Kapitel 16

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Ruby's Pov

Verwirrt blickte auch an die weiße, mir unbekannte Decke. Das grelle Licht der Sonne hatte mich geweckt und jetzt grade wunderte ich mich wo ich bin. Mir war warm und ich wollte die Bettdecke wegschieben doch etwas hielt meine Hand fest, oder wohl eher jemand. Ich drehte meinen Kopf nach rechts und erblickte eine schlafende Version von Carter, der immer noch meine Hand mit seiner festhielt. Seine nun weichen Gesichtszüge ließen ihn so friedlich aussehen und es war eine schöne Abwechslung zu seinem sonst so kalten Gesichtsausdruck. Jetzt erinnerte ich mich auch wo ich war, und was passiert ist. Darauf bedacht Carter nicht zu wecken löste ich meine Hand von der seinen und tapste zu meinen Schuhen die ich mit in den Flur nahm. Ein Blick auf die Uhr verriet mir dass es noch viel zu früh war um Sky zu wecken, und überhaupt hätte ich wenig Lust ihr zu erklären was gestern los war. Naja, um ehrlich zu sein hatte ich keine Lust mir eine neue Lüge auszudenken.
In der Küche schrieb ich auf einen Zettel:
"Danke dass ihr euch um mich gekümmert habt, aber ich muss dringend wieder nach Hause! -Ruby"
Und legte ihn gut sichtbar auf den Tisch. Mein Plan bestand daraus mich nach Hause zu schleichen und in mein Zimmer zu kommen ohne dass Dad mich bemerkte. Hier könnte ich ohnehin nicht lange bleiben ohne dass weitere Fragen gestellt werden und sonst hatte ich keine andere Option.

Zuhause angekommen schloss ich die zitternd die Tür hinter mir und schlich mich die Treppe nach oben in mein Zimmer. Normalerweise kommt Dad nie zu mir in den 2. Stock wenn er nicht grade etwas von mir will. Und da er nicht mitbekommen hat dass ich hier bin sollte ich erstmal meine Ruhe haben. Ich ging zu meinem Kleiderschrank und holte neue Klamotten heraus die ich mit ins Bad nahm. Eine heiße Dusche war jetzt genau das Richtige. Mit Schmerzen beim Bewegen meiner Arme zog ich mir den Pullover über den Kopf. Seinen Pullover... Ich werde ihn Carter zurück geben sobald ich die Chance dazu bekomme! Als ich auch den Rest meiner Kleidung auszog entgingen mir nicht die vielen neuen blauen Flecken und Wunden die sich über meinen ganzen Körper verteilten. Wann hört dass alles nur auf? Vorsichtig stieg ich in die Duschkabine und ließ das Wasser auf mich nieder prasseln. Hört es überhaupt irgendwann auf? Ich atmete tief durch. Es muss irgendwann aufhören! Viel länger würde ich all dem Leid und dem Schmerz einfach nicht standhalten können.

Nach dem Duschen beschloss ich mich auszuruhen und Filme zu schauen. Aufgrund der vielen Verletzungen die unter anderem auch im Gesicht viel zu gut sichtbar waren, nahm ich mir den Rest der Woche schulfrei. Mittlerweile bin ich ziemlich geübt darin Entschuldigungen zu fälschen und nicht in die Schule gehen zu müssen wäre vielleicht mal eine tolle Auszeit. Von Dads Sekretärin wusste ich inzwischen auch dass er für etwas längere Zeit auf Geschäftsreise war.
Alles in allem war das die entspannteste Woche seit langem.

Heute war Montag, und ich musste wieder zur Schule. So unmotiviert machte ich mich fertig, legte ein bisschen makeup auf damit man den leicht bläulichen Schimmer auf meiner Wange nicht sieht und bin zur Schule gefahren. Doch heute war ich zur Abwechslung mal zu früh. Die Gänge waren großteils noch leer. Ich begab mich zu meinem Spind um noch ein paar Bücher einzupacken, doch soweit kam ich gar nicht. Eine Hand packte mich grob und zerrte mich in eine dunkle Abstellkammer. Panisch versuchte ich zu schreien doch in dem Moment machte mein Gegenüber das Licht an und ich erkannte wer mir den Schreck meines Lebens eingejagt hat. "Sorry Kleine, ich wollte dich nicht schon wieder erschrecken, aber ich habe mir Sorgen gemacht." Dass ich nicht lache, er macht sich so große Sorgen dass er mich mit einem Herzinfarkt umbringen will. Kalt blickte ich dem Blauäugigem entgegen. "Was willst du Carter?"fragte ich emotionslos. Distanz... Ich muss Distanz zwischen uns schaffen! Er wusste bereits zu viel. Es war alles viel einfacher als er noch nicht wusste wer ich bin. "Sky meinte du gehst auf auch auf meine Schule, aber du warst letzte Woche nicht hier. Ich dachte... dir wäre noch etwas passiert.", sagte er. "Ich war krank." Log ich "kein Grund zur Sorge." Carter sah nicht so überzeugt aus, doch fürs erste schien es zu reichen da er nicht weiter nachfragte. Ich wollte mich grade umdrehen und gehen, da brach er die Stelle mit einem Satz, der mich mehr als nur etwas aus dem Konzept brachte.
"Du hättest dich ja wenigstens melden können."

Ruby Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt