Die kalte Klinge drückte an die weiche Haut meines Halses. Vor mir sah ich eine Person. Es war dunkel, so dunkel, dass ich sie nicht erkennen konnte. Doch dann, endlich, ließ er das Messer sinken. Ich erblickte die Augen meines Retters. Blau und so kalt wie Eis. „Lauf!", knurrte der Mann mit dem Messer. Und das tat ich. Ich lief los und immer weiter bis mir die Füße wehtaten, doch dann. Dunkelheit. Das war alles was mich noch umgab. Ich flog durch die Luft. Über Häuser und noch höher. Bis zu den Sternen. Ich sah einen vor mir, wollte ihn greifen, doch dann.... ich fiel und schrie auf dem Weg zurück zu Erde während ich angsterfüllt meine Augen aufriss.
Nach Luft ringend wachte ich auf und saß kerzengrade in meinem Bett. Ich bin doch eben noch gefallen?..Irritiert schaute ich mich um und erblickte mein Zimmer. Es war nur ein Traum! Grade als ich mich erleichtert zurück sinken lassen wollte, kam mir mein eigentliches Problem in den Sinn. Das Kokain. Der Wunsch, diese Männer wieder zu treffen war zwar nicht vorhanden, doch da war ein anderer Wunsch, der sich an die Oberfläche kämpfte. Der Wunsch, wieder zu fühlen wie das Adrenalin durch meine Adern rauscht und mich alle meine Sorgen vergessen lassen würde.
Im Nachhinein wurde mir klar, dass es genau dieser Wunsch war, der mich dazu bewegt hat aufzustehen, mir einen schwarzen Kapuzenpulli anzuziehen, den Rucksack zu nehmen und mich auf den Weg zu machen. Genau deshalb befand ich mich jetzt, um 3:25 Uhr nachts hier auf den verlassenen Straßen und war auf der Suche nach den Männern. Das es eine komplett dumme Idee gewesen ist , wurde mir genauso bewusst wie die Tatsache, dass ich mein Leben aufs Spiel setzte. Diese Männer haben mich das letzte mal nicht getötet, doch wer sagte, dass sie es dieses Mal auch nicht machen würden? Eigentlich sollte ich sofort umdrehen und nach Hause laufen, doch was erwartete mich dort? Mein Dad der mich schlug und für den ich eh nur eine Enttäuschung war. Ein paar der traurigen Erinnerungen, die mir von Mom noch geblieben waren. Mein Leben war schon lange nicht mehr lebenswert und ich hätte bestimmt schon längst aufgegeben, wenn da nicht noch Lydia, Jackson und... ja sogar auch Sky wären. Ich kenne Sky noch nicht lange, doch sie hat es in dieser kurzen Zeit geschafft sich in mein Herz zu schleichen. Und das machte mir genau so viel Angst, wie es mir Freude bereitete, denn jetzt war sie eine weitere Person in meinem Leben, die ich anlügen musste und der ich vorspielen musste, mein Leben sei perfekt. Trotzdem lief ich weiter und setzte mich dieser Gefahr aus.
Ich irrte hier jetzt bestimmt schon eine Stunde rum und langsam fragte ich mich, ob ich sie überhaupt finden konnte. Ein Knacken genau hinter mir ließ mich zusammenfahren. Sofort drehte ich mich um, nur um gegen jemanden zu knallen. Anscheinend hatte ich etwas zu viel Schwung, denn ich verlor das Gleichgewicht und um nicht umzufallen hielt ich mich an dieser Person vor mir fest. Nur leider schien sie nicht damit gerechnet zu haben und so riss ich uns beide zu Boden.
Durch den Fall war die Kapuze von der Person verrutscht und ich konnte auch trotz der Dunkelheit erkennen, mit wem ich es hier zu tun hatte. „C-Carter?" frage ich ungläubig. Dieser stieß nur ein „Fuck" aus und zog sich die Kapuze wieder zurecht. Doch es war zu spät. Ich hatte ihn erkannt. Nur was machte er um diese Uhrzeit noch hier draußen? „Was machst du hier?" fragte ich ihn deshalb. Carter sagte nichts sondern schaute mich einfach nur mit seinen eisblauen Augen kalt an. Moment... eisblaue Augen? Diese Augen kannte ich doch. Ich habe sie heute schon ein paar mal gesehen. Auf der Party und... bei den Männern. Er war einer von ihnen? Das ergab gar keinen Sinn und doch erschien es eigentlich ganz logisch. Denn das erklärte auch warum Carter genau jetzt noch hier draußen rumlief. „Du..." weiter kam ich nicht, denn ich hörte ein Geräusch. Es kam zwar von weiter weg, doch es näherte sich uns.
Carters Blick verdunkelte sich kurz bevor er aufsprang, mich am Arm packte und auf die Beine zog. „Verdammt!" sagte er und fügte dem noch ein „geh!" hinzu. „Was?" Sein Verhalten verwirrte mich. Ich wollte ja eigentlich zu ihm und jetzt mochte er dass ich gehe? Sein Griff verstärkte sich und er begann zu laufen, wobei er mich mit sich zog. Und zwar genau in die entgegengesetzte Richtung, als die, aus der die Stimmen kamen. Langsam taute ich aus meiner Starre auf und setzte mich ebenfalls in Bewegung. „Sie dürfen dich nicht sehen!" knurrte er und bog um eine Ecke. Mittlerweile hatte ich die Orientierung verloren und ich wusste nicht mal mehr in welchem Stadtteil wir uns befanden. Ab diesem Moment war voll und ganz auf ihn angewiesen.
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Ruby
Romance*Textausschnitt* Er trat näher an mich heran, und ich konnte seinen heißen Atem auf meiner Wange spüren. seine Fingerspitzen strichen sanft über die Konturen meiner Wangenknochen und seine andere Hand platzierte er auf meiner Taille. Völlig bewegung...