Kapitel 12

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Etwas beschämt lief ich durch den Personaleingang des Diners und Jacksons Augen weiteten sich, als er mir vom Tresen aus zuwinkte. Ich ging auf ihn zu und ohne ein Hallo legte er auch schon los: „ Hast du etwa aus Versehen deine Kleidung mit der von einer dieser Plastik-Barbies verwechselt? Ich weiß ja nicht bei wem du damit landen willst, aber dir ist bewusst dass ich schwul bin?"
Ja.... ja das war mir nur zu sehr bewusst. Gleich an meinem ersten Tag hier habe ich mich in Jackson verknallt. In ihn, mit seinen zerzausten, welligen, blond-braunen Haaren und den runden, babyblauen Augen. Sein Aussehen glich dem eines Engels. Er war ein Prachtstück. Doch nachdem er sich dann als schwul geoutet hat, wurde er zu einer Art besten Freund und meine Gefühle für ihn verflüchtigten sich genauso schnell wie sie gekommen waren.

" Ist ja gut. Meine Uniform war dreckig und das hier ist das einzige was ich noch hab." Erklärte ich dem blonden Schönling den Sachverstand.
"Na wenn das so ist,... hier könntest du bitte Tisch 6 bedienen? An Tisch 2 habe ich einen echt heißen Typen gesichtet." Ich nickte und er bedankte sich mit einem "du bist ein Schatz mein Schnuckiputzi"
Schmunzelnd nahm ich den Block mit den vorherigen Bestellungen entgegen und setzte mich in Bewegung. Doch jetzt erst fiel mir auf wer an Tisch 6 überhaupt saß und ich wäre am liebsten sofort wieder weggerannt. Es waren Stammgäste des Diners von denen ich mir sicher war, dass sie es mit einer Bar verwechselten. Um genauer zu sein drei ältere Männer von denen einer schon im Halbschlaf auf dem Tisch hing. Ein anderer ließ seinen ekelerregenden Blick über meinen Körper wandern. Ich war es bereits gewöhnt von oben bis unten gemustert zu werden aber bei einem Typ, der bestimmt nicht jünger als 53 war überraschte es mich jedes Mal aufs neue, wie verdorben die Menschheit doch war. Trotzdem bemühte ich mich ein freundliches Gesicht aufzusetzen. „Was darf ich ihnen bringen?" der Mann schien zu überlegen und als er sprach konnte ich seine abartige Alkoholfahne riechen. „Noch eine Flasche Wiskey, mein Schätzchen." Wiskey, abartiges Zeug... Ich nickte und wollte mich grade zum gehen abwenden, da zwinkerte mir der Typ „verführerisch" zu. Oder so sollte es wohl eher aussehen, doch in Wirklichkeit machte es den Anschein als hätte er was im Auge. Angeekelt machte ich mich auf den Weg die anderen Gäste zu bedienen. Diese Typen... waren echt das letzte. Sie wurden auch nur noch nicht aus dem Diner geworfen weil sie bereits Stammkunden wurden und eine ganze Menge Geld einbrachten.

Nach der Schicht hatte ich es eilig nach Hause zu kommen. Ich musste länger arbeiten als sonst und Dad würde bald da sein. Wenn ich nicht vor ihm ankomme brauche ich heute eigentlich gar nicht mehr nach Hause gehen. Es würde auf jeden Fall sehr unschön werden. Also griff ich nach meiner Tasche und fing an zu laufen. Zügig, wie sonst auch, um nicht unnötig Zeit zu verschwänden. Jetzt grade ärgerte ich mich über mich selbst, meine Jacke vergessen zu haben. Es war bereits stockdunkel und in der zu kurzen Arbeitskleidung kam ich mir unwohl vor. Zudem bog ich grade in einen eher düsteren Stadtteil. Das führte dazu, dass ich mich noch mehr beeilte doch auf einmal versperrte mir eine große Person den Weg. Grade rechtzeitig blieb ich stehen um diesen Menschen nicht direkt umzulaufen. Ich blickte auf in die grünen Augen meines muskulösen Gegenübers. „Ben?",fragte ich. „Ein so schönes Mädchen wie du es bist sollte um diese Uhrzeit hier nicht alleine rumlaufen. Schon gar nicht in solcher Kleidung." Er musterte mich und leckte sich dabei leicht über die Lippen. Mit seiner Hand strich er eine lose Strähne hinter mein Ohr. Eingeschüchtert machte ich gleich mehrere Schritte rückwärts, nur um gegen jemanden zu stoßen. „Lass das man, du machst ihr angst." Das, war die Stimme von Jensen. „Ach komm schon, lass mir meinen Spaß" jammerte Ben beleidigt. Mit der vorgeschoben Unterlippe und dem bittenden Ausdruck in den Augen veränderte sich seine Ausstrahlung und er sah aus wie ein kleines Kind, dem man sein Lieblingseis weggenommen hat. Zugegebenermaßen wie ein ziemlich gut aussehendes kleines Kind. „Alter. Such dir endlich ne Freundin und gut ist". Diese tiefere, raue Stimme wiederum gehörte unverkennlich zu niemand geringeren als Carter Black. "W-was wollt ihr hier?", fragte ich mit einem kleinlauten Unterton. "Wir..." Carter deutete auf sich und die beiden Jungs "...haben dich gesucht."
Ich runzelte meine Stirn."Wieso?"
"Weil du etwas hast was von uns von Bedeutung ist.", erläuterte Jensen welcher mich durch seine braunen Augen finster anblickte. "Ich verstehe nicht. I-ich hab doch gar nichts mehr von e-euch." Ich war sichtlich eingeschüchtert. Wieso auch nicht? Ich war allein. Im Dunkeln, in einer heruntergekommenen Gegend umkreist von drei Typen die alle mindestens einen Kopf größer waren als ich. "Wir reden auch nicht von einem Gegenstand... was wir von dir wollen ist lediglich... hm.. sagen wir ein kleiner Gefallen."

Ruby Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt