Kapitel 3

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„Gehst du auch auf die Party am Samstag?"

„Seit wann interessierst du dich für Partys?", fragte ich und schaute sie ungläubig an. „Nun ja... Ich bin eben immer für eine Überraschung gut." antwortete sie und grinste mich schelmisch an. „ Also?" drängelte Ly, da sie endlich eine Antwort haben wollte. Ich fragte mich wirklich seit wann sie sich für so einen Kram interessierte „Ähm", war das einzige was ich rausbrachte. Allein bei dem Gedanken daran, was mein Dad mit mir anstellen würde, wenn er erfährt dass ich auf einer Party war, zog sich mein Magen zusammen und der blaue Fleck an meiner Wange fing an zu pochen. Das letzte Mal, als ich auf einer Party war, ging nicht sonderlich gut für mich aus. Um genau zu sein endete es mit mehreren geprellten Rippen und einer angebrochenen Nase. Aber trotzdem reizte mich etwas an der Vorstellung, mir mal wieder ein wenig Spaß zu gönnen. Und die Tatsache, dass Lydia mich beinahe flehend mit ihren hellbraunen Augen anschaute, half mir nicht wirklich dabei eine Entscheidung zu treffen. „Ach komm schon. Das wird lustig!", bettelte sie und unter ihrem Blick blieb mir nichts anderes übrig, als zuzusagen. „Okay. Ich komme.", gab ich klein bei und machte mir jetzt schon Gedanken, wie ich unbemerkt dahin gehen könnte. Allzu schwer dürfte es nicht werden. Dad kam für gewöhnlich erst gegen halb eins in der Nacht nach Hause und dann war er auch schon so betrunken, dass er nicht mehr viel mitkriegen dürfte. Also müsste es reichen, wenn ich um Mitternacht zuhause bin.

Lydia stand auf und riss mich somit aus meinen Überlegungen. „So ich muss dann auch mal wieder los, ich hab jetzt Mathe. Du weißt, bei meiner Lehrerin sollte man besser pünktlich sein.",murrte sie während sie sich ihren stylischen schwarzen Mantel anzog. „Dann...bis morgen" verabschiedete ich mich von ihr und ging auch zum Unterricht.

Nach den letzten beiden Stunden machte ich mich sofort auf den Weg zu dem Diner   „Edwart's" in dem ich kellnerte. Da heute Dienstag war, und ich immer Dienstags, Donnerstags und Freitags arbeitete, musste ich wohl oder übel auch heute hin. Nicht, dass ich diesen Job nicht mögen würde, aber manchmal hätte ich doch auch gerne wie andere Jugendliche in meinem Alter, nach dem Unterricht frei. Eigentlich wäre ich gar nicht auf das Geld angewiesen, denn mein Dad verdiente mit seiner Firma genug Geld, doch davon gab er mir nichtmal etwas um Essen zu kaufen. Er meinte sein Geld wäre ihm zu schade dafür, dass er jemanden wie mir etwas kauft. Seiner eigenen Tochter...Und genau deshalb brauchte ich diesen Job so dringend. Also lief ich den mir mittlerweile vertrauten Weg zum Diner.

Dort angekommen schnappte ich mir erst mal meine Arbeitskleidung und zog sie an. Ich trat durch die Tür, die in die meist volle Gaststube führte und wurde sofort von dem gut-aussehenden, jungen Mann erkannt. Seine blonden Haare stehen wie so oft in alle Richtungen ab, was ihn in Kombination mit seinen grau-blauen Kulleraugen echt attraktiv und niedlich aussehen ließ. „Na Schnucki, lässt du dich hier auch mal wieder blicken?", lächelte er und zog mich zur Begrüßung in eine innige Umarmung. Bei der Berührung zuckte ich leicht zusammen, da ich durch das Verhalten meines Dads nicht gut mit Körperkontakt klarkam. „Hm, ja.",gab ich knapp zurück und griff sofort nach den ersten Tellern mit Essen, die auf die Ablage gestellt wurden. „Also Jacki, ich werd dann mal.", sagte ich und deutete auf die Teller um klar zu machen, dass ich anfing die Kunden zu bedienen. Jackson, oder auch Jacki wie ich ihn gerne nannte arbeitete schon länger hier als ich und mit der Zeit haben wir uns ziemlich angefreundet. Nur wusste er nicht viel von meinem Leben, da ich nicht gerne persönliches von mir preisgab. Er nickte nur mit einem Lächeln  und wendete sich ebenfalls seiner Arbeit hinter dem Tresen zu.

Nach eineinhalb anstrengenden Arbeitsstunden betrat eine mir nicht ganz unbekannte Gruppe von Teenagern das Diner. Leider, da ich heute als Kellnerin alleine war, musste ich auch sie bedienen. Also ging ich mit gesenktem Blick auf sie zu und fragte gefaket höflich: „Was darf ich euch bringen?" Die beiden wasserstoffblonden Püppchen musterten mich nur abwertend von oben bis unten, während sie bereits an zweien der drei Typen klebten. Sie gehörten allesamt zu den "beliebteren" der Highschool oder besser gesagt: die Jungs waren die „Badboys" und die Mädchen irgendwelche Schlampen mit viel zu viel Make-up.

Das sieht irgendwie so aus, als hätte ihnen jemand mit einer Farbrolle durchs Gesicht gerollt... und das nicht grade schön,

dachte ich mir und musste schmunzeln als ich sah, dass sie gerade gerade versuchten Ben und Jensen auf sie aufmerksam zu machen, indem sie ihnen ihre Oberweite so gut es geht ins Gesicht streckten. Ein wirklich amüsanter Anblick, wenn man mich fragt. „Wir bestellen später, Kleine.", sagte eine tiefe Stimme, welche mir eine Gänsehaut bescherte. Mein Blick fiel auf den Jungen der gerade gesprochen hatte und begegnete seinen eisblauen Augen. Sie sahen nicht nur so aus wie Eis, sondern strahlten auch genauso eine Kälte aus und der Kontrast von ihnen und seinen pechschwarzen Haaren ließ ihn misteriös wirken. Ja misteriös war Carter Black auf alle Fälle, so viele Gerüchte wie an der Highschool über ihn in Umlauf waren. Und genau das bewegte mich dazu mich von ihm fern zu halten. Ohne ein Wort senkte ich den Blick und machte mich daran die anderen Tische zu bedienen.

Vollkommen erschöpft verabschiedete ich mich von Jackson und verließ das Diner. Ein Blick auf meine Armband Uhr zeigte mir dass es bereits 7:39 pm war, weswegen ich mich umso mehr beeilte nach Hause zu kommen. Mein Dad bestand darauf, dass ich ihm jeden Tag Abendessen kochte und sollte das nicht passieren, konnte der Abend sehr lang werden.

Ruby Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt