XVI

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"Ich dachte Fußball wäre nicht mehr dein Ding!", rief ihm dann eine Stimme entgegen und ließ Sergio hochschrecken.

„Marcelo.....", murmelte Sergio unsicher. Er stützte sich auf die Ellenbogen und sah zum Brasilianer, der zu ihm herunter schaute. Marcelo grinste schief, die Locken fielen ihm ins Gesicht.
„Wie lange bist du schon hier?", fragte Sergio unsicher.
„Lange genug", war die schlichte Antwort des Jüngeren. Marcelo kniete neben Sergio und setzte sich ins Gras. Sergio fiel wieder zurück und stöhnte genervt auf.
„Darf ich dir was sagen?", fragte er. Marcelo nickte.
„Hast du schon mal was gemacht, was sich für lange Zeit richtig angefühlt hat, aber plötzlich hast du einen Moment, wo du verstehst, das es dennoch falsch ist?!?"
Verständnislos sah der Fußballer zum Spanier, der seufzte und erneut begann:
„Kanada ist toll, Liam ist ein toller bester Freund, Lexie, Megan und Liz sind wie Schwestern für mich und Joes Bar ist perfekt für den Feierabend. Das Café ist mein zu Hause und ich liebe es den Kaffe zu servieren und mit den Gästen zu plappern. Ich habe das perfekte Leben. Ich habe keinen Stress, keine Paparazzis, die mich verfolgen und auch keine Stalkenden Fans, die mit mir zusammen sein wollen. Ich kann das Essen was ich will und muss keinen Sport machen, wenn ich nicht will. Das Wochenende habe ich frei und kann im Park chillen und in den Ferien kann ich dorthin, wohin es mir mein Budget erlaubt.
Mein Leben ist perfekt. Toller Job. Tolle Freunde."
Sergio stoppte und atmete einige Male tief durch. Er spürte Marcelos ahnungslosen Blick an sich heften und beschloss fortzufahren:
„Aber....
....Kanada ist nicht Spanien und egal wie sehr ich es versuche, Kanada wird niemals mein Geburtsland sein, wo ich aufgewachsen bin. Ich werde niemals an einem Spielplatz vorbei gehen und Flashbacks zu meiner Kindheit haben. Und Liam ist ein toller bester Freund, er ist immer für mich da, aber er wird nie verstehen, was es heißt für einen Sport zu Leben. Er wird nie nachvollziehen können, wie erfüllt ich vom Fußball bin beziehungsweise war. Er wird nie die lustigen Storys von betrunkenen Fußballern nach Siegerehrungen verstehen und er wird nie darüber lachen können, wie verrückt manche Fans sind. Vielleicht wird er darüber Lachen, aber er wird es nie nachvollziehen. Er war nicht dabei. Und Megan, Liz und Lexie sind toll, aber sie sind nicht Miriam."
Sergio stützte sicH erneut auf den Ellenbogen ab und sah zu Marcelo.
„Weißt du", murmelte er und erinnerte sich zurück an das erste Treffen mit Gerard bei sich zu Hause und was er damals gesagt hatte.
„Gerard meinte zu mir, er würde mir nicht glauben, als ich sagte, ich könnte nichts gutes im Fußball sehen. Er würde mir glauben, dass ich kein Fußballer mehr sein möchte, aber den Rest nicht. Er meinte ich würde einfach abblocken. Er meinte, ich würde den Fußball tief in mir drin haben und er wäre ein Teil meines Lebens den ich nie mehr widerrufen könnte"
„Was hast du dazu gesagt?", fragte Marcelo leise.
„Nichts", murmelte Sergio: „Ich habe dazu geschwiegen"
„Warum erzählst du das jetzt?", Marcelo legte seine Arme auf die Knie und sah in die Ferne. Irgendetwas sagte ihm, dass dieses aufeinandertreffen mit Sergio jetzt Wertverändernd werden könnte.
„Weil, hätte Gerard mir das jetzt gesagt, hätte ich ihm zugestimmt, ihn sogar noch korrigiert, dass ich nicht einmal weiß, ob ich wirklich kein Fußballer mehr sein möchte"
Marcelo riss seinen Kopf zu Sergio und musterte diesen mit großen Augen.
„Ich weiß es nicht", stellte Sergio kalt: „Ich habe nicht gesagt, dass ich Fußballer sein möchte. Ich weiß es einfach nicht"
Marcelo war sprachlos und musterte den ehemaligen Fußballer.
„W....woher der Sinneswandel?"
Sergio zuckte mit den Achseln: „Ich habe euch da stehen sehen, die Jungs jubeln und Nando hat mir von all dem erzählt, was die letzten Jahre geschehen ist. Und irgendwie. Ich weiß nicht. Ich war nicht dabei und ich wäre so gerne dabei gewesen"
Sergios stöhnte genervt auf und warf sich wieder zurück ins Gras: „Verdammt, was für einen Fehler habe ich damals begangen?"
Der Brasilianer musterte ihn, ehe er sich zu ihm hinlegte.
„Fehler werden gemacht um sie zu korrigieren", flüsterte er. Sergio schniefte leise auf und lugte hinter seinen Händen hervor, bevor er sarkastisch lachte: „Wie willst du diesen Fehler den beheben?"
Marcelo hatte zwar eine Idee, aber die war selbst für ihn verrückt, deswegen hielt er seine Klappe. Stattdessen legte er einfach einen Arm um Sergio, wie in alten Zeiten nach Niederlagen. Irgendwann richteten sie sich wieder aufrecht und Sergio lehnte seinen viel zu schweren Kopf an Celos Schulter.
„Was möchtest du?", fragte Marcelo irgendwann vorsichtig. Sergio sah verwirrt zu ihm: „Wie? Ich verstehe dich nicht ganz?"
„Fußballer oder Kellner?"
„Die Frage musste du gar nicht stellen, weil so oder so nur Kellner möglich ist"
„Aber wenn wir jetzt ignorieren was möglich ist und was nicht, was möchtest du? Wie sollte dein Leben dann aussehen?"
„Ein Haus in Spanien, am besten wieder in der Nähe von Isco und Luka. Zwei Spiele die Woche und alle vier Jahre eine WM. Training täglich, gerne wieder rumalbern. Busse die uns zu Spielen fahren, erste Klasse Flüge, jubelnde Fans. Das hört sich jetzt irgendwie doch ganz schön an"
„Und ein Sixpack wäre auch ganz cool, nh?", grinste Marcelo. Sergio sah ihn empört an und stieß ihn von sicH weg.
„Wie soll ich das denn verstehen?"
„Äh, du bist ein Spargel"
„Pffff, du bist einfach fett, so sieht's aus!"
Marcelo schlug seinem Kumpel gegen den Kopf, bevor sie in Gelächter ausbrachen. Als sie sich wieder beruhigten, sahen sie sich an.
„Ich habe Heimweh", gab Sergio dann zu: „Heimweh nach meinem früheren Leben"
„Never too late", meinte Marcelo bloß. Sergio fing wieder an zu Lachen: „Soll ich beim nächsten Spiel einfach mit einlaufen und sagen, Hey da bin ich wieder, war zwar zwei Jahre weg, aber hey, hier bin ich. Kann keinen Fussball mehr spielen, aber scheiß egal ich habe Heimweh bekommen und jetzt stehe ich hier"
Marcelo schmunzelte: „Nicht ganz so"
„Gar nicht so", verbesserte Sergio: „Ich habe einen Fehler gemacht und muss mit den Konsequenzen leben"
Sergio seufzte leise: „Was soll's ich muss eh los, die Jungs warten"
Er stand auf und reichte Marcelo Dir Hand, der sich aufziehen ließ.
„Wir schreiben", meinte Sergio und umarmte seinen Freund, bevor er zu dem Koffer lief.
„Kommst du mit?", rief er dem Brasilianer zu, der seinen Kopf schüttelte: „Ich muss noch was erledigen in der Stadt"
„Okay, man sieht sich!"
„Ich hoffe diesmal dauert's nicht zwei Jahre!", rief Marcelo, bevor er beobachtete, wie Sergio durch die Tür aus dem Fußball Platz verschwand. Zeitgleich zückte er sein Handy und wählte die Nummer von Zinédine, denn er war der eine, der seinen Plan mit Sergio in die Tat umsetzen könnte.
„Marcelo?", fragte eine verwunderte Stimme in den Hörer.
„Hey Zizou"
„Was ist denn los?„
„Hast du gerade Zeit?"
Er hörte rascheln und Gesprächen, bevor der Trainer wieder am Hörer war: „Ja, habe ich. Was gib's?"
„Setzt dich hin, das ist eine lange Geschichte!"
Und so begann Marcelo von Sergio zu erzählen....

Ich melde mich auch mal wieder.
Ich war im Urlaub und joa, Zeit zum Schreiben war nicht 😂
Hoffe euch gefällt das Kapitel.
Aber Frage an euch: Warum habt ihr alle gedacht, dass Cris an der Seitenlinie stand?

In case we ever meet again || Sergio Ramos (Sergio Ramos/Gerard Piqué) - ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt