ihr wirklich verfallen war, dann musste sie nur ihre ganze Redekunst einsetzen und er floss dahin. Doch er kannte ihre Tricks und er kannte sich. Seine Schwäche und wie sehr er ihr verfallen war. Sie war seine Schwäche, seine einzige Schwäche und das machte sie unglaublich gefährlich. Er durfte nie unachtsam sein.
Niemals.
Sonst würde sie ihm davonlaufen und dann konnte er sie vielleicht nie wieder einfangen.
Kimberly war alles wonach er je gesucht hatte. Kimberly war die Antwort auf alle Fragen, die er vorher nicht einmal gestellt hatte. Sie beide waren Seelenverwandte, darin war er sich absolut sicher. Jetzt musste er nur noch sie davon überzeugen, dass Liebe existierte.
Das würde eine schwere Arbeit werden.
Er nahm eine lange Dusche um noch mehr Zeit zu schinden und begann dann das Essen vorzubereiten.
DU LIEST GERADE
Deine Freiheit ist Mein
RandomEr war sein Leben lang kalt und berechnend gewesen. Es hatte ihn nie gekümmert, wie die Leute um ihn herum lebten oder dachten. Bis er eines Tages diese junge Frau fand. Sie war wild, entschlossen und die Antwort auf Fragen, die er vorher nicht einm...