Kapitel 1

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Erneut traf mich ein Faustschlag im Gesicht und die Schmerzen, die meinen Körper wellenartig durchfluteten waren kaum auszuhalten. Etwas warmes tropfte von meinem Kinn auf meine Hand und nach einem Blick darauf wusste ich auch um was es sich handelte. Blut. Mein eigenes Blut, welches mir über das Gesicht lieg und das erschreckende an dieser Tatsache war, dass es mich nicht einmal mehr überraschte. Es überraschte mich nicht mehr, dass es mein Dad war , der dort vor mir stand und zum wiederholten Mal zum Schlag ausholte. Dass er so einen hasserfüllten Gesichtsausdruck hatte, der eigentlich gar nicht zu den Lachfalten an seinen Augen passte, die noch aus den guten alten Zeiten stammten.

Aus den Zeiten in denen sie noch am Leben war. Damals war alles so schön. Mom, Dad und ich waren eine glückliche Familie. Aber dann wurde Mom krank und starb. Ich war sechs Jahre alt als es passierte und zu der Zeit war ich noch viel zu jung um richtig zu verstehen was vor sich ging und zu jung um richtig für sie da sein zu können. Meine Erinnerungen an sie verblassten von Tag zu Tag immer mehr und der Gedanke daran irgendwann alle zu vergessen schmerzte. Doch ich kann nichts dagegen machen. Der einzige der meine Erinnerungen aufrecht erhalten könnte, war Dad, aber er hatte schon vor langer Zeit aufgehört mir etwas von Mom zu erzählen. Warum hat er mir nie gesagt.

Stattdessen wurden der Alkoholgeruch und Gewalt zu seinen Standarts, die mir jeden Tag aufs neue zu schaffen machten. So oft kam Dad schon erst mitten in der Nacht nach Hause, hat mich wie auch diese Nacht durch seine Flüche geweckt und dann angefangen auf mich einzuprügeln. Ohne einen Grund. Obwohl,... für ihn gibt es vermutlich immer einen Grund. Hauptsache er könnte seinem Frust an irgendwem auslassen. Und dieser „Jemand" war nun mal ich.

Ich schaute auf und sah grade noch rechtzeitig um ausweichen zu können, wie mein Dad erneut zum Schlag ansetzte. „Warum?", fragte ich leise und mit tränenerstickter Stimme. „Sprich nicht mit mir!", lallte er ohne mich anzusehen und verpasste mir eine schallende Ohrfeige. Die Tatsache, dass er mich nicht einmal mehr anschaute, ich ihm anscheinend nicht genug wert war, um von ihm angesehen zu werden, tat weitaus mehr weh als alles andere. Mein eigener Dad schaute lieber auf den Boden als mir in die Augen zu sehen. Sowas ist hart.

Ein letztes Mal trat er mir mit aller Kraft in die Magengrube und nuschelte: „Geh! Sofort!"
Das ließ ich mir nicht zwei mal sagen und richtete mich unter schmerzen auf. Mir wurde schwarz vor Augen und es kostete mich viel Mühe die Treppenstufen hinauf in den ersten Stock zu stolpern.

Mit letzter Kraft schloss ich meine Zimmertür zu und ließ mich auf mein Bett fallen. Mein Wecker zeigte 2:34 am an , was bedeutete, dass ich heute mal wieder nur weniger als vier Stunden Schlaf bekommen werde. Zu wenig Schlaf ist etwas, woran ich mich aufgrund meiner Lebensumstände schon gewöhnt habe. Die Müdigkeit werde ich morgen oder wohl besser gesagt heute früh mit einer Menge Kaffee ausgleichen. Wann wird das alles endlich ein Ende haben? Waren meine letzten Gedanken bevor ich in einen unruhigen Schlaf fiel.

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Soooooo, das ist also mein erstes Kapitel...
P.s. In Zukunft werden sie länger ^^

Ruby Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt