Nach zehn Minuten war ich wieder aufgestanden und lief verwirrt umher. Wohin? Was? Wieso? Fragen wurden durch meinen Kopf gepustet als wären es Sandkörner bei einem Sandsturm. Ein Tornado hatte nicht gewütet, auf den Zeitungen stand nichts und damit meinte ich gar nichts, nichtmal ein Spritzer von Druckerfarbe war darauf gekleckert. Was war hier los? Ich rannte mitsamt meiner Tasche auf den Vorpausenhof und blieb wieder stehen. Ich schaute mich um, niemand da. Ich setzte mich, war zu hibbelig und stand wieder auf. „Versteckte Kamera ist gar nicht lustig! Ihr könnt wieder rauskommen!", rief ich spaßeshalber, während ich mit meiner Panikattacke beschäftigt war. Es kam niemand. Ich lehnte mich verzweifelt an die Wand und rutschte an ihr herunter, sodass ich den kalten, mit Moos bewachsenen Boden betastete. Ich fühlte mich innerlich zerrissen, veräppelt, zurückgelassen. Da geht man montags in die Schule und dann ist dort keiner. Es war auch keine Ferienzeit. Es fühlte sich nicht so an als wären hier andere Leute. Wenn hier niemand war, wo waren die Anderen dann?
Ich schaute auf die Pfütze, in ihr spiegelte sich das Eröffnungsschild der Schule. Ich atmete schwer.
Was war das? Ich musste zweimal hinsehen. In der Pfütze erkannte ich, dass sich die Buchstaben des Schildes verformten. Sie verflossen regelrecht ineinander. Ich stand geschockt auf. Auf dem Schild stand normalerweise etwas über den Gründer der Schule und wann sie gebaut worden war, ich sah das Metallschild jeden Tag, wenn ich vor der Schule auf meine Freunde wartete. Die Sätze hatten sich in nur wenige Zeilen mit großen Wörtern verschoben. Wie konnte Eisen nur so schnell verflossen sein? War das physikalisch überhaupt möglich? Das müsste ein Hirngespinst sein, eine Illusion, eine Halluzination. Ich hatte keine Ahnung, wie man reagieren sollte, wenn etwas übernatürliches passierte aber Ich holte meinen Block aus der Tasche und begann abzuschreiben (Irgendwie lächerlich, die Mehrzahl wäre vermutlich eher weg gerannt):
~Du vom Unfall gezeichnet worden bist, du dennoch deine Liebe findest, du erst des Rätselslösung lösen musst, so musst du wachsam sein, wie ein Wächter bei Nacht, wenn die Chancen am größten sind.~
„Was ist denn das für ne Yoda-Scheiße?", fragte ich mich laut. Ich hatte zwar nie Star Wars geschaut, aber sogar ich wusste, dass Yoda so sprach. Ich musste hier weg, sofort. Ich lief zu irgendeinem Auto und schlug die Fensterscheibe ein. Ein altes Modell, dass konnte man bestimmt noch kurzschließen. Tatsächlich, zwei Kabel die ich zusammen hielt bis es funkte. Ich konnte es seit ich acht war, mein Opa hatte es mir beigebracht. Berlin war nicht weit weg und ich hatte schon meinen Führerschein also fuhr ich los. Das war schon immer mal mein Traum. Ohne Regeln, ohne andere Autos mit beschissen Opifahrern über alle roten Ampeln und Stopschilder zu fahren. Eigentlich war ich brav, aber was half mir das jetzt? Egal an welchem Dorf ich vorbei kam, es war still und leer. Ganz Berlin war still, nichtmal die Tiere waren da. Ich war froh, traurig und wütend zugleich. Ich stieg aus, jubelte, schrie, trat gegen altmodische Mülleimer und stieg wieder ein. Ich schnaufte und schmiss den Motor wieder an. Ich besichtigte Halbberlin an diesem ersten Tag. Radio gab es nicht, es arbeitete ja keiner, ich war die einzigste die hier war, war ich tot? Nein, es gäbe noch mehr Leute, die tot sein würden.
Ich reiste noch den restlichen Tag umher, durch etliche Städte und Dörfer und als ich am Abend zurückkam, gefühlt ganz Deutschland besichtigt, schmiss ich mich ins Bett. Ich ging alle Möglichkeiten durch, ich schaute in die Zukunft. Mich interessierte es nicht mehr, was passiert war, sondern was ich hieraus machen könnte, vielleicht würde ich für immer hier bleiben müssen. Vielleicht war es morgen wieder vorbei? Ich wusste es nicht, ich konnte nur vermuten. Also was blieb mir übrig, aufgeregt hatte ich mich schon. Es gab keine Regeln, ich war die Einzigste, die noch existierte. Ich durfte alles machen was ich wollte, es bemerkte ja niemand, wenn ich ein Geschäft ausraubte. Ich konnte für das Abi lernen. Nur wenn ich schon die tollen Sachen hinter mir hatte.
Das waren die guten, postiven Ideen, aber ich war fertig vom Tag und würde mir auch erst wieder am Nächsten Gedanken machen.
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ALONE
Science FictionSehr Kurze Leseprobe: Die Dornen zerkratzten meine Arme und mein Gesicht, aber ich kümmerte mich nicht darum. Ich rannte aus dem Dickicht, ein paar Meter an dem Campingplatz vorbei, direkt weiter auf einen kleinen Weg, welcher eigentlich gesperrt wa...