XII

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„Also hier arbeitet er?", fragte Cris skeptisch, als er neben Iker Platz nahm, an den zwei großen Bänken am Rande der Café Terasse. Alle waren da. Casemiro, Marcelo, Iker, Cristiano, Luka, Pepe. Und auch Gerard. Zwar hatte Iker beteuert, dass dieser nicht mitkommen müsste, immerhin war es doch mehr ein Wiedersehen zwischen Real Madrid, aber der Katalane hatte darauf bestanden und zwar wirklich hartnäckig.
„Oh man!", murmelte Luka und rieb sich seine Hände: „Ich bin irgendwie total nervös!"
„Pssst!", zischte Iker dazwischen: „Da kommt er!"
Alle Augenpaare rissen sich sofort zur Tür, wo dann Sergio mit einem Tablett voll Getränken heraustrat.
„Oh Gott!", entfuhr es Pepe leise: „Der hat sich total verändert"
„Er sieht gut aus!", brummte Gerard. Ihm gefiel der neue Sergio. Der nicht so aufgepumpte Sergio. Der Mittelschicht Sergio. Ihm gefiel das. Ihm gefiel eigentlich alles daran, der neue Style. Weniger auffällig, sondern einfach lässig alltäglich. Ihm gefiel die neue Frisur, die neue Statue, ihm gefiel es sogar, dass Sergio sich immer wieder die Haare oder nur Strähnen färbte. Heute waren einige Strähnen grün.
Die Mannschaft beobachtete wie Sergio herzhaft auflachte, als ihm ein Gast irgendetwas unverständliches zurief. Gut gelaunt tänzelte der ehemalige Fußballer an den Tischen vorbei und servierte die Gläser mit schwungvollen Drehungen und einem ansteckenden Lächeln auf den Lippen.
„Voilà", meinte er immer dabei.
„Gio, Tisch zwölf!", schrie ihm auf einmal ein Mann entgegen. Iker erinnerte sich zwar, dass es der gleiche war, der vergangenes Mal mit Sergio die Dinge aus dem Lager geholt hatte. Nur leider war ihm der Name entfallen, wenn er ihn überhaupt jemals gewusst hatte.
„Scheiße, wir sind Tisch zwölf!", quiekte Marcelo: „Weiß er überhaupt das wir da sind?"
„Nein!", gab Iker kurz zurück: „Ich hätte Angst, dass er abblockt!"
Gerard bekam von dem Gespräch nur wenig mit, stattdessen beobachtete er lächelnd weiter, wie Sergio immer näher zu ihnen lief, doch in ein Gespräch mit einer Kellnerin verwickelt war.
Doch dann kam er ihnen näher und das unvermeidliche geschah: Er entdeckte sie.
Abrupt blieb er wie angewurzelt einen halben Meter vor dem Tisch stehen, das Lächeln fiel von seinem Gesicht und er starrte die Gruppe einfach nur an. Es fühlte sich an, als würde die Welt für diese Sekunde stehen bleiben. Sergio sah durch die gesamte Gruppe, sah jedoch niemanden in die Augen.
„H..hey", stotterte Pepe verunsichert und hievte seine Hand. Langsam drehte auch Sergio seinen Kopf zum Portugiesen und starrte ihn entgeistert an.
„Sese?", flüsterte Iker und zog damit die Aufmerksamkeit des ehemaligen Fußballers auf sich.
„W...was macht ihr hier?", flüsterte Sergio.
„Wir wollten dich auch besuchen, wenn du ja noch lebst!", antwortete Cris grinsend, doch damit war er auch der einzige, der lachte.
„Ah", brachte Sergio bloß über seine Lippen.
„Ist das schlimm?", fragte dann Luka. Sofort schüttelte Sergio seinen Kopf und ließ ein frustriertes Lachen aus: „Nein, nein. Nur....nur überraschend!"
„Darf ich dich umarmen?", fragte Marcelo auf einmal. Leises Lachen durchflutete den Tisch und Sergio, wenn auch zögerlich, nickte. Der Brasilianer sprang von der Bank auf und fiel dem Spanier um den Hals, der ihn direkt auffing. Derweil Marcelo sich völlig in die Umarmung lehnte, fühlte sich Sergio ziemlich in seiner Intimität verletzt. Irgendwann übte er leichten Druck auf Marcelo aus und zog diesen von sich weg.
„Sorry!", murmelte der Brasilianer lachend und fuhr sich durch die Augen: „Ich bin nur so glücklich!"
„Ich will auch!", brummte Cris und schubste Marcelo weg, nur um Sergio kurz darauf selber zu sich zu ziehen. So ging es fort bis die neuen alle ihren wiedergefundenen Freund umarmt hatten.
„Bekomme ich auch eine zweite Umarmung oder ist das zu viel?", fragte Iker lachend und breitete seine Arme aus. Sergio lachte unsicher und umarmte den Torhüter dann, wenn auch ein wenig steif. Iker war ein wenig traurig darüber, irgendwie hatte er sich erhofft, dass alles wie früher werden würde. Aber das könnte es wohl nicht. Es war wohl zu viel Zeit vergangen.
Sergio sah zu Gerard, der als einziger noch nicht vom Tisch aufgestanden war.
„Begrüßen wir uns auch?", fragte er und ein Lächeln schmiegte sich auf die Lippen des ehemaligen Fußballers. Gerard nickte bloß und stand vom Tisch auf. Anders als die Anderen umarmte er Sergio nur kurz, so wie es Freunde nun einmal taten und drückte den Spanier nicht unnötig lange an sich. Sergio war dankbar dafür.
„Was macht ihr denn hier?", fragte Sergio verwundert: „Seit wegen der WM wahrscheinlich hier, richtig!?!"
Cris nickte: „Und wenn wir nebenbei einen verloren Freund finden, dachten wir uns: Warum ihn nicht auch Wiedersehen?"
Sergio lachte, aus reiner Höflichkeit und kratzte sich am Hinterkopf: „Hat Iker euch das erzählt?"
„Natürlich!", meinte Iker: „Ist das schlimm?"
Sergio fuhr noch tiefer mit seiner Hand in die Haare und seufzte leise: „Nein, zumindest nicht so wie du denkst!"
„Wie denn?", brummte Pepe ein wenig skeptisch. Sie alle waren traurig, dass ihr Sese nicht mehr wie früher war.
„Nicht, dass die Presse was herausfindet! Ich will die nicht vor meinem Haus stehen haben!", erklärte Sergio. Die Presse war das letzte worauf er Lust hatte und er konnte versprechen, dass das Wiederfinden eines verschwunden Fußballers das Thema der nächsten Wochen gar Monate sein würde.
„Entspann' dich!", murmelte Cris: „Wir passen schon auf! Wir sind Profis!"
„Passt einfach bitte auf, dass es nicht zu viele herausfinden!", bat Sergio und tänzelte mit seinen Fingern nervös auf den Tisch. Plötzlich lachte Casemiro auf: „Wie, wir dürfen es keinem erzählen?"
Sergio sah auf und nickte zögerlich.
Casemiro lachte weiter: „Vergiss' es!"
„Bitte?", brummte Sergio und kniff die Augenbrauen zusammen.
„Vergiss' es! Sergio, du wirst von der ganzen Fußball Industrie gesucht und hattest da definitiv mehr Freunde als nur uns. Die machen sich alle Sorgen um dich und denken du bist tot oder sonst was. Und du erwartest, wir sollen ihnen die Freude nehmen, dass du noch lebst und es dir gut geht? Verdammt Sergio! Weißt du eigentlich was du uns angetan hast, als du abgehauen bist? Wir haben uns Sorgen gemacht, dich gesucht! Es war ein totales Tief für den Club und die Menschen. Jemanden von einen auf den anderen zu verlieren.
Natürlich werden wir es erzählen und es wird sich natürlich rumsprechen, das ist nur eine Frage der Zeit. Aber das ist doch gut!
So können sie dich langsam wieder in dein Leben einbauen und du uns in deines!"
„Ich will euch aber nicht in mein Leben einbauen!", rutschte es Sergio auf einmal leise heraus, doch laut genug, dass es alle hörten.

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Ich habe bemerkt, dass ich hier recht lange nicht mehr geupdatet habe.
Ich würde mich über Feedback freuen.

In case we ever meet again || Sergio Ramos (Sergio Ramos/Gerard Piqué) - ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt